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Mutter
Muddern (umgangssprachlich); Mama (umgangssprachlich); Mami (umgangssprachlich); Alte (derb); Mutti (umgangssprachlich); Schraubenmutter

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1Mut|ter ['mʊtɐ], die, -, Mütter ['mʏtɐ]:
a) Frau, die ein oder mehrere Kinder geboren hat:
die leibliche Mutter; meine Mutter; sie ist Mutter von drei Kindern; Vater und Mutter.
Syn.: Mama (fam.).
Zus.: Brautmutter, Kindesmutter.
b) Frau, die in der Rolle einer Mutter ein oder mehrere Kinder versorgt, erzieht:
es wäre gut, wenn die Kinder wieder eine Mutter hätten.
  2Mut|ter ['mʊtɐ], die; -, -n:
Stück aus Metall, das ein Gewinde hat und auf eine Schraube gedreht wird:
die Muttern fest anziehen, lockern.
Zus.: Schraubenmutter.

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Mụt|ter
I 〈f. 8u
1. Frau, die Kinder geboren hat
2. die Frau im Verhältnis zu ihren Kindern
3. Anrede für Vorsteherin eines Klosters, Stifts
● \Mutter Erde 〈poet.〉 die Erde, die nährt u. hervorbringt; \Mutter und Kind; \Mutter Natur 〈poet.〉 die Natur, die nährt u. hervorbringt; \Mutter Oberin, ...; \Mutter und Sohn; \Mutter und Tochter; Vater und \Mutter ● einem Kind die \Mutter ersetzen; sie ist \Mutter geworden sie hat ein Kind bekommen ● eine gute, liebevolle, schlechte, strenge \Mutter sein; leibliche \Mutter; werdende \Mutter schwangere Frauan \Mutters Rock(zipfel) hängen 〈fig.〉 unselbstständig sein (von größeren Kindern); ich fühle mich hier wie bei \Muttern 〈umg.; berlin.; mit altem Dat.〉 wie zu Hause; sie ist \Mutter von drei Kindern; wie eine \Mutter zu jmdm. sein
II 〈f. 21das Gewinde drehbar umschließender Teil einer Schraube; Sy Schraubenmutter ● eine \Mutter anziehen, festschrauben, lockern
[<ahd. muoter, engl. mother <germ. *moder- <idg. *mater-; zu dem Lallwort der Kindersprache *ma-; verwandt mit Muhme]

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1Mụt|ter , die; -, Mütter [mhd., ahd. muoter, urspr. Lallwort der Kinderspr.]:
1.
a) Frau, die ein od. mehrere Kinder geboren hat:
die eigene M.;
alleinerziehende Mütter;
eine werdende M. (eine Schwangere);
M. Gottes (kath. Rel.; Maria, die Mutter Jesu);
sie ist ganz die M. (ist, sieht ihrer Mutter sehr ähnlich);
grüßen Sie Ihre [Frau] M.!;
sie ist M. von fünf Kindern;
an den Rockschößen der M. hängen (unselbstständig sein);
(fam. auch als Eigenname:) M. hat dich gerufen;
-s Geburtstag;
Ü die M. aller Schlachten (die wichtigste, bekannteste, emotional am meisten aufgeladene Schlacht);
M. Erde (geh.; die Erde);
M. Natur (geh.; die Natur);
bei M. Grün schlafen (ugs.; im Freien übernachten);
b) Frau, die in der Rolle einer Mutter ein od. mehrere Kinder versorgt, erzieht:
es wäre gut, wenn die Kinder wieder eine M. hätten;
c) (bei bestimmten Schwesternorden) [Titel der] Oberin, Vorsteherin eines Klosters, eines geistlichen Stifts o. Ä.:
in der Anrede: M. Oberin, M. Donata.
2. weibliches Tier, das [gerade] ein od. mehrere Junge geworfen hat.
3. (Technik) Matrize.
4. (Jargon) Kurzf. von Muttergesellschaft.
2Mụt|ter , die; -, -n [nach dem Vergleich mit dem Mutterschoß od. der Gebärmutter, die ein werdendes Kind umschließt]:
Kurzf. von Schraubenmutter.

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I
Mutter
 
[althochdeutsch muoter, ursprüngliches Lallwort], die Frau im Verhältnis zu ihrem Kind; im biologischen, medizinischen und rechtlichen Sinn die Frau, die das Kind geboren hat (§ 1591 BGB; bei einer künstlichen Fortpflanzung die den Embryo austragende Mutter, nicht die genetische Mutter, In-vitro-Fertilisation, Embryonenschutzgesetz); im rechtlichen Sinn auch die Adoptivmutter. Im übertragenen Sinn wird der Begriff auch auf Pflanzen (Mutterpflanze) und Tiere (Muttertier) bezogen. Der Begriff Mutter ist Gegenstand zahlreicher Forschungen und Diskussionen auf sozial- und naturwissenschaftlicher Ebene sowie unter juristischen und politischen Aspekten.
 
Die Mutter stellt in der Regel die erste Bezugsperson des Kindes dar; v. a. die frühe Mutter-Kind-Beziehung bildet aus psychologischer Sicht die Grundlage für die Ausbildung eines »Urvertrauens«, der emotionalen Lebenssicherheit, der Beziehungs- und Liebesfähigkeit und der Sozialisation des Menschen. Die Verhaltensforschung nimmt mit der Geburt, und zwar beginnend mit dem Sehen (Kindchenschema) und Hören des Säuglings durch die Mutter, die Auslösung eines angeborenen Mutter- beziehungsweise Pflegeinstinktes an, d. h. eine Prädisposition der Mutter, für das Kind zu sorgen, wie auch das Kind durch natürliche Verhaltensweisen (Weinen, Klammern u. a.) die Zuwendung der Bezugsperson(en) und Anschluss an diese sucht. Eine emotional sichere, ungestörte Mutter-Kind-Bindung (Mutterbindung), die von der Mutter oder auch einer anderen zuverlässig verfügbaren Bezugsperson getragen wird, ist von wesentlicher Bedeutung für die Entwicklung des Kindes. Die Beziehung zur Mutter wie auch die Ablösung von der Mutterfixierung im Laufe des Reifungsprozesses des Kindes und Jugendlichen wirken vorbildhaft für die Gestaltung von Beziehungen im späteren Leben. Eine ins Erwachsenenalter fortbestehende starke innere Abhängigkeit von der Mutter kann den Aufbau einer Beziehung zu anderen Menschen und insbesondere den Aufbau von Partnerschaften stören und die Selbstentfaltung und Lebensgestaltung hemmen, indem eine Erfüllung mütterlicher Erwartungen unbewusst bestimmend bleibt.
 
Wurde in der Psychologie schon früh die Bedeutung der Eltern, v. a. der Mutter-Kind-Beziehung, für die Lebens- und Interaktionsfähigkeit des Menschen hervorgehoben (z. B. S. Freud und die Psychoanalyse; C. G. Jung), so untersucht die neuere Forschung zunehmend auch die Beziehungen des Kindes zu anderen Personen, v. a. zum Vater, aber auch zu Geschwistern, Alterskameraden, Lehrern und Betreuern (z. B. Tagesmutter). Dabei wird deutlich, dass fehlgeschlagene frühe Beziehungserfahrungen durch andere enge Beziehungen kompensiert werden können.
 
Die Rolle der Mutter wird durch die zugrunde liegenden sozialen und ökonomischen Verhältnisse in der jeweiligen Gesellschaft bestimmt und ist historisch weit reichenden Wandlungsprozessen unterworfen. So spielte in der frühen Neuzeit das Kind und damit auch die Mutter in der Gesellschaft eine untergeordnete Rolle. Es wurden viele Kinder geboren, und viele starben früh; zudem wurden Kinder nicht selten in Waisenhäusern oder von Ammen aufgezogen, sodass kaum tiefe emotionale Beziehungen zwischen Mutter und Kind entstehen konnten. Im Zuge der Aufklärung trat gegen Ende des 18. Jahrhunderts eine gegenläufige Entwicklung ein: Mutterschaft und die Rolle der Mutter wurden in dem Maße idealisiert, wie Kindererziehung als gesellschaftlich notwendige Aufgabe gesehen wurde. V. a. für die bürgerlichen Frauen wurde die Erziehung der Kinder zum wichtigen Aufgabenfeld, wenngleich die väterliche Autorität bestimmend blieb. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts veränderte sich die soziale Lage der Frauen zunehmend: Die Zahl der berufstätigen Frauen nahm zu, und es wurden weniger Kinder geboren. Als Gegenreaktion kam es - v. a. im Dienste militaristischer Ziele - zu einer Mütterideologie, deren sinnfälligster Ausdruck das nationalsozialistische »Mutterkreuz« als Auszeichnung für das Gebären vieler Kinder war. Bis in die Gegenwart wurde und wird Mutterschaft (besonders in Diktaturen) durch politische Interessen instrumentalisiert, um demographische Probleme zu korrigieren, die Emanzipation der Frauen zu behindern oder den Arbeitsmarkt zu entlasten.
 
Die Entwicklung der modernen Industriegesellschaft hat insgesamt die Funktionen der Familie und damit auch die Rollen ihrer Mitglieder, nicht zuletzt die der Mutter, tief greifend verändert; zu den entscheidenden Faktoren gehören der wachsende Einfluss außerfamiliärer Instanzen (v. a. Schule, Medien) auf die Erziehung der Kinder, die Reduzierung der Kinderzahl (wodurch die Anforderungen an die Erziehung des einzelnen Kindes zunehmen), die zunehmende Beteiligung der Väter an der Kindererziehung, die hohe Zahl allein erziehender Mütter und besonders die außerhäusliche Erwerbsarbeit der Frau, die einerseits soziale Anerkennung, andererseits eine Doppelrolle als Mutter und Berufstätige mit sich bringt. Damit steht die Mutter in besonders starkem Maße im Spannungsverhältnis zwischen emotional-affektiv bestimmten Sozialbeziehungen der Familie und des Eltern-Kind-Verhältnisses einerseits und den rational organisierten Strukturen der Berufs- und Arbeitswelt andererseits. Moderne Gesellschaftspolitik versucht deshalb, die Probleme der Berufsausbildung und -ausübung mit den Anforderungen der Mutterschaft in Einklang zu bringen (z. B. durch Mutterschutz, Erziehungsurlaub, staatlich geförderte Kinderbetreuungseinrichtungen, Kindergeld, Müttergenesungswerk, Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen zum Wiedereinstieg von Müttern in das Berufsleben). Innerhalb der Frauenbewegung wird teils die traditionelle Rolle der Mutter als Instrument zur Aufrechterhaltung patriarchalischer Familienstrukturen kritisiert, teils wird Mutterschaft als (nur der Frau zugängliche) Chance der Selbsterfahrung und Selbstverwirklichung gewertet (»neue Mütterlichkeit«).
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
 
Bindung · Ehe · Eltern · Familie · Frau · Frauenarbeit · Kind · Matriarchat · Vater
 
Literatur:
 
E. Sullerot: Die Frau in der modernen Gesellschaft (a. d. Frz., 1971);
 R. Koch: Berufstätigkeit der M. u. Persönlichkeitsentwicklung des Kindes (1975);
 U. Lehr: Die Rolle der M. in der Sozialisation des Kindes (21978);
 A. Rich: Von Frauen geboren. Mutterschaft als Erfahrung u. Institution (a. d. Amerikan., 1979);
 A. Köhler-Wagnerová: M., Kind, Beruf (28.-30. Tsd. 1982);
 V. Barber u. M. M. Skaggs: Die M. Erfahrungen u. Vorschläge für ein besseres Selbstverständnis (a. d. Engl., Neuausg. 1984);
 E. Gabert: Autorität u. Freiheit in den Entwicklungsjahren. Das mütterl. u. das väterl. Element in der Erziehung (Neuausg. 9.-11. Tsd. 1986);
 
Neue Mütterlichkeit, hg. v. U. Pasero (1986);
 E. Badinter: Die Mutterliebe. Gesch. eines Gefühls vom 17. Jh. bis heute (a. d. Frz., Neuausg. 21992);
 J. Chasseguet-Smirgel: Zwei Bäume im Garten. Zur psych. Bedeutung der Vater- u. Mutterbilder (a. d. Frz., 21992);
 L. Herwartz-Emden: Mutterschaft u. weibl. Selbstkonzept. Eine interkulturell vergleichende Unters. (1995);
 
Das Weiberlex., hg. v. F. Hervé u. a. (Neuausg. 1996);
 
Verklärt, verkitscht, vergessen. Die M. als ästhet. Figur, hg. v. R. Möhrmann (1996);
 E. Beck-Gernsheim: Die Kinderfrage. Frauen zw. Kinderwunsch u. Unabhängigkeit (31997).
II
Mutter,
 
Schraubenmutter, Maschinenelement mit Innengewinde, das als Teil einer Schraubenverbindung zusammen mit der zugehörigen Schraube als Befestigungsmittel oder als Verschiebungsmittel auf einer Bewegungsschraube (Gewindewelle oder -spindel) dient. Zu den wichtigsten Befestigungsschrauben gehört die Sechskantmutter. Zum Verbinden von Holzteilen werden meist Vierkantmuttern zusammen mit Schlossschrauben verwendet. Hutmuttern sind zum Schutz des Gewindes einseitig geschlossen. Flügelmuttern und Rändelmuttern können von Hand angezogen werden (v. a. bei häufig zu lösenden Verbindungen). Kreuzlochmuttern mit vier Sacklöchern am Rand und Zweilochmuttern mit zwei Löchern auf der Stirnseite werden mit Spezialschlüsseln angezogen. Nutmuttern besitzen ein Feingewinde und dienen zur Befestigung von Wälzlagern auf Wellen. Selbstsichernde Muttern mit gewindelosem Kunststoffring in einer Innenringnut ersetzen zunehmend die Kronenmutter, eine Mutter mit Schlitzen zur Sicherung mit einem Splint. Nietmuttern beziehungsweise Anschweißmuttern werden an dünne Blechteile genietet beziehungsweise geschweißt, Einschlagmuttern durch Einschlagen, Einschraubmuttern durch Eindrehen in (vorgebohrtes) Holz verankert.
III
Mụtter,
 
Anne-Sophie, Violinistin, * Rheinfelden (Baden) 29. 6. 1963; debütierte 1977 bei den Berliner Philharmonikern und trat u. a. mit Violinkonzerten von W. A. Mozart und L. van Beethoven hervor, seit Ende der 80er-Jahre wandte sie sich verstärkt auch Werken zeitgenössischer Komponisten zu (u. a. von W. Lutosławski, W. Rihm, K. Penderecki); seit 1986 hat sie einen Lehrstuhl für Solovioline an der Royal Academy of Music in London inne.

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1Mụt|ter, die; -, Mütter [mhd., ahd. muoter, urspr. Lallwort der Kinderspr.]: 1. a) Frau, die ein od. mehrere Kinder geboren hat: die leibliche, eigene M.; eine liebevolle, besorgte, strenge M.; allein erziehende, berufstätige Mütter; eine werdende M. (Schwangere); M. und Tochter; M. Gottes (kath. Rel.; Maria, die Mutter Jesu); sie ist M. von fünf Kindern; sie wird M. (ist schwanger); sie fühlt sich M. (geh.; fühlt, dass sie schwanger ist ); sie ist ganz die M. (ist, sieht ihr sehr ähnlich); grüßen Sie Ihre [Frau] M.!; der Geburtstag der M./(landsch. ugs.:) Mutters Geburtstag; an den Rockschößen der M./(landsch. ugs.:) an Mutters Rockschößen hängen (unselbstständig sein); das Essen schmeckt nicht wie bei Muttern (landsch. ugs.; zu Hause, bei der Mutter); Ü so galt doch nun einmal Athen als die ehrwürdige M. (geh.; Ursprung) der hellenischen Kultur (Thieß, Reich 144); *bei M. Grün schlafen (ugs.; im Freien übernachten); M. Natur (geh.; die Natur); b) Frau, die in der Rolle einer 1Mutter (1a) ein od. mehrere Kinder versorgt, erzieht: es wäre gut, wenn die Kinder wieder eine M. hätten; Anke hat Glück. Die neue M. - nun die dritte, zu der sie Mutti sagt - ist sehr verständnisvoll mit ihr (Schwarzer, Unterschied 74); *M. der Kompanie (Soldatenspr.; Kompaniefeldwebel ); c) (bei bestimmten Schwesternorden) [Titel der] Oberin, Vorsteherin eines Klosters, eines geistlichen Stifts o. Ä.: Die Oberin, Mutter M. Regina, war eine hagere, freundliche Frau in den Fünfzigern (Bieler, Mädchenkrieg 374); in der Anrede: M. Oberin, M. Donata. 2. weibliches Tier, das [gerade] ein od. mehrere Junge geworfen hat. 3. (Technik) Matrize (2 b). 4. (Jargon) kurz für ↑Muttergesellschaft: die ehemalige M. von Telefunken (NZZ 27. 1. 83, 13).
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2Mụt|ter, die; -, -n [nach dem Vergleich mit dem Mutterschoß od. der Gebärmutter, die ein werdendes Kind umschließt]: kurz für ↑Schraubenmutter: Er ... ordnete -n und Schrauben nach Größe und Stärke (Fels, Sünden 11).

Universal-Lexikon. 2012.