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Cohen
I
Cohen
 
[hebräisch kohen »Priester«], andere Schreibungen: Cohn, Kohen, Kohn, Cahn, Kahn, geläufiger jüdischer Familienname; bezeichnete ursprünglich die Herkunft aus priesterlichem Geschlecht (»Söhne Aarons«).
 
II
Cohen,
 
1) [ko'ɛn], Albert, französischer Schriftsteller, * Korfu 16. 8. 1895, ✝ Genf 17. 10. 1981; war Beamter des Völkerbundes und der Vereinten Nationen in Genf. Seine Romane geben - häufig vor dem Hintergrund einer durch Internationalität geprägten Gesellschaft - eine realistische Beschreibung von Leiden, Leidenschaften und Hoffnung sowie von Abenteuern mit deutlich burlesken und pikaresken Zügen.
 
Werke: Lyrik: Paroles juives (1921).
 
Romane: Solal (1930; deutsch); Mangeclous (1938; deutsch Eisenbeißer); Belle du Seigneur (1968; deutsch Die Schöne des Herrn); Les Valeureux (1969).
 
Essays: Le livre de ma mère (1954; deutsch Das Buch meiner Mutter).
 
Drama: Ézéchiel (1956).
 
Carnets (1978; Prosa).
 
 2) ['koːhən, auch ko'heːn], Hermann, Philosoph, * Coswig (Anhalt) 4. 7. 1842, ✝ Berlin 4. 4. 1918; war 1876-1912 Professor in Marburg, wirkte dann an der »Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums« in Berlin; Schüler F. A. Langes. Mit P. Natorp gründete er die »Marburger Schule« des Neukantianismus und suchte I. Kants Lehre zu einem logischen Systemidealismus weiterzubilden, indem er v. a. den Dualismus von Anschauung und Denken, von Erscheinung und »Ding an sich« beseitigte. Das »reine Denken« erzeugt danach die Gegenstände der Erkenntnis, insbesondere die der Mathematik und Naturwissenschaft. In seiner Ethik beschrieb Cohen die transzendentalen Prinzipien des »reinen Wollens«, die Maßstab sind für die gesollte Selbstversittlichung der empirischen Individuen in den sozialen Organisationsformen, etwa in der Gestalt des Staates. Die politische Philosophie seines »ethischen Sozialismus« hatte großen Einfluss auf die deutsche Sozialdemokratie. In der Ästhetik gab Cohen eine Systematik der Verwirklichungsbedingungen des »reinen Fühlens«. Später entwickelte er eine streng rationale Religionsphilosophie, gestützt auf das alttestamentarische Judentum.
 
Dem 1969 in Zürich gegründeten Hermann-Cohen-Archiv, das seit 1977 die Werke Cohens herausgibt, wurde 2002 eine Hermann-Cohen-Gesellschaft angegliedert.
 
Werke: Kants Theorie der Erfahrung (1871); Kants Begründung der Ethik (1877); Kants Begründung der Ästhetik (1889); System der Philosophie, Teil 1: Logik der reinen Erkenntnis (1902), Teil 2: Ethik des reinen Willens (1904), Teil 3: Ästhetik des reinen Gefühls, 2 Bände (1912); Kommentar zu I. Kants Kritik der reinen Vernunft (1907); Der Begriff der Religion im System der Philosophie (1915); Religion der Vernunft aus den Quellen des Judentums (herausgegeben 1919, Neudruck 1978); Jüdische Schriften, 3 Bände (herausgegeben 1924); Schriften zur Philosophie und Zeitgeschichte, 2 Bände (herausgegeben 1928).
 
Ausgabe: Werke, herausgegeben von H. Holzhey, auf zahlreiche Bände berechnet (1977 ff.).
 
Literatur:
 
Philosoph. Abh. H. C. zum 70. Geburtstag, hg. v. P. Natorp (1912);
 P. Natorp: H. C. als Mensch, Lehrer u. Forscher (1918);
 P. Natorp: H. C.s philosoph. Leistung unter dem Gesichtspunkt des Systems (1918);
 W. Kinkel: H. C. (1924);
 W. Ritzel: Studien zum Wandel der Kantauffassung (1952);
 J. Vuillemin: L'héritage kantien et la révolution copernicienne (Paris 1954);
 H. Günther: Philosophie des Fortschritts. H. C.s Rechtfertigung der bürgerl. Gesellschaft (1972);
 H. L. Ollig: Der Neukantianismus (1979);
 H. Holzhey: C. u. Natorp, 2 Bde. (Basel 1986);
 K.-H. Lembeck: Platon in Marburg. Platon-Rezeption u. Philosophiegeschichtsphilosophie bei C. u. Natorp (1994);
 
H. C.s philosophy of religion. International conference in Jerusalem 1996, hg. v. S. Moses u. H. Wiedebach (1997);
 
H. C. u. die Erkenntnistheorie, hg. v. W. Marx u. E. W. Orth (2001).
 
 3) ['kəʊɪn], Leonard Norman, kanadischer Schriftsteller, Sänger und Gitarrist, * Montreal 21. 9. 1934. Seine Lyrik und Romane sowie seine von ihm zur Gitarre vorgetragenen Lieder über Gewalt, Krieg und Sexualität, die von einer romantisch-melancholischen Stimmung und mystisch-assoziativen Bildern geprägt sind, machten ihn in den 60er-Jahren zu einem Idol der College-Jugend.
 
Werke: Lyrik: Let us compare mythologies (1956); The spice-box of earth (1961); Flowers for Hitler (1964; deutsch Blumen für Hitler); Parasites of heaven (1966; deutsch Parasiten des Himmels); Selected poems 1956-1968 (1968); The energy of slaves (1972; deutsch Die Energie von Sklaven); Death of a lady's man (1978; deutsch Letzte Prüfung); Wem sonst als Dir/Book of mercy (1984, zweisprachig).
 
Romane: The favorite game (1963; deutsch Das Lieblingsspiel); Beautiful losers (1966; deutsch Schöne Verlierer).
 
Lieder u. Ä.: Suzanne (1966); So long Marianne (1968); Bird on a wire (1971); Das Lieblingspiel. Gedichte, Lieder. Schöne Verlierer (1974, teilweise zweisprachig); Blumen für Hitler: Gedichte und Lieder 1956-1979 (1984, zweisprachig).
 
Literatur:
 
C. Graf: So long, Leonard. Leben u. Lieder von L. C. (1990).
 
 4) ['kəʊɪn], Paul Joseph, amerikanischer Mathematiker, * Long Branch (N. J.) 2. 4. 1934; seit 1964 Professor an der Stanford University; bewies 1963/64 mit der von ihm entwickelten metamathematischen Erzwingungsmethode (Forcing) die Unabhängigkeit sowohl des Auswahlaxioms als auch der verallgemeinerten Kontinuumhypothese von den Axiomen der zermelo-fraenkelschen Mengenlehre. Er löste damit das schon seit G. Cantors Aufstellung dieser Hypothese (1884) bestehende Kontinuumproblem. Cohen wurde 1966 mit der Fields-Medaille ausgezeichnet.
 
Werk: Set theory and the continuum hypothesis (1966).
 
 5) ['kəʊɪn], Stanley, amerikanischer Biochemiker, * New York 17. 11. 1922; seit 1962 Professor in Nashville (Tennessee), war seit 1953 als Mitarbeiter einer Forschungsgruppe der amerikanischen Krebsforschungsgesellschaft in Saint Louis an der Untersuchung hormonartiger Wachstumsfaktoren (Proteine) beteiligt, die eine Signalwirkung auf die Zell- und Gewebeentwicklung ausüben. Neben der Aufklärung des hier von Rita Levi-Montalcini entdeckten Nervenwachstumsfaktors gelang ihm die Entdeckung eines speziellen Epidermiswachstumsfaktors (Epithelial growth factor, Abkürzung EGF). Diese Erkenntnisse ermöglichten ein besseres Verständnis normaler Wachstums- und Heilungsvorgänge sowie pathologische Prozesse (Fehlbildungen, Tumoren) und könnten therapeutische Bedeutung erlangen. 1986 erhielt Cohen mit Rita Levi-Montalcini den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin.

Universal-Lexikon. 2012.