Ingenieurwissenschaften
[ɪnʒen'jøːr-], Tẹchnikwissenschaften, Gesamtheit der Disziplinen, die aus der systematischen theoretischen Bearbeitung technischer Probleme entstanden und heute Gegenstand des ingenieurwissenschaftlichen Studiums sind. Traditionelle Ingenieurwissenschaften sind Bauwesen, Bergbau und Hüttenwesen, Elektrotechnik, Maschinenbau und Verfahrenstechnik. Diese Hauptrichtungen sind in über 120 Fachrichtungen aufgegliedert.
Die Ingenieurwissenschaften werden häufig als Anwendung der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse verstanden, weil ihre Objektbereiche »messbare Größen« sind und sich überschneiden. Die Ingenieurwissenschaften lassen sich jedoch durch vier typische Merkmale charakterisieren, die für die Naturwissenschaften nur sehr bedingt zutreffen: 1) Das Ergebnis ingenieurwissenschaftlichen Arbeitens ist in der Regel ein konkretes, funktionsfähiges Artefakt, das neben technischen auch außertechnischen Kriterien (Sozial- und Umweltverträglichkeit, Wirtschaftlichkeit u. a.) genügen muss. 2) Kreative Leistungen sind neue Verfahren zur Herstellung von Artefakten oder zur Durchführung von Prozessen (Erfindungen, Konstruktionen). 3) Die Beurteilung ingenieurwissenschaftlicher Leistungen bezieht sich durchweg auf die konkrete Funktionserfüllung, die sehr unterschiedlichen, häufig einander widersprechenden und sich ändernden humanen, sozialen, ökologischen, ökonomischen, rechtlichen Kriterien genügen muss. 4) Technische Weiterentwicklungen führen zur fortschreitenden Erweiterung der Ingenieurwissenschaften und erschweren die Theoriebildung einer allgemeinen Technologie.
Universal-Lexikon. 2012.