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So|nẹtt 〈n. 11〉 Gedicht aus zwei vierzeiligen u. zwei dreizeiligen Strophen [zu ital. sonare „klingen“]
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So|nẹtt , das; -[e]s, -e [ital. sonetto, eigtl. = »Klinggedicht«, zu: s(u)ono < lat. sonus = Klang, Ton, zu: sonare, ↑ Sonant] (Dichtkunst):
gereimtes Gedicht, das gewöhnlich aus zwei (aufgrund des Reimschemas eine Einheit bildenden) vierzeiligen u. zwei sich daran anschließenden (ebenfalls eine Einheit bildenden) dreizeiligen Strophen besteht.
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Sonẹtt
[italienisch sonetto, eigentlich »Klinggedicht«, zu lateinisch sonus »Klang«, »Schall«] das, -(e)s/-e, italienische Gedichtform mit Nachbildungen in fast allen europäischen Literaturen. Die Grundform bildet ein Gedicht von 14 Zeilen, die sich zu zwei Vierzeilern (Quartette) und zwei Dreizeilern (Terzette) gruppieren. Quartette und Terzette sind in sich durchgereimt; wichtigste Reimschemata (neben vielen Varianten) sind dabei in der italienischen Dichtung abab abab und abba abba in den Quartetten, cdc dcd und cde cde in den Terzetten, in der französischen Dichtung abba abba ccd ede. Der gängige Vers des Sonetts ist in der italienischen Dichtung der Endecasillabo, in Frankreich der Alexandriner. Eine Sonderform stellt das »englische Sonett« dar, das die 14 Zeilen (fünfhebige Verse mit jambischem Gang) in drei Vierzeiler mit Kreuzreim und ein abschließendes (epigrammatisch-pointierendes) Reimpaar gliedert; Reimschema abab cdcd efef gg. Als »deutsches Sonett« wird gelegentlich eine Sonderform bezeichnet, die auf die Durchreimung der Quartette verzichtet (Reimschema abab cddc. ... ..); daneben kennt die deutsche Sonettdichtung eine Fülle anderer Sonettformen. Der äußeren Form des Sonetts entsprechen der syntaktische Bau und die innere Struktur: Die Quartette stellen in These und Antithese die Themen des Gedichts auf; die Terzette führen diese Themen in konzentrierter Form durch und bringen die Gegensätze abschließend zur Synthese. Die Thematik der Sonettdichtung ist, der anspruchsvollen Form und der dadurch bedingten Forderung gedanklicher Klarheit entsprechend, beschränkt. Grundzug ist die intellektuelle Verarbeitung, die gedankliche Objektivierung subjektiven Erlebens: des Eros, Gottes, des Todes, des persönlichen Schicksals, aber auch politischen und sozialen Geschehens. Häufig werden mehrere Sonette zu einem Sonettenzyklus verknüpft (Sonettenkranz).
Das italienische Sonett wurde in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts im Umkreis Kaiser Friedrichs II. am Hof in Palermo durch die Vertreter der Sizilianischen Dichterschule entwickelt, von denen die toskanischen Dichter des Dolce stil nuovo (G. Guinizelli, G. Cavalcanti, Cino da Pistoia, Dante) die Form übernahmen. Einen Höhepunkt im 14. Jahrhundert stellt der »Canzoniere« F. Petrarcas dar. M. M. Boiardo, Lorenzo de' Medici u. a. setzten die Linie im 15. Jahrhundert fort, im 16. Jahrhundert u. a. Michelangelo, G. Bruno, Vittoria Colonna und Gaspara Stampa. Im 19. Jahrhundert kam es zu einer Wiederbelebung der Form (u. a. G. Carducci). Spanische und portugiesische Nachbildungen des italienischen Sonetts finden sich zuerst im 15. Jahrhundert, im 16. und 17. Jahrhundert bei J. Boscán Almogáver, Garcilaso de la Vega, F. de Sá de Miranda, L. F. de Vega Carpio und bei L. de Camões. Französische Nachbildungen gibt es seit dem 16. Jahrhundert (C. Marot, Louise Labé, P. de Ronsard, J. Du Bellay). In der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts verlor das Sonett an Beliebtheit und wurde erst im 19. Jahrhundert von den Parnassiens und Symbolisten wieder aufgegriffen. Die ersten englischen Nachbildungen des italienischen Sonetts entstanden zu Beginn des 16. Jahrhunderts am Hofe König Heinrichs VIII.; T. Wyatt und H. Howard, Earl of Surrey, entwickelten die englischen Sonderform des Sonetts. Die Blüte der englischen Sonettdichtung fällt in die 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts (E. Spenser, P. Sidney, Shakespeare). Im 17. Jahrhundert pflegten J. Donne und J. Milton das Sonett. Eine Erneuerung erfolgte in der Romantik (W. Wordsworth, J. Keats); weitere Vertreter sind u. a. Elizabeth Barrett Browning und D. G. Rossetti. Die deutschen Nachbildungen des italienischen und französischen Sonetts lassen sich erstmals im 16. Jahrhundert nachweisen. Die erste Blütezeit fällt ins 17. Jahrhundert (M. Opitz, P. Fleming, A. Gryphius u. a.), eine zweite Blüte erlebte das Sonett bei Goethe und den Romantikern (A. W. Schlegel, A. von Platen, F. Rückert). Auch die deutsche Lyrik der Jahrhundertwende und des 20. Jahrhunderts nahm die Form wieder auf (u. a. S. George, R. M. Rilke, J. R. Becher, G. Heym, G. Britting, A. Haushofer).
W. Mönch: Das S. (1955);
P. Weinmann: S.-Idealität u. S.-Realität. Neue Aspekte der Gliederung des S. von seinen Anfängen bis Petrarca (1989).
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So|nẹtt, das; -[e]s, -e [ital. sonetto, eigtl. = „Klinggedicht“, zu: s(u)ono < lat. sonus = Klang, Ton, zu: sonare, ↑Sonant] (Dichtk.): gereimtes Gedicht, das gewöhnlich aus zwei (aufgrund des Reimschemas eine Einheit bildenden) vierzeiligen u. zwei sich daran anschließenden (ebenfalls eine Einheit bildenden) dreizeiligen Strophen besteht: ein S. von Petrarca, Shakespeare, Rilke.
Universal-Lexikon. 2012.