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spinnen
einen vom Pferd erzählen (umgangssprachlich); Unsinn erzählen; fabulieren; spintisieren; weben; eine Meise haben (umgangssprachlich); einen an der Waffel haben (umgangssprachlich); einen Vogel haben (umgangssprachlich); einen an der Klatsche haben (umgangssprachlich); einen Sockenschuss haben (umgangssprachlich); Haschmich haben (umgangssprachlich); nicht ganz richtig im Kopf sein (umgangssprachlich); einen Dachschaden haben (derb); einen Spleen haben (umgangssprachlich); leicht verrückt sein; einen Piep haben (umgangssprachlich); einen Hammer haben (umgangssprachlich); einen Piepmatz haben (umgangssprachlich)

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spin|nen ['ʃpɪnən], spann, gesponnen:
1. <tr.; hat
a) (Fasern) mit dem Spinnrad oder der Spinnmaschine zu einem Faden drehen:
Wolle spinnen.
b) spinnend (1 a) herstellen:
Garn, einen Faden spinnen; Wolle spinnen.
c) (von Spinnen und bestimmten Raupen) Fäden erzeugen:
die Spinne spann einen Faden, an dem sie sich herunterließ.
2. <itr.; hat (ugs. abwertend) nicht recht bei Verstand sein, durch sein absonderliches, skurriles, spleeniges Verhalten auffallen:
den darfst du nicht ernst nehmen, der spinnt [ein bisschen]; du spinnst wohl! (was fällt dir ein!).
Syn.: eine Macke haben (salopp), eine Meise haben (salopp), einen Dachschaden haben (salopp), einen Haschmich haben (salopp), einen Hau haben (salopp), einen kleinen Mann im Ohr haben (salopp), einen Knacks haben (ugs.), einen Knall haben (salopp), einen Rappel haben (ugs.), einen Sprung in der Schüssel haben (salopp), einen Stich haben (salopp), einen Tick haben (ugs.), einen Vogel haben (salopp), meschugge sein (salopp), nicht alle beisammenhaben (ugs. abwertend), nicht alle Tassen im Schrank haben (ugs.), nicht bei Sinnen sein, nicht bei Trost sein (ugs.), nicht ganz dicht sein (ugs. abwertend), nicht ganz gescheit sein (ugs.), nicht ganz richtig im Oberstübchen sein (ugs.), nicht ganz richtig sein (ugs.), plemplem sein (salopp), verrückt sein (salopp), von allen guten Geistern verlassen sein (ugs.).

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spịn|nen 〈V. tr. u. V. intr. 245; hat
1. aus einem Körpersekret, das an der Luft erstarrt, Fäden erzeugen (von Spinnen, Raupen)
2. mit dem Spinnrad od. der Spinnmaschine Fasern zu einem Faden drehen
3. einen Faden aus einer Spinnlösung, Schmelze od. verformbaren Masse, die durch Spinndüsen gepresst wird, herstellen
4. 〈fig.〉
4.1 (etwas) ersinnen, ausdenken
4.2 〈regional〉 schnurren (von der Katze)
5. 〈umg.〉
5.1 verrückt sein
5.2 dummes Zeug, Unsinn reden
5.3 〈veraltet〉 im Gefängnis sitzen, brummen
● der spinnt ja 〈fig.; umg.〉; er spinnt das alles ja bloß 〈fig.; umg.〉 alles, was er erzählt, ist ja nicht wahr ● wir \spinnen einen guten Faden miteinander 〈fig.; umg.〉 wir vertragen, verstehen uns gut; ein Netz von Lügen \spinnen 〈fig.〉; Ränke \spinnen 〈fig.〉; Seemannsgarn \spinnen 〈fig.〉 eine abenteuerl., nicht ganz glaubwürdige Seemannsgeschichte erzählen [<ahd. spinnan; zu idg. *spen- „ziehen, spinnen“; verwandt mit spannen, Spinne, Spindel. Aus der übertragenen Wendung einen Gedanken spinnen hat sich im 19. Jh. die Bedeutung „nicht recht im Kopfe sein“ entwickelt. Die Bedeutung „im Gefängnis sitzen“ geht vom Spinnen als der einstigen Beschäftigung der Gefangenen aus]

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Spịn|nen: in der Textiltechnik Bez. sowohl für die Herst. von Garnen durch Verdrillen verstreckter Fasern u. Spinnfasern (Verspinnen) als auch für die Herst. von Chemiefaserfilamenten (Erspinnen) durch Auspressen aus Spinndüsen nach dem Nassspinn-, Trockenspinn- oder Schmelzspinnverfahren.

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spịn|nen <st. V.; hat [mhd. spinnen, ahd. spinnan, verw. mit spannen, bezeichnete wohl das Ausziehen u. Dehnen der Fasern, das dem Drehen des Fadens vorangeht]:
1.
a) Fasern zu einem Faden drehen:
am Spinnrad sitzen und s.;
mit der Hand, maschinell s.;
b) durch Spinnen (1 a) verarbeiten:
Flachs, Wolle s.;
c) durch Spinnen (1 a) herstellen:
Garn s.;
d) aus einem (von den Spinndrüsen hervorgebrachten) Faden entstehen lassen:
die Spinne spinnt ihr Netz, einen Faden;
<auch ohne Akk.-Obj.:> die Spinne spinnt (baut) an ihrem Netz;
Ü ein Netz von Intrigen s.;
e) (Textilind.) (Chemiefasern) aus einer Spinnlösung, Schmelze o. Ä., die durch Spinndüsen gepresst wird, erzeugen:
Perlon s.
2. [nach dem Schnurren des Spinnrades] (landsch.) (von der Katze) schnurren.
3. [eigtl. = (eigenartige) Gedanken spinnen] (ugs. abwertend)
a) nicht recht bei Verstand sein, durch sein absonderliches, skurriles, spleeniges Verhalten auffallen:
du spinnst ja wohl!;
der Kerl spinnt doch total!;
Ü der Vergaser spinnt (funktioniert nicht mehr richtig);
b) Unwahres behaupten, vortäuschen:
das ist doch gesponnen (das stimmt doch nicht).
4. [früher gab es Arbeitshäuser, in denen gesponnen werden musste] (ugs. veraltet) in einer Haftanstalt eine Strafe verbüßen.

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I
Spinnen,
 
das Drehen von Fasern zu einem Garn, Spinnerei.
 
II
Spinnen,
 
Webspinnen, Araneae, mit etwa 35 000 Arten weltweit (etwa 1 100 in Mitteleuropa) in allen Lebensräumen an Land (eine Art im Süßwasser: Wasserspinne) verbreitete Spinnentiere mit Spinnvermögen; Körperlänge von etwa 1 bis 90 mm (meist 2-10 mm; Männchen fast immer kleiner als die Weibchen). Der Körper ist in zwei ungegliederte Abschnitte geteilt: Der Vorderkörper (Prosoma) ist durch einen engen Stiel mit dem sackartigen Hinterleib (Opisthosoma) verbunden. Der Vorderkörper trägt drei oder (meist) vier Paar Augen, an seinem Vorderende die zweigliedrigen Kieferklauen (Cheliceren) und dahinter die beinartigen Kiefertaster (Pedipalpen) und die vier Laufbeinpaare. Das Grundglied der Kieferklauen hat eine taschenmesserartig einschlagbare Klaue, an deren Spitze der Ausführungsgang einer Giftdrüse mündet. Beim Männchen sind die Endglieder der sechsgliedrigen Kiefertaster verdickt und zu Begattungsorganen umgebildet. Die Laufbeine bestehen aus sieben Gliedern, deren Letztes zwei oder drei kammförmig gezähnte Krallen (Afterkrallen) trägt. Mit der Mittelkralle (Webklaue) kann der Spinnfaden ergriffen werden. Viele Laufspinnen besitzen statt ihrer ein dichtes Büschel Hafthaare (Scopula), sie können damit an senkrechten, glatten Flächen klettern. Alle Haare und Borsten, die den Körper bedecken, sind Sinneshaare. Der Gesichtssinn ist meist gut ausgebildet. Die wichtigste Rolle spielt (besonders bei Netzspinnen) der Tast- und Erschütterungssinn.
 
An der Unterseite des Hinterleibs liegen die Öffnungen zu den meist als Fächerlungen ausgebildeten Atmungsorganen (zusätzlich sind oft Röhrentracheen vorhanden). Dazwischen liegt in einer Furche die Geschlechtsöffnung. Am Hinterleibsende liegt vor dem endständigen After der Spinnapparat. Die Spinnseide dient u. a. zum Austapezieren des Schlupfwinkels, zum Bau des Eikokons, als Sicherheitsfaden und v. a. zum Beutefang. Spinnen fangen ihre Beute im Sprung oder Lauf (so Jagdspinnen, Springspinnen, Wolfsspinnen, Vogelspinnen), oder sie weben ein Fangnetz (Spinnennetz), das sie am Boden (z. B. Trichterspinnen) oder frei in der Luft (z. B. Baldachinspinnen, Haubennetzspinnen; besonders kunstvolle Fangnetze weben die Radnetzspinnen) aufspannen, um in oder bei ihm auf Beute zu lauern. Das Fangnetz dient nicht nur als »Alarmanlage«, sondern kann die Beute oft auch mit speziellen Fangfäden festhalten. Diese enthalten Klebstofftröpfchen oder bei Spinnen, deren Spinndrüsen auf einer Porenplatte (Spinnsieb, Cribellum) münden (z. B. Finsterspinnen, Kräuselradnetzspinnen, Kräuselspinnen, Röhrenspinnen), eine Fangwatte, die mit einer Borstenreihe (Kräuselkamm, Calamistrum) am vorletzten Glied des Hinterbeins auf die Fangfäden aufgebürstet (toupiert) wird. Eine weitere Fangmethode haben die Speispinnen entwickelt.
 
Die Beutetiere (Insekten u. a. Kleintiere) werden durch einen Giftbiss mit den Kieferklauen gelähmt, oft zusätzlich mit Spinnseide gefesselt, durch Verdauungssaft vor dem Mund (extraintestinal) verflüssigt und ausgesaugt. Die aufgenommene Nahrung wird in den stark verästelten, fast den ganzen Hinterleib ausfüllenden Blindsäcken des Mitteldarms gespeichert, sodass Spinnen lange Zeit (oft monatelang) hungern können. Die Giftwirkung des Bisses kann bei wenigen Arten auch für den Menschen gefährlich werden (Spinnengifte).
 
Das Spinnenmännchen füllt vor einer Begattung die Endglieder seiner Kiefertaster mit Sperma, um es mit diesen in die Geschlechtsöffnung des Weibchens zu übertragen. Da Spinnen kannibalisch sind, geht der Begattung oft eine lange Werbung (Balz) voraus, bei der das Männchen sich dem Weibchen durch spezifische, optische oder akustische beziehungsweise vibratorische Signale (z. B. durch Trommeln, Stridulation oder Zupfen am Netz) zu erkennen gibt. Trotzdem wird das Männchen gelegentlich nach der Paarung vom Weibchen gefressen. Raubspinnen überreichen ein eingesponnenes Beutetier als ritualisiertes »Brautgeschenk«. Die Eier werden in Seidenkokons abgelegt, die in einem Gespinst aufgehängt oder zwischen den Kieferklauen (z. B. bei Kammspinnen, Raubspinnen und Zitterspinnen) oder an den Spinnwarzen befestigt (z. B. bei Wolfsspinnen) umhergetragen werden. Auch die ausgeschlüpften Jungspinnen können (bei Wolfsspinnen) noch eine Zeit lang auf dem Rücken der Mutter verbleiben. Bei vielen Arten verbreiten sie sich durch »Fliegen« an Spinnfäden (besonders während des Altweibersommers). Die meisten einheimischen Arten sind einjährig, manche Vogelspinnen können jedoch über 20 Jahre alt werden. Männchen sind meist kurzlebiger als Weibchen.
 
Neben den genannten Gruppen gehören zu den Spinnen die Krabbenspinnen, Plattbauchspinnen, Sackspinnen, Sechsaugenspinnen, Spinnenfresser, Streckerspinnen und Tapezierspinnen. Spinnen sind seit dem Unterdevon, seit rd. 400 Mio. Jahren, belegt.
 
Kulturgeschichte:
 
Nach der griechischen Mythologie wurde die Weberin Arachne von der eifersüchtigen Göttin Athene in eine Spinne verwandelt. In der indischen Mythologie und im Buddhismus ist die Spinne mit ihrem Netz Symbol der täuschenden Sinnenwelt. In der Bibel steht sie wegen ihres leicht zerstörbaren Netzes für die Nichtigkeit der Welt. Im Christentum wurde die Spinne auch zum Symbol des Satans. Nur die Kreuzspinne galt wegen ihrer kreuzförmigen Rückenzeichnung als Glückstier, das Haus und Hof vor Blitzschlag bewahrt.
 
Literatur:
 
E. Kullmann u. H. Stern: Leben am seidenen Faden (21981, Nachdr. 1996);
 R. F. Foelix: Biologie der S. (21992);
 S. Heimer: S. Faszinierende Wesen auf acht Beinen (1997).
 

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spịn|nen <st. V.; hat [mhd. spinnen, ahd. spinnan, verw. mit ↑spannen, bezeichnete wohl das Ausziehen u. Dehnen der Fasern, das dem Drehen des Fadens vorangeht; 2: nach dem Schnurren des Spinnrades; 3: eigtl. = (eigenartige) Gedanken spinnen; 4: früher gab es Arbeitshäuser, in denen gesponnen werden musste]: 1. a) Fasern zu einem Faden drehen: am Spinnrad sitzen und s.; mit der Hand, maschinell s.; b) durch Spinnen (1 a) verarbeiten: Flachs, Wolle s.; die Fasern lassen sich [gut] s.; c) durch Spinnen (1 a) herstellen: Garn s.; d) aus einem (von den Spinndrüsen hervorgebrachten) Faden entstehen lassen: die Spinne spinnt ihr Netz, einen Faden; <auch o. Akk.-Obj.:> die Spinne spinnt (baut) an ihrem Netz; die Seidenraupen fangen an zu s.; Ü ein Netz von Intrigen, ein Lügengewebe, Ränke, ein Komplott s.; Doch ehe er noch weitere religionsvergleichende Gedanken s. kann (Heim, Traumschiff 335); an einer Intrige s.; ich spann aufs sorgfältigste an meiner Illusion (Rinser, Mitte 44); e) (Textilind.) (Chemiefasern) aus einer Spinnlösung, Schmelze o. Ä., die durch Spinndüsen gepresst wird, erzeugen: Perlon s. 2. (landsch.) (von der Katze) schnurren. 3. a) (ugs. abwertend) nicht recht bei Verstand sein, durch sein absonderliches, skurriles, spleeniges Verhalten auffallen: du spinnst ja wohl!; der Kerl spinnt doch total!; ich glaube, die Frau spinnt ein bisschen; Ich denke, ich spinne (ich hör wohl nicht recht), als ich den Kommissar ... sagen höre ... »Sie kommen an den Galgen ...« (Kinski, Erdbeermund 277); Ü wenn der Vergaser spinnt (nicht mehr richtig funktioniert; ADAC-Motorwelt 5, 1982, 46); b) (ugs. abwertend) Unwahres behaupten, vortäuschen: das ist doch gesponnen, das spinnt er doch (das stimmt doch nicht, ist doch nicht wahr). 4. (ugs. veraltet) in einer Haftanstalt eine Strafe verbüßen.

Universal-Lexikon. 2012.