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Wordsworth
Wordsworth
 
['wəːdzwəːθ],
 
 1) Dorothy, englische Schriftstellerin, * Cockermouth (County Cumbria) 25. 12. 1771, ✝ Rydal Mount (bei Grasmere, County Cumbria) 25. 1. 1855, Schwester von 2); begleitete ihren Bruder auf seinen Reisen, lebte ab 1795 mit ihm zusammen. Ihre Briefe, Tagebücher und Reisebeschreibungen sind wegen ihres klaren Prosastils geschätzt und geben wichtige Aufschlüsse über Leben und Werk ihres Bruders.
 
Ausgabe: Journals of D. Wordsworth, herausgegeben von E. de Sélincourt, 2 Bände (1941, Nachdruck 1970).
 
Literatur:
 
S. Manley: D. and William W. (New York 1974).
 
 2) William, englischer Dichter, * Cockermouth (County Cumbria) 7. 4. 1770, ✝ Rydal Mount (bei Grasmere, County Cumbria) 23. 4. 1850, Bruder von 1); früh verwaist; studierte 1787-91 in Cambridge, unternahm 1790 Wanderungen auf dem Kontinent; später längere Aufenthalte in Frankreich (1792), wo er zum Anhänger der Französischen Revolution wurde, und in Deutschland (1798/99, mit seiner Schwester Dorothy und S. T. Coleridge, zu dem seit 1795 eine enge Freundschaft bestand); ab 1802 Ȋ mit Mary Hutchinson; ab 1813 Siegelbewahrer von Westmorland. 1843 wurde er zum Poet laureate ernannt.
 
In seinen Frühwerken »An evening walk« (1793) und »Descriptive sketches« (1793) zeigt sich Wordsworth noch als konventioneller, in klassizistischer Tradition stehender Naturdichter, der seine Heimat und die Schweizer Alpen in stimmungsvollen Bildern einfängt. Die zusammen mit Coleridge herausgegebenen, radikal mit den klassizistischen Konventionen brechenden »Lyrical ballads« (1798), deren zweite Ausgabe (1800) Wordsworth mit einem programmatischen Vorwort versah, begründeten seinen Ruf als Romantiker der ersten Stunde (weitere Fassungen 1802 und 1805). Wordsworth wollte mittels einfacher Sujets und einer volkstümlichen Sprache, die in ihrer Schlichtheit dem innigen Empfinden der pantheistisch aufgefassten Natur angemessen sein sollte, das Göttliche im Alltäglichen darstellen. Der Dichter sei dabei angewiesen auf die Erinnerung an die Intensität des kindlichen Erlebens: Dichtung entstehe »aus Empfindung, deren man sich im Zustand der Ruhe erinnert«. In seinem abgeschiedenen Domizil im Lake District (Lake School) vollendete Wordsworth 1805 den ersten Entwurf der Coleridge gewidmeten bekenntnishaft-autobiographischen Dichtung »The prelude, or, Growth of a poet's mind« (herausgegeben 1850; mehrfach revidiert; deutsch »Präludium oder das Reifen eines Dichtergeistes«), in der er die Entwicklung seiner dichterischen Imagination behandelt. »The prelude« sollte den ersten von drei Teilen des philosophischen Hauptwerkes »The recluse« bilden, eines unvollendet gebliebenen Epos über Mensch, Natur und Gesellschaft; nur der zweite Teil, ein philosophisches Lehrgedicht, erschien zu Wordsworths Lebzeiten (»The excursion«, 1814). Mit der Ausgabe »Poems« (2 Bände, 1807), die Wordsworth nochmals als Dichter der kleinen Dinge zeigt, endete seine große Schaffensperiode. Seine jugendliche Begeisterung für die Ideale der Französischen Revolution, die schon in die 1795/96 entstandene, von der rationalistisch-anarchistischen Philosophie W. Godwins beeinflusste pathetische Verstragödie »The borderers« (1842) eingegangen war, wich einem auf Kirche und Staat bedachten Konservativismus, der auch die zahlreichen Sonette und anderen Gedichte der Spätphase prägte.
 
Ausgaben: The letters of William and Dorothy Wordsworth, herausgegeben von E. de Selincourt, 6 Bände (1967-82); The poetical works, herausgegeben von demselben, 5 Bände (Neuausgabe 1967-72).
 
Literatur:
 
M. Moorman: W. W. A biography, 2 Bde. (Neuausg. Oxford 1968-69);
 M. Jacobus: Tradition and experiment in W.'s lyrical ballads (Oxford 1976);
 H. Schwinning: Dichtung u. Radikalismus in der Epoche 1780-1806 (1979);
 S. Prickett: Coleridge and W. The poetry of growth (Neuausg. Cambridge 1980);
 D. Simpson: W.'s historical imagination (New York 1987);
 S. Gill: W. W. A life (Oxford 1989);
 N. Roe: W. and Coleridge. The radical years (Neuausg. ebd. 1990);
 R. Noyes: W. W. (Neuausg. Boston, Mass., 1991);
 H. Davies: W. W. A biography (Neuausg. Stroud 1997);
 J. L. Mahoney: W. W. A poetic life (New York 1997).
 

Universal-Lexikon. 2012.