Maasschule,
romanische Kunst im Bereich der Erzdiözese Lüttich mit besonderen Schwerpunkten in der Metallplastik, wie Goldschmiede- und Emailkunst, der Buchmalerei und der Elfenbeinschnitzerei. Trotz fließender Grenzen zum Kölner Raum, zu Lothringen und Frankreich, die besonders in der Architektur deutlich werden, bildet die romanische Kunst des Maaslandes eine stilistische Einheit. Schon in karolingischer Zeit erlebten das Maasgebiet und seine Kunst eine erste Blüte. Die karolingische Tradition wirkte besonders in der Baukunst fort (Westbauten, Westwerk), in der Buchmalerei und Elfenbeinkunst (Schulen von Reims und Metz). Antike Einflüsse, die in der Kathedralschule in Lüttich ihr Gegenstück haben, sind in den Hauptwerken der Buchmalerei (u. a. Bibel von Floreffe, um 1160; London, Britisches Museum) ebenso zu spüren wie in der Elfenbeinkunst (Notkertafel in Lüttich, um 1000; Musée Curtius). Auch die Hauptwerke der Steinskulptur (u. a. Madonna des Dom Rupert, um 1166; ebenda) weisen jedes in seiner Weise Bezüge zur Antike auf. Am deutlichsten wird das am frühesten signierten Metallwerk der Maasschule, dem Lütticher Taufbecken des Reiner von Huy (1118; Saint-Barthélemy). Die romanische Goldschmiedekunst hatte hier (neben Limoges) ihr wichtigstes Zentrum. Viele bedeutende Werke werden mit Abt Wibald von Stavelot (1130-58) als Stifter und dem Goldschmied Godefroid de Huy in Verbindung gebracht. Die maasländische Goldschmiedekunst fand in der Folgezeit in Köln (u. a. Heribertschrein, um 1160-70; Köln-Deutz, Sankt Heribert) und in Aachen (Karlsschrein, um 1215, Münsterschatz) eine großartige Nachfolge, die in den Werken des Nikolaus von Verdun ihren Höhepunkt erreichte. Elemente der frühen Gotik zeigen sich in den Werken des Goldschmiedes Hugo von Oignies. In dieser Zeit verlor der Emailschmuck an Bedeutung und wurde durch Niello- oder Filigranarbeiten ersetzt.
Rhein u. Maas, Kunst u. Kultur 800-1400, hg. v. A. Legner, Ausst.-Kat., 2 Bde. (1972-73);
Universal-Lexikon. 2012.