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Oxenstierna
Ọxenstierna
 
[schwedisch 'uksənʃæːrna], schwedisches Adelsgeschlecht, ursprünglich in Småland beheimatet, dann in Svealand ansässig, erlangte 1561 den Freiherren- und 1645 den Grafenstand. Herausragende Vertreter waren:
 
 1) Axel Gustavsson Graf Oxenstierna von Södermöre (seit 1645), Staatsmann, * Gut Fånö (heute zu Enköping) 26. 6. 1583, ✝ Stockholm 7. 9. 1654; studierte Staatsrecht und Theologie in Rostock, Wittenberg und Jena. 1612 ernannte ihn Gustav II. Adolf zum Reichskanzler. Oxenstierna schloss 1613 mit Dänemark den Frieden zu Knäred. Seit 1621 beteiligte er sich an den Feldzügen gegen Polen und wurde 1626 Generalgouverneur von Preußen. 1629 schloss er mit Polen einen Waffenstillstand, durch den Schweden im Besitz Livlands blieb und der Gustav II. Adolf ungehindert in den Dreißigjährigen Krieg eingreifen ließ. Seit Ende 1631 war Oxenstierna schwedischer Bevollmächtigter am Rhein und leitete nach dem Tod Gustavs II. Adolf (1632) die schwedische Politik in Deutschland. Es gelang ihm durch den Vertrag von Heilbronn (23. 4. 1633, die protestantischen Fürsten der vier oberdeutschen Kreise, später auch des sächsischen (aber ohne Sachsen und Brandenburg), an Schweden zu binden. Infolge des Sieges der kaiserlichen Truppen bei Nördlingen (6. 9. 1634 löste sich der Heilbronner Bund auf. Vergebens suchte Oxenstierna Frankreich schon jetzt zum tätigen Eingreifen in den Krieg zu bewegen. 1636 kehrte er nach Schweden zurück und wurde Leiter der Vormundschaftsregierung (seit 1632) für die junge Königin Christine. Nach dem Krieg mit Dänemark (1643-45) führte er in Brömsebro mit Erfolg die Friedensverhandlungen durch. Sein Einfluss nahm nach dem Regierungsantritt Christines (1644) ab.
 
Über seine diplomatischen Erfolge hinaus bewirkte Oxenstierna tief greifende Verbesserungen auf administrativem, wirtschaftlichem, sozialem und kulturellem Gebiet: Die Adelsprivilegien (1612), die Reichstagsordnung (1617), die Ritterhausordnung (1626), das Verwaltungsgesetz (1634) waren größtenteils sein Werk. Seine persönliche Zusammenarbeit mit Gustav II. Adolf war gut, obwohl das Ziel seiner innenpolitischen Bestrebungen ein aristrokratischer Konstitutionalismus war. Über das Politische hinaus widmete Oxenstierna sein Interesse wirtschaftlichen, aber auch wissenschaftlichen Fragen. 1645 wurde er Kanzler der Universität Uppsala.
 
Der schriftliche Nachlass Oxenstiernas - Staatsakten und Briefe - ist umfassend. Er ist größtenteils im schwedischen Reichsarchiv aufbewahrt und zum Teil herausgegeben in »Rikskansleren A. Oxenstierna skrifter och brefvexling« (1888-1969, 1. Folge 15 Bände; 2. Folge 12 Bände).
 
Literatur:
 
S. Goetze: Die Politik des schwed. Reichskanzlers A. O. gegenüber Kaiser u. Reich (1971).
 
 2) Bengt Gabrielsson Graf, Staatsmann, * Schloss Mörby (heute zu Norrtälje) 26. 7. 1623, ✝ Stockholm 22. 7. 1702; wurde mit zahlreichen Gesandtschaften betraut, war 1662-66 Generalgouverneur in Livland und mehrmals Präsident des Obergerichtes (des »Tribunales« in Wismar) für die schwedischen Provinzen im Deutschen Reich. Als Kanzleipräsident und Leiter der schwedischen Außenpolitik (seit 1680) strebte er nach freundschaftlichen Beziehungen zu England, Holland sowie dem deutschen Kaiser und blieb Frankreich gegenüber feindlich gesinnt.
 
 3) Johan Gabriel Graf, schwedischer Dichter, * Gut Skenäs (Södermanland) 19. 7. 1750, ✝ Stockholm 29. 7. 1818; Mitglied der Schwedischen Akademie; schwedischer Hofpoet. Sein literarisches Werk steht am Übergang vom gustavianischen Klassizismus zur Vorromantik. Oxenstierna schrieb naturschwärmerische Gedichtzyklen (»Dagens stunder«, entstanden 1784, herausgegeben 1805), geistreiche Epigramme, zahlreiche Gelegenheitsgedichte sowie kultur- und literaturhistorisch interessante Tagebücher.
 
Ausgabe: Arbeten, 5 Bände (1805—26).
 

Universal-Lexikon. 2012.