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Scham
Schamgefühl; Intimbereich; Genitalien; Schritt; Weichteile (umgangssprachlich); Schambereich; Schamgegend

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Scham [ʃa:m], die; -:
1. quälendes Gefühl der Schuld, (besonders in moralischer Hinsicht) versagt zu haben; peinliche Empfindung der Verlegenheit, der Reue:
vor Scham rot werden; ich wäre vor Scham fast gestorben; ihr Verhalten erfüllte die anderen mit tiefer Scham.
2. Schamgefühl:
die Scham verbietet mir, weiterzureden.
3. (geh. verhüllend) äußere Geschlechtsteile:
die weibliche, die männliche Scham; die Scham bedecken.
Syn.: Genitale (bes. Med.), Geschlechtsorgan.

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Scham 〈f.; -; unz.〉
1. Gefühl des Bloßgestelltseins, starke Verlegenheit
2. Scheu, sich bloßzustellen od. andere zu verletzen
3. 〈verhüllend〉 die Gegend der Geschlechtsteile beim Menschen
4. 〈veraltet〉 Schamröte
● seine \Scham bedecken, verhüllen; \Scham empfinden, erkennen lassen, zeigen; hast du gar keine \Scham (im Leibe)? 〈umg.〉 schämst du dich gar nicht?; die \Scham stieg ihr ins Gesicht 〈veraltet〉 ● falsche \Scham Gefühl des vermeintlichen Bloßgestelltsein; unberechtigte Furcht, sich bloßzustellen; falsche Bescheidenheit; aus falscher \Scham etwas verschweigen; nur keine falsche \Scham! 〈umg.〉 zier dich nicht!bar aller, jeder \Scham; vor \Scham erröten, die Augen senken; ich möchte vor \Scham vergehen, versinken, in die Erde sinken, mich in ein Mauseloch verkriechen [<mhd. scham(e), schem(e) „Scham(gefühl); Beschämung, Schande; Schamteile“ <ahd. scama „Scham(gefühl); Beschämung“, engl. shame, got. *skana; idg. *kam-, *kem-, „bedecken, verhüllen“; verwandt mit Schande, Hemd, Leichnam, Himmel]

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Scham, die; - [mhd. scham(e), scheme, ahd. scama, urspr. = Beschämung, Schande, H. u.]:
1. durch das Bewusstsein, (bes. in moralischer Hinsicht) versagt zu haben, durch das Gefühl, sich eine Blöße gegeben zu haben, ausgelöste quälende Empfindung:
[tiefe] S. empfinden;
aus S., vor S. erröten.
2. Schamgefühl:
er hat keine S. [im Leibe];
R nur keine falsche S. (hier ist Zurückhaltung, Bescheidenheit o. Ä. nicht am Platz!)
3. (selten) Schamröte.
4. (geh. verhüll.) Schamgegend:
[sich] die S. bedecken.

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I
Scham,
 
1) Anatomie: Vụlva, Bereich der äußeren Geschlechtsorgane der Frau.
 
 2) Psychologie: selbstbewertende, unangenehme Emotion, die sich durch spezifische physiologische (Erröten oder Erblassen, Pulsfrequenzsteigerung) und Verhaltensmerkmale (Blickvermeidung, Abwendung des Gesichts, Verkleinerung des Körperumfangs) auszeichnet. Innerlich wird ein Versagen vor einer Idealnorm oder vor den Normen einer relevanten sozialen Gruppe in Form eines peinlichen Gewahrwerdens der Andersartigkeit oder Minderwertigkeit der eigenen Person erlebt. Entwicklungspsychologisch knüpft die Schamreaktion an das Vermeiden von Blickkontakt mit wichtigen Personen zur Regulierung von Erregung an, wie bei der sexuellen Scham (Nacktheit). Scham ist für die Selbsterkenntnis und Identitätsbildung in Bezug auf Gruppen- und Kulturzugehörigkeit von großer Bedeutung. Ein Ausgleich des mit der Beschämung verbundenen Gesichtsverlustes erfolgt durch individuelle Entwicklungsprozesse, bedarf aber oft auch großer kollektiver und individueller Anstrengungen, die in Form von Ritualen (z. B. Duelle) oder Psychotherapien stattfinden können. Fehlen und Übermaß an Schamgefühlen werden im psychoanalytischen Kontext als narzisstische Störungen betrachtet; sie können sich z. B. als Abwehr von Scham durch chronischen Hohn, Anmaßung und Verachtung beziehungsweise Überheblichkeit (Hybris) äußern.
 
Literatur:
 
J. Chasseguet-Smirgel: Das Ichideal (a. d. Frz., Neuausg. 1987);
 L. Wurmser: Die Maske der S. Die Psychoanalyse von S.-Affekten u. S.-Konflikten (a. d. Engl., 1990).
 
II
Scham,
 
Bezeichnung für das Unlustgefühl, das man erlebt, wenn man bei Übertretung einer sozialen Regel ertappt wird, etwas Privates von sich in die Öffentlichkeit gezerrt wird, oder man es selbst preisgegeben hat und andere sich darüber amüsieren, oder wenn man sich durch Bekanntwerden einer wirklichen oder vermeintlichen Fehlleistung blamiert fühlt. Dabei sind viele Menschen im Bereich der Sexualität und der Ausscheidungen besonders empfindlich, weil diese Bereiche immer noch stark tabuiert sind. Begriffe wie sich bloßgestellt fühlen, entblößt beziehungsweise nackt dastehen zeigen die enge Verbindung der Scham mit der Sexualität (Intimsphäre, Tabu). Durch Scham wird gleichzeitig das Selbstwertgefühl herabgesetzt. Man blickt verlegen zur Seite oder zu Boden, möchte vielleicht »im Erdboden versinken«, und über das vegetative Nervensystem kann Erröten (»Schamröte steigt ins Gesicht«), oft auch Schwitzen oder Zittern Scham verraten.
 
Im sexuellen Bereich kann sinnvolle Scham helfen, die eigenen Grenzen zu wahren. Es gibt jedoch auch eine falsche Scham; Wenn man sich z. B. seines Körpers, seiner Geschlechtsorgane oder vor dem Liebespartner schämt. Das kann z. B. notwendige ärztliche Untersuchungen verhindern und das Genießen einer Liebesbeziehung beeinträchtigen. Schuldgefühle, die vor allem Mädchen und Frauen nach sexuellem Missbrauch oder einer Vergewaltigung oft haben oder sich einreden lassen, führen meist zum Schweigen und ohne Hilfe zum Rückzug von anderen Menschen mit der Gefahr, dass es zu Depressionen, Magersucht, Bulimie, Alkohol-, Medikamenten- oder anderer Drogenabhängigkeit und sogar zum Selbstmord kommen kann. Hier muss unbedingt Hilfe gesucht werden (Psychotherapie).
 
Siehe auch: Schamgefühl.
 

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Scham, die; - [mhd. scham(e), scheme, ahd. scama, urspr. = Beschämung, Schande, H. u.]: 1. durch das Bewusstsein, (bes. in moralischer Hinsicht) versagt zu haben, durch das Gefühl, sich eine Blöße gegeben zu haben, ausgelöste quälende Empfindung: da fasste mich plötzlich in meiner eigenen Abfahrtsbesessenheit eine Art S., dass ich dahin geraten war (Seghers, Transit 267); dann übermannte mich eine schmerzliche S. (Salomon, Boche 27); Brennende S. erfüllte sie (Werfel, Himmel 115); [tiefe] S. empfinden; „Ja“, gibt Mohrle ohne S. (ohne sich zu schämen) zu, „bei uns ist das so!“ (Ossowski, Flatter 172); aus S., vor S. erröten, vergehen, die Augen niederschlagen; wenn ich daran glauben müsste, würde ich daran glauben, doch auf der Stelle vor S. sterben (Genet [Übers.], Totenfest 26); Wann immer Cotta später an diese Augenblicke ... zurückdachte, fror ihn vor S. (Ransmayr, Welt 150). 2. Schamgefühl: Ich habe damals eine Ahnung erlebt. Nicht die S. verbietet mir, sie auf den Tisch zu legen, sondern ich kann es einfach nicht (Frisch, Stiller 451); er hat keine S. [im Leibe]; R nur keine falsche S. (hier ist Zurückhaltung, Bescheidenheit o. Ä. nicht am Platz)! 3. (selten) Schamröte: ihm stieg die S. ins Gesicht. 4. (geh. verhüll.) Schamgegend: [sich] die S. bedecken, verhüllen; Hast du ... ihre S. geküsst? (Sobota, Minus-Mann 15); Es war „Kanaan“, ... der nackt gehen sollte mit bloßer S. (Th. Mann, Joseph 417).

Universal-Lexikon. 2012.