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Nest
Kaff (derb); Örtchen; Milchkanne (umgangssprachlich); letztes Loch (umgangssprachlich); Hintertupfing (umgangssprachlich); (kleines) Dorf; Kuhdorf (derb); Kuhkaff (derb); Weiler

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Nest [nɛst], das; -[e]s, -er:
aus Zweigen, Gräsern, Lehm o. Ä. meist rund geformte Wohn- und Brutstätte besonders von Vögeln und kleinen Säugetieren:
die Vögel bauen, verlassen ihre Nester.
Zus.: Ameisennest, Eulennest, Hornissennest, Krähennest, Mäusenest, Rattennest, Schlangennest, Schwalbennest, Storchennest, Taubennest, Vogelnest, Wespennest.

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Nẹst 〈n. 12
1. Wohn- od. Brutstätte, Bau (von Tieren) (Vogel\Nest, Wespen\Nest, Ratten\Nest)
2. Höhle, Versteck, Schlupfwinkel (Diebes\Nest, Liebes\Nest)
3. 〈fig.; umg.〉
3.1 Heim, Elternhaus
3.2 Bett
3.3 spießige Kleinstadt, kleiner Ort
3.4 etwas Verwickeltes, Verklebtes (z. B. von Haaren, Läuseeiern)
4. 〈Bgb.〉 kleines Erzlager
5. 〈Turnen〉 Hang an Händen u. Füßen mit hohlem, nach oben gewandtem Rücken
● ein (Diebes-)\Nest ausheben; ein (Vogel-)\Nest ausnehmen; die Vögel bauen \Nester; sich ein \Nest bauen 〈fig.〉 eine Wohnung einrichten; sein eigenes \Nest beschmutzen 〈fig.〉 über die eigenen Angehörigen, (od.) über das eigene Volk hässlich reden ● in diesem elenden, verlassenen \Nest möchte ich nicht wohnen! 〈fig.; umg.〉; ein leeres, volles, warmes, weiches \Nest; die Polizei fand das \Nest bereits leer ● raus aus dem \Nest! 〈fig.; umg.〉 aus dem Bett, aufstehen!; ein \Nest aus Gräsern, aus Stroh und Zweigen; ins \Nest steigen 〈fig.; umg.〉 ins Bett gehen; sich ins gemachte \Nest setzen 〈fig.; umg.〉 aus einer günstigen Lage Nutzen ziehen, ohne sie selbst herbeigeführt zu haben; mit dieser Heirat hat er sich ins warme \Nest gesetzt 〈fig.; umg.〉 ohne eigene Anstrengung eine gute Stellung erlangt, eine vermögende Frau bekommen [<ahd. nest, engl. nest <idg. *nizdos „Niederlassung“; zu *ni- „nieder“ + *sed- „sitzen“; verwandt mit sitzen, Ast]

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Nẹst , das; -[e]s, -er [mhd., ahd. nest, urspr. Zus. mit der Bed. »Stelle zum Niedersitzen«, 1. Bestandteil verw. mit 1nieder, 2. Bestandteil verw. mit sitzen]:
1. aus Zweigen, Gräsern, Moos, Lehm o. Ä. meist rund geformte Wohn- u. Brutstätte bes. von Vögeln, Insekten u. kleineren Säugetieren:
ein leeres N.;
das N. des Storchs, des Stichlings;
im N. lagen vier Eier;
das eigene/sein eigenes N. beschmutzen (schlecht über die eigene Familie, die Gruppe, der man selber angehört, reden);
sich ins warme/gemachte N. setzen (ugs.: 1. in gute Verhältnisse einheiraten. 2. von den Vorarbeiten anderer profitieren).
2. (fam.) Bett.
3. (ugs. abwertend) kleiner, abgelegener Ort.
4.
a) (emotional) gut getarnte Unterkunft von Kriminellen o. Ä.; Schlupfwinkel;
b) (Militär) gut getarnter militärischer Stützpunkt.
5. etw. eng Zusammenstehendes, Verflochtenes, Zusammengeballtes.
6. Haartracht, bei der das zusammengeschlungene, geflochtene Haar auf dem Kopf aufgesteckt ist.

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Nest,
 
Nidus, von Tieren gebaute Behausung, meist zur Aufnahme der Eier oder der frisch geborenen Jungen sowie zum Bebrüten und/oder der Aufzucht der Nachkommen; daneben auch für erwachsene Tiere ein Aufenthaltsort, der gegen Feinde, Kälte oder Nässe schützt, zum Nächtigen gebaut wird (Schlafnest der Menschenaffen) oder dem Überdauern ungünstiger Witterungsverhältnisse dient (Winternest der Winterschläfer). Bei Staaten bildenden Insekten (Ameisen, Bienen, Termiten) sind Neste Aufenthaltsort für das ganze Tiervolk.
 
Die für den Nestbau verwendeten Materialien sind sehr unterschiedlich: Zweige, Gräser, Moos, z. B. bei Bilchen und vielen Singvögeln; Sand, Lehm, Schlamm, u. a. bei Grabwespen, Rauch- und Mehlschwalben; zerkaute und mit Speichel verkittete Holzfasern (Papiernest) bei Wespen oder auch Tonerde und Speichel bei Termiten. Bienen benutzen körpereigenes Wachs zum Herstellen der Waben; Spinnen und manche Schmetterlinge (zur Herstellung der Raupennester) bauen Nester aus Gespinstfäden; Froschlurche, Zikaden und Labyrinthfische produzieren Nester aus Schaummassen (Schaumnest).
 
Die Nester für die Jungen der Säugetiere befinden sich oft in natürlichen (z. B. bei Braunbären) oder in selbst gegrabenen Höhlen (z. B. in den Erdbauen bei Fuchs, Dachs, Kaninchen, Hamster, Mäusen).
 
Bei Vögeln, die in der Regel Brutnester bauen, werden je nach Standort und Bauweise unterschieden: Bodennester (z. B. bei Entenvögeln, Laufvögeln und vielen Hühnervögeln); Schwimmnester auf der Wasseroberfläche aus Wasserpflanzen (v. a. bei Lappentauchern); Erd- und Baumhöhlennester bei Höhlenbrütern; die meisten Singvögel legen Baumnester im Gezweig von Bäumen und Sträuchern an; v. a. Rohrsänger befestigen an senkrecht stehenden Rohrhalmen Pfahlbaunester; Beutel- und Schwanzmeisen, Webervögel und Zaunkönig haben bis auf ein Einflugloch geschlossene Kugelnester. In Gemeinschaftsnestern, bei denen viele Einzelnester unter einem gemeinsamen »Dach« sind, leben z. B. Mönchssittich und Siedelsperling. Störche, Reiher, Greif- und Rabenvögel bauen feste Reisighorste. Eine Besonderheit sind die großen Bruthaufen bestimmter Großfußhühner sowie die der Balz dienenden, kunstvoll geschmückten Spielnester der Laubenvögel. - Künstliche Nester sind das Legenest für Geflügel und die Nistkästen. V. a. größere Vögel benutzen ihr Nest mehrere Jahre, während Kleinvögel für jede Brut ein neues Nest anlegen. Das arttypische Nestbauverhalten ist angeboren, kann jedoch durch Lernen modifiziert werden.
 

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Nẹst, das; -[e]s, -er [mhd., ahd. nest, urspr. Zus. mit der Bed. „Stelle zum Niedersitzen“, 1. Bestandteil verw. mit ↑nieder, 2. Bestandteil verw. mit ↑sitzen]: 1. aus Zweigen, Gräsern, Moos, Lehm o. Ä. meist rund geformte Wohn- u. Brutstätte bes. von Vögeln, Insekten u. kleineren Säugetieren: ein leeres N.; das N. der Amsel, des Stichlings; ein N. aus Zweigen; ein N. voll kleiner Mäuse; die Vögel bauen, verlassen ihre -er; die Kinder haben ein N. gefunden, entdeckt, ausgenommen, ausgehoben; das Huhn sitzt auf dem N.; ein kleiner Vogel ist aus dem N. gefallen; im N. lagen vier Eier; Ü Sie bettete ihn, mit der Nase nach oben, in die linke Ellenbogenbeuge, die mit der Brust ein warmes N. bildete (Hahn, Mann 78); das junge Paar hat sich ein N. gebaut (eine eigene Wohnung eingerichtet); *das eigene/sein eigenes N. beschmutzen (schlecht über die eigene Familie, die Gruppe, der man selber angehört, reden); das [eigene] N. reinhalten (darauf achten, dass keine als unehrenhaft beurteilten Handlungen in der eigenen Familie vorkommen); aufs leere N. kommen (ugs.; niemanden zu Hause antreffen); sich ins warme/gemachte N. setzen (ugs.; 1. in gute Verhältnisse einheiraten. 2. von den Vorarbeiten anderer profitieren). 2. (fam.) Bett: nun aber endlich raus aus dem N.!; alle liegen noch im N.; Ich mich wieder ins N. geknallt und sie angeraunzt (Lemke, Ganz 79). 3. (ugs. abwertend) kleiner, abgelegener Ort: ein kleines, gottverlassenes N.; aus einem N. im Odenwald stammen; Mein Mann, der hat jetzt einen fantastischen Job in dem N., wo er früher mal volontiert hat (Molsner, Harakiri 54). 4. a) (emotional) gut getarnte Unterkunft von Kriminellen o. Ä.; Schlupfwinkel: ein N. von Schmugglern ausheben; als die Polizei kam, war das N. leer; b) (Milit.) gut getarnter militärischer Stützpunkt: ein N. von MG-Schützen. 5. a) etw. eng Zusammenstehendes, Verflochtenes, Zusammengeballtes: -er von Läusen, Spinnweben; Wörter gleicher Herkunft im Wörterbuch in -ern zusammenfassen; b) (Bergbau, Geol.) kleines, unregelmäßig geformtes Mineralvorkommen; in eine andersartige Gesteinsschicht eingebettete Schicht aus Sand, Ton o. Ä.: -er von Bergkristall. 6. Haartracht, bei der das zusammengeschlungene, geflochtene Haar auf dem Kopf aufgesteckt ist.

Universal-Lexikon. 2012.