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Kaninchen
Karnickel

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Ka|nin|chen [ka'ni:nçən], das; -s, -:
dem Hasen ähnliches, wild lebendes oder als Haustier gehaltenes Säugetier:
Kaninchen beobachten; Kaninchen halten; ein Kaninchen schlachten.
Syn.: Karnickel (ugs.).

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Ka|nin|chen 〈n. 14; Zool.〉 gesellig lebendes, hasenartiges Nagetier: Oryctolagus cuniculus; Sy Karnickel (1) ● sich wie die \Kaninchen vermehren sich sehr stark vermehren [→ Kanin]

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Ka|nin|chen, das; -s, - [Vkl. von veraltet Kanin = Kaninchen < mniederd. kanīn < afrz. conin < lat. cuniculus]:
wild lebendes, wegen seines Fells u. seines Fleisches in verschiedenen Zuchtformen auch als Haustier gehaltenes, dem Hasen ähnliches Tier mit graubraunem, grauem, weißem od. schwarzem Fell:
das K. schnuppert;
K. halten;
sie vermehren sich wie die K. (ugs. abwertend; sehr stark).

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Kaninchen
 
[über gleichbedeutend mittelniederdeutsch kanīn und altfranzösisch conin von lateinisch cuniculus, wohl iberischen Ursprungs], Karnịckel, zusammenfassende Bezeichnung für die Wildkaninchen und die aus diesen gezüchteten Kaninchenrassen. Die Gattung Wildkaninchen (Oryctolagus) hat nur eine Art, das Europäische Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus); ursprünglich in Südwesteuropa heimisch, heute über weite Teile Europas verbreitet und in Australien, Neuseeland und Chile eingebürgert; Körperlänge 35-45 cm, Ohren 7-8 cm lang; oberseits graubraun, unterseits weißlich; lebt gesellig in ausgedehnten Erdröhrensystemen. Die Brunstzeit erstreckt sich von Februar bis Juni; der Wurf von 4-12 nackten und blinden Jungen wird nach einer 30-tägigen Tragezeit in einer einfachen Setzröhre oder -höhle geboren. Die durch starke Vermehrung entstehenden Bestände werden durch Myxomatose oft stark reduziert.
 
Das Europäische Wildkaninchen ist die Stammform der gegenwärtig mehr als 50 eigenständigen Kaninchenrassen, die Fleisch und Pelzwaren (Kanin) liefern. Die Felle werden auf Haarlänge von 1,5-2 cm gekürzt, oft gefärbt und veredelt (z. B. zu Nerz-, Zobel-, Großkatzenimitationen). Die Haare liefern Filz, Wolle, die Haut sehr weiches Leder. Man unterscheidet große, mittelgroße, kleine und Zwergrassen sowie Lang- und Kurzhaarrassen.
 
Zu den großen Rassen zählen u. a.: Belgische Riesen (bis 70 cm lang, bis 8 kg schwer, meist wildfarben grau) und die aus diesen hervorgegangenen, ihnen ähnlichen Deutschen Riesen (Deutsche Riesenkaninchen; Ohren bis 20 cm), ferner die Deutschen Widder. Zu den mittelgroßen Rassen gehören u. a.: Deutsche Großsilber (etwa 4,5 kg schwer, das schwarze Haarkleid mit auffälliger Silberung); Alaskakaninchen (durchschnittlich 3,5 kg schwer, mit relativ kurzem, breitem Rumpf, auffallend kurzen Ohren und glänzend tiefschwarzem Fell); Blaue Wiener (erstmals in Wien gezüchtet; etwa 4,5 kg schwer, Fell einfarbig dunkel- bis stahlblau); Weiße Wiener (4-4,5 kg schwer, Fell weiß, mit dichter Unterwolle, Augen hellblau; v. a. Pelzlieferanten); Großchinchilla (bis 4,5 kg schwer, Fell besonders dicht- und weichhaarig, bläulich aschgrau mit schwärzlicher, welliger Schattierung, Bauch weiß); Havannakaninchen (etwa 3,5 kg schwer, Fell glänzend dunkelbraun). Bei den kleinen Rassen findet man: Englische Schecken (etwa 2,5 kg schwer, bei weißer Grundfarbe meist schwarze, blaue oder gelblich rotbraune Scheckung); Holländer (etwa 2,5 kg schwer; weiß und scharf abgegrenzt dunkler gezeichnete Wangen, Ohren, Hinterkopf und Hinterkörper); Kleinsilber, etwa 2,5 kg schwer, kurzhaarig, helle Silberung auf schwarzer (Schwarzsilber), sattgelber (Gelbsilber), blauer (Blausilber) oder brauner Grundfärbung (Havannasilber, Braunsilber); Lohkaninchen, 2 bis 2,5 kg schwer, mit feurig lohfarbener Zeichnung auf reinschwarzem (Schwarzloh), blauem (Blauloh) oder braunem Grund (Braunloh); Russenkaninchen (Himalajakaninchen, weiß, mit schwarzer Gesichtsmaske, schwarzen Ohren und Beinen, durch sehr dichtes Unterhaar Fell samtartig).
 
Zu den Zwergrassen (Zwergkaninchen, Zwerghasen) gehören u. a.: die albinotisch weißen Hermelinkaninchen (Hermelin; etwa 1-1,5 kg schwer, auffallend kurzohrig, Fell weich-, dicht- und kurzhaarig).
 
Die Langhaarrassen werden hauptsächlich durch die mittelgroßen weißen oder farbigen Angorakaninchen repräsentiert (bis 4,5 kg schwer, mit seidenweicher Behaarung und Haarbüschelbildung an Ohren, Kopf und Beinen; sie liefern die Angorawolle; Schur alle drei Monate bei einer Mindestwolllänge von 5-7 cm; maximale Wollleistung pro Tier und Jahr 700-800 g, im Mittel 200-300 g).
 
Die Kurzhaarrassen werden durch die mittelschweren Rexkaninchen (Behaarung zum Teil samtartig, auch leicht gekräuselt, in verschiedenen Farbschlägen) repräsentiert.
 
Kulturgeschichte:
 
In den Zwischeneiszeiten war das Kaninchen in Europa weit verbreitet, nach der letzten Eiszeit auf Spanien, die Balearen und die Atlasländer beschränkt. Als die Phöniker die Iberische Halbinsel erreichten, nannten sie das Land »i-shephan-im«, Küste der Klippschliefer, weil sie die ihnen unbekannten Kaninchen für Klippschliefer hielten. Später entstand daraus die latinisierte Bezeichnung »Hispania«. Umgekehrt haben frühere Bibelübersetzer, darunter auch M. Luther, die »shephan« (hebräisch Schafan) mit Kaninchen übersetzt, da ihnen Klippschliefer nicht bekannt waren.
 
Auf Korsika soll das Kaninchen im 2. Jahrhundert v. Chr. gelebt haben, in Italien erst im 1. Jahrhundert v. Chr., wie Varro berichtet. Plinius der Ältere schrieb ausführlich über die Kaninchen, über die Jagd mit Frettchen und über die Vorliebe römischer Damen für Kaninchenfleisch (des reinen Teints wegen). Unter Hadrian gab es Münzen für Spanien mit Kaninchendarstellungen. Die eigentliche Domestikation des Kaninchens geht wohl auf westfränkische Mönche im 6.-10. Jahrhundert zurück.
 
Literatur:
 
O. Wilde: Vererbungs- u. Züchtungslehre beim K. (41983);
 S. Matthes: K.-Krankheiten (1984);
 P. Schley: K. (1985);
 K. Weissenberger: K.-Rassen. Nomenklatur, Beurteilung u. eingehende Rassenbeschreibungen mit Erbformeln für alle Rassen u. Farbschläge (31994).
 

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Ka|nin|chen, das; -s, - [Vkl. von veraltet Kanin = Kaninchen < mniederd. kanīn < afrz. conin < lat. cuniculus]: wegen seines Felles u. Fleisches als Haustier gehaltenes, dem Hasen ähnliches Tier mit graubraunem, grauem, weißem od. schwarzem Fell: das K. schnuppert; Wie das K. vor der Schlange waren sie hilflos vor ihm erstarrt (Quick 47, 1958, 28); K. halten; sie vermehren sich wie die K. (ugs. abwertend; sehr stark).

Universal-Lexikon. 2012.