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Monetarismus
Mo|ne|ta|rịs|mus 〈m.; -; unz.〉 das Ausgerichtetsein, ausschließliche Orientiertsein auf Geld u. Kapital [→ Moneten]

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Mo|ne|ta|rịs|mus, der; - (Wirtsch.):
Theorie in den Wirtschaftswissenschaften, die besagt, dass in einer Volkswirtschaft der Geldmenge (d. h. der Menge des umlaufenden Bar- u. Giralgeldes) überragende Bedeutung beigemessen werden muss u. deshalb die Wirtschaft primär über die Geldpolitik zu steuern ist.

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Monetarịsmus
 
[zu lateinisch moneta »Münze«, »Münzstätte«] der, -, wirtschaftstheoretische und wirtschaftspolitische Konzeption, die von einem engen Zusammenhang zwischen der Entwicklung der Geldmenge und der des nominellen Bruttosozialprodukts ausgeht und die die Geldpolitik in den Mittelpunkt wirtschaftspolitischer Steuerung stellt. Der Monetarismus ist u. a. von M. Friedman, K. Brunner, A. H. Meltzer und Anna Jacobson Schwartz (* 1915) in den 1960er- und 70er-Jahren als Gegenentwurf zum Keynesianismus entwickelt worden (»monetaristische Gegenrevolution« der Chicago-Schule). Im Gegensatz zum Keynesianismus bevorzugt der Monetarismus die längerfristige Betrachtung und knüpft an die neoklassische Vorstellung eines grundsätzlich stabilen Wirtschaftsablaufs an; jedoch muss die Notenbank für die Bekämpfung der Inflation sorgen. Sieht man von Spielarten des Monetarismus ab, lassen sich folgende Grundpositionen feststellen:
 
1) Stabilität des privaten Sektors: Der Keynesianismus hatte behauptet, dass der Wirtschaftsprozess v. a. wegen spontaner Änderungen in den wirtschaftlichen Erwartungen der Wirtschaftssubjekte instabil sei und Arbeitslosigkeit als Dauerzustand der Marktwirtschaft betrachtet werden müsse. Dies wird vom Monetarismus verworfen und durch die These ersetzt, dass Wachstums- und Konjunkturzyklen auf exogene Störungen zurückzuführen sind und die private Wirtschaft in der Lage ist, diese Schocks zu absorbieren und in stabilisierende Bewegungen umzusetzen. Dahinter steht die Überzeugung, dass die Preismechanismen in der Wirtschaft Ungleichgewichte an den Märkten abbauen können, dass also Bewegungen von Güterpreisen, Löhnen und Zinsen Angebot und Nachfrage an den Märkten ausgleichen werden (stabiles Gleichgewicht). Da somit die Selbstheilungskräfte des Marktes zum Marktausgleich führen und da dies insbesondere auch für den Arbeitsmarkt gilt, an dem eine ausgeprägte Tendenz zur Vollbeschäftigung wirksam wird, gibt es für Eingriffe des Staates in den Wirtschaftsablauf - v. a. für die vom Keynesianismus bevorzugte Fiskalpolitik - keinen Anlass. Im Gegenteil: In der Interpretation des Monetarismus sind gerade die wirtschaftspolitischen Eingriffe des Staates im Sinne einer diskretionären Wirtschaftspolitik Quelle von Instabilität. Der Staat trägt durch seine häufig falsch dosierten und zur falschen Zeit wirkenden Steuer- und Ausgabenprogramme nur Unsicherheit in die Wirtschaft und erzeugt damit gerade die Instabilität, die zu bekämpfen er vorgibt. Die Selbstheilungskräfte wirken allerdings nur, wenn die Preismechanismen nicht behindert werden. Die Märkte müssen dazu wettbewerblich organisiert sein; die Wettbewerbspolitik dürfe keine Wettbewerbsbeschränkungen zulassen.
 
2) Zentrale Rolle der Geldmenge und der Geldpolitik: Während die Preismechanismen für eine Vollauslastung der Produktionskapazitäten, insbesondere auch für Vollbeschäftigung sorgen, hängt die Entwicklung des Preisniveaus entscheidend von der Ausweitung der Geldmenge ab. Hier übernimmt der Monetarismus die Vorstellungen der Quantitätstheorie, dass bei gegebenem Wachstum des Produktionsvolumens und bei gegebener Umlaufgeschwindigkeit des Geldes Inflation immer ein monetäres Phänomen ist, also dadurch zustande kommt, dass die Geldmenge rascher wächst als das Produktionsvolumen. Die Inflationsbekämpfung wird somit zur zentralen Aufgabe für die Geldpolitik. Sie muss die Entwicklung der Geldmenge mit dem Wachstum der gesamtwirtschaftlichen Produktion in Übereinstimmung halten. Um dies auch in der wirtschaftspolitischen Realität zu sichern, schlägt der Monetarismus eine Regelbindung für die Geldpolitik vor. Nach der einfachsten, zugleich aber auch striktesten Regel soll die Zentralbank verpflichtet werden, die Geldmenge Jahr für Jahr mit einer festen Rate, die der mittelfristigen Wachstumsrate der Produktion entspricht, auszuweiten (potenzialorientierte Geldmengensteuerung). Mit dieser mittelfristigen Orientierung der Geldpolitik würde zugleich verhindert, dass die Zentralbank den nach Ansicht des Monetarismus aussichtslosen Versuch unternimmt, konjunkturelle Schwankungen durch antizyklische Geldpolitik ausgleichen zu wollen. Allerdings sind auch flexiblere Regelbindungen vorgeschlagen worden, die zumindest in begrenztem Umfang Anpassungen der Geldmengenentwicklung an Bewegungen der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes oder an Bewegungen der gesamtwirtschaftlichen Produktion erlauben (Geldmengenziel). Immer aber soll die Geldpolitik auf die Steuerung der Geldmenge und nicht auf die Steuerung der Zinsen gerichtet sein. Im Vergleich zur Geldpolitik spielt die Fiskalpolitik eine untergeordnete Rolle. Aktive Fiskalpolitik ist weder für die Vollbeschäftigung erforderlich, noch wird sie für den Kampf gegen die Inflation benötigt, weil deren Ausmaß von der Geldversorgung durch die Zentralbank abhängt. Kreditfinanzierte Ausgabenerhöhung oder Steuersenkung im Sinne der Defizitfinanzierung würde allenfalls wegen der steigenden staatlichen Kreditnachfrage den Zins nach oben treiben und so die privaten Investitionen verdrängen (Crowding-out).
 
3) Unabhängigkeit von Inflation und Arbeitslosigkeit: Keynesianisch orientierte Ökonomen gingen zumindest bis in die 1970er-Jahre davon aus, dass mit einem Rückgang der Inflationsrate ein Anstieg der Arbeitslosenquote einhergeht und umgekehrt (Phillips-Kurve), woraus für die Wirtschaftspolitik ein Abwägungsproblem zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit entsteht. Der Monetarismus lehnt diese Interpretation strikt ab. In einer ursprünglichen Version werden allenfalls vorübergehende Beschäftigungsprobleme aus einer rückläufigen Inflationsrate erwartet. Wenn die Notenbank die Inflationsrate drückt, aber der Nominallohnanstieg unverändert bleibt, verschlechtert sich für die Unternehmen zunächst das Verhältnis zwischen den nominalen Erlösen (von der rückläufigen Inflationsrate geprägt) und den Kosten (von der Nominallohnentwicklung geprägt). Es kommt zu Entlassungen. Daraufhin wird die Nominallohnentwicklung abgebremst, und das Erlös-Kosten-Verhältnis für die Unternehmen verbessert sich wieder; Arbeitskräfte werden wieder eingestellt. Am Ende ist nur die Inflationsrate (und die Steigerungsrate der Nominallöhne) gesunken, aber der Beschäftigungsgrad ist erhalten geblieben. Die bei diesem Beschäftigungsgrad noch bestehende Arbeitslosigkeit, die auf Friktionen am Arbeitsmarkt und Strukturveränderungen in der Produktion zurückgeführt wird, bezeichnet M. Friedman als natürliche Arbeitslosigkeit. Ihre Höhe entzieht sich einer direkten Beobachtung; die meisten Ökonomen gehen jedoch davon aus, dass sie in fast allen Industrieländern im Laufe der Zeit gestiegen ist. Nur während des Anpassungsprozesses weichen Produktionsniveau und Beschäftigung von ihren natürlichen Werten ab. Die Vertreter des Monetarismus treffen keine eindeutigen Aussagen zur Länge des Anpassungsprozesses. Friedman hat gesagt, dass er viele Jahre, auch Jahrzehnte dauern könne.
 
Der Monetarismus hat v. a. Anfang der 1970er-Jahre in der Volkswirtschaftslehre und in der wirtschaftspolitischen Praxis Verbreitung gefunden, nachdem das Inflationsproblem weltweit in den Vordergrund gerückt war und das Hauptthema des Keynesianismus, anhaltende Arbeitslosigkeit, eine geringe Rolle spielte. Der Monetarismus bot für die Inflationsbekämpfung ein einfaches Rezept: Begrenzung der Geldmengenentwicklung gemäß den Wachstumsmöglichkeiten der Volkswirtschaft. Um vorübergehenden, aber dennoch unerwünschten Beschäftigungseinbrüchen bei der Inflationsbekämpfung vorzubeugen, kam es nur darauf an, dass die Notenbanken den Märkten das Volumen der geplanten Geldmengenausweitung vorankündigten, um rechtzeitige Anpassungen an eine möglicherweise knappere Geldversorgung zu ermöglichen. Viele Notenbanken in den westlichen Industrieländern gingen in den 70er-Jahren dazu über, die Geldmenge (statt der Zinsen) in den Vordergrund ihrer geldpolitischen Steuerung zu stellen und Geldmengenziele zu verkünden. Die kritische Einstellung des Monetarismus zur Fiskalpolitik trug u. a. dazu bei, dass von vielen Regierungen immer weniger auf fiskalpolitische Defizitfinanzierung gesetzt wurde und statt dessen »Konsolidierung«, der Abbau staatlicher Budgetdefizite, zur Richtschnur der Politik wurde. An die Stelle der keynesianisch orientierten Globalsteuerung traten Konzepte einer angebotsorientierten Wirtschaftspolitik, die auch im Rahmen wirtschaftspolitischer Auflagen des IWF für Entwicklungsländer umgesetzt wurden.
 
Bereits im Verlauf der 70er-Jahre, mehr noch in den 80er-Jahren, verlor der Monetarismus an Attraktivität. Auf theoretischer Ebene wurde er v. a. durch Modelle, die auf der Theorie der rationalen Erwartung (Erwartung) basieren, verdrängt. Auch auf wirtschaftspolitischer Ebene büßte der Monetarismus an Überzeugungskraft ein. Die Volkswirtschaften fanden nicht zu dem, was der Monetarismus zu ermöglichen versprach: zu einem inflationsfreien Wachstum bei Vollbeschäftigung. Viele Notenbanken, auch wenn sie formal noch an Geldmengenzielen festhielten, gaben die strenge monetaristische Geldmengensteuerung auf, ließen Zielverfehlungen bei der Geldmenge zu und orientierten sich wieder stärker am Zins. Eine fundamentale Annahme des Monetarismus, dass zwischen der Wachstumsrate der Geldmenge und der Inflationsrate eine stabile, verlässliche Beziehung bestehe, erwies sich als problematisch. Es traten Phänomene auf, die eher vom Keynesianismus behauptet wurden, z. B., dass sich das Geldnachfrageverhalten der Wirtschaftssubjekte plötzlich änderte, also die Wirtschaftssubjekte ihr Vermögen z. B. verstärkt in liquiden Anlageformen halten, was die Geldmenge ausweitet, ohne die Inflation zu verstärken. Überdies sprach die hartnäckig anhaltende Arbeitslosigkeit in vielen Ländern gegen starke Selbstheilungskräfte des Marktes. Gleichwohl darf daraus nicht vorschnell das Scheitern des Monetarismus abgeleitet werden. Ebenso wie für den Keynesianismus gilt auch für den Monetarismus, dass er seine Stärken erst in bestimmten gesamtwirtschaftlichen Problemlagen zeigen kann. Liefert der Keynesianismus Instrumente für Volkswirtschaften mit kumulativen Rezessionserscheinungen, so bietet der Monetarismus Ansätze für die Stabilisierung des Preisniveaus in Phasen der Hochkonjunktur.
 
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
 
Beschäftigung · Geld · Keynesianismus · Konjunktur · Neoklassik · neue klassische Makroökonomik · Quantitätstheorie · Stabilitätspolitik · Volkswirtschaftslehre · Wachstum · Wirtschaftspolitik
 
Literatur:
 
Der neue M., hg. v. P. Kalmbach (1973);
 
Geldtheorie, hg. v. K. Brunner u. a. (1974);
 M. Friedman: Die optimale Geldmenge u. a. Essays (a. d. Engl., 21976);
 
Die M.-Kontroverse, hg. v. W. Ehrlicher u. a. (1978);
 W. Schröder: Theoret. Grundstrukturen des M. (1978);
 M. Paprotzki: Die geldpolit. Konzeptionen der Bank von England u. der Dt. Bundesbank. Eine Analyse über den Einfluß des monetarist. Paradigmas (1991);
 J. Pätzold: Stabilisierungspolitik (Bern 51993);
 B. Felderer u. S. Homburg: Makroökonomik u. neue Makroökonomik (61994).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Volkswirtschaft: Ökonomische Ideengeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts
 

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Mo|ne|ta|rịs|mus, der; - (Wirtsch.): Theorie in den Wirtschaftswissenschaften, die besagt, dass in einer Volkswirtschaft der Geldmenge (d. h. der Menge des umlaufenden Bar- u. Giralgeldes) überragende Bedeutung beigemessen werden muss u. deshalb die Wirtschaft primär über die Geldmenge zu steuern ist.

Universal-Lexikon. 2012.