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Nassau
1Nạs|sau ; -s:
ehemaliges Herzogtum.
2Nas|sau ['næsɔ: ]:
Hauptstadt der Bahamas.

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I
Nạssau,
 
1) Stadt im Rhein-Lahn-Kreis, Rheinland-Pfalz, 100 m über dem Meeresspiegel, an der unteren Lahn zwischen Taunus und Westerwald, 5 300 Einwohner; Herstellung von Haushaltsartikeln.
 
Stadtbild:
 
Die Burg Nassau verfiel gegen Ende des 16. Jahrhunderts, sie wurde 1971 ff. wieder aufgebaut; unterhalb Ruine der Burg Stein (1234), Stammburg der Herren vom und zum Stein. Deren 1621 im Spätrenaissancestil erbautes Stadtschloss (1755 erweitert) ließ Reichsfreiherr K. vom und zum Stein 1814-19 um einen achteckigen neugotischen Wohnturm erweitern. Das Rathaus (ehemaliger Adelsheimer Hof) ist ein Fachwerkbau von 1607-09; Pfarrkirche mit spätromanischem Chorturm.
 
Geschichte:
 
Im Schutz der um 1125 entstandenen Burg Nassau wuchs die Siedlung, die 1324 befestigt war und 1348 Stadtrecht erhielt.
 
 
 2) ['næsɔː], Hauptstadt der Bahamas, an der Nordostküste von New Providence Island, (1990) 172 200 Einwohner (identisch mit der Inselbevölkerung); anglikanischer und katholischer Bischofssitz; College of the Bahamas (gegründet 1974), Bibliotheken, Museum; internationaler Finanzplatz und Konferenzort, Sitz zahlreicher ausländischer Unternehmen; Konservenindustrie, Rumdestillation, Bootsbau; Tiefwasserhafen, internationaler Flughafen. Als eine der malerischsten Städte Westindiens ein v. a. im Winter viel besuchter Erholungsort (Durchschnittstemperatur November-Mai 22 ºC; Juni-Oktober 28 ºC).
 
Geschichte:
 
Gegründet 1660 von Engländern unter dem Namen Charles Town (nach König Karl II.); 1690 zu Ehren Wilhelms III. von Oranien-Nassau umbenannt.
 
Über das Abkommen von Nassau Bahamakonferenz.
 
 
II
Nạssau,
 
Grafengeschlecht, das sich seit 1159/60 nach der um 1125 an der unteren Lahn erbauten, im 12. Jahrhundert lehnsrechtlich an das Heilige Römische Reich übergegangenen Burg Nassau benannte. Es leitete sich von einem Mainzer Vogt ab, beerbte um 1122 den Grafen von Idstein-Eppstein und hatte nach 1124 die Vogtei des Hochstifts Worms in Weilburg inne. Durch gezielte Erwerbspolitik gewann es zwischen Main, Mittelrhein, Sieg und Wetterau ein an die Kurfürstentümer Mainz und Trier sowie an die Landgrafschaft Hessen angrenzendes Territorium. Unter dem Druck der Erzbischöfe von Mainz und Trier kam es 1255 zur Teilung in zwei Linien: Graf Walram II. (* 1220, ✝ 1280) erhielt die Lande südlich der Lahn mit Wiesbaden, Idstein, Weilburg u. a., während die nördlich der Lahn gelegenen Gebiete mit Siegen und Dillenburg an Graf Otto I. (✝ um 1289) fielen.
 
Die jüngere ottonische Linie teilte sich 1303 in die Linien Nassau-Hadamar (ältere Linie bis 1394), Nassau-Siegen und Nassau-Dillenburg. Letztere fiel 1328 an Nassau-Siegen, doch blieb Dillenburg weiterhin Residenz. 1343 teilte sich diese Linie erneut. Es entstanden Nassau-Dillenburg und Nassau-Beilstein (ältere Linie bis 1561). Die Dillenburger beerbten 1394 Nassau-Hadamar und gewannen durch Heirat die Grafschaft Diez sowie 1403/04 die im Bereich der heutigen Niederlande gelegenen Gebiete Polanen, Leck, Breda und andere kleinere Güter. Die 1420 ererbte Grafschaft Vianden im Herzogtum Luxemburg verwalteten die Brüder zu gleichen Teilen. Nach verschiedenen Teilungen im 15. Jahrhundert - es entstanden u. a. die Linien Nassau-Herborn-Breda, Nassau-Haiger-Siegen, Nassau-Dillenburg-Diez - erreichte die ottonische Linie im 16. Jahrhundert ihre höchste Blütezeit. Zwar scheiterte 1507-17 im Katzenelnbogener Erbfolgestreit mit Hessen der Versuch, die Grafschaft Katzenelnbogen zu erwerben, doch steigerte der Erwerb des Fürstentums Oranien im Erbgang 1530 das Ansehen des Hauses. Graf Wilhelm I., der Reiche, von Nassau-Dillenburg (* 1487, ✝ 1559), seit 1544 regierender »Prinz« von Oranien, begründete das (ältere) Haus Oranien-Nassau, das 1689 die englische Krone gewann (Wilhelm III. von Oranien) und 1702 erlosch.
 
1607 spaltete sich erneut eine Linie Nassau-Diez ab, deren Herren 1652 in den Reichsfürstenstand erhoben wurden. Sie beerbte 1711 Nassau-Hadamar (jüngere Linie seit 1607), 1739 Nassau-Dillenburg, 1743 Nassau-Siegen (jüngere Linie seit 1607) sowie 1702 Nassau-Oranien; seitdem nannten sich die Grafen von Nassau-Diez Fürsten von Nassau-Oranien (neueres Haus). Sie verlegten 1747 die Residenz nach Den Haag und wurden 1803 als Landesherren von Nassau-Dillenburg im Reichsdeputationshauptschluss entschädigt; 1815 mussten sie als Fürsten von Oranien alle deutschen Gebiete als Gegenleistung für den Erwerb des Großherzogtums Luxemburg an Preußen abtreten; seit 1815 (König Wilhelm I.) stellt das Haus die Herrscher der Niederlande.
 
Der älteren walramschen Linie entstammten König Adolf von Nassau (1292-98) und im 14./15. Jahrhundert vier Mainzer Erzbischöfe. Sie teilte sich 1355 endgültig in die Linie Nassau-Idstein (mit Wiesbaden und Idstein) sowie die 1364 gefürstete Linie Nassau-Weilburg (mit Bleidenstadt und Weilburg), die 1381 durch Heirat die Grafschaft Saarbrücken (Nassau-Saarbrücken) erwarb. In mehreren Teilungen spaltete sich das Haus weiter auf. Nach dem Aussterben von Nassau-Idstein waren nach 1605 nochmals alle walramschen Güter in der Linie Nassau-Weilburg vereint. Diese teilte sich 1629, bedingt durch den Dreißigjährigen Krieg, endgültig 1651, in die Linien Nassau-Idstein, Nassau-Weilburg und Nassau-Saarbrücken (ältere Linie, 1659 dreigeteilt). Seit 1688, endgültig 1737, waren die Grafen gefürstet. Nach weiteren Teilungen und Erbfällen bestanden Anfang des 19. Jahrhunderts noch Nassau-Weilburg und Nassau-Usingen, die 1806 dem Rheinbund beitraten und sich zu einem vereinigten Herzogtum Nassau zusammenschlossen (Hauptstadt: Wiesbaden; nach dem Aussterben der Linie Nassau-Usingen 1816 von Nassau-Weilburg allein regiert), das nach Gebietskorrekturen, v. a. durch Gebietstausch mit Preußen, seine Gestalt erhielt. Herzog Adolf (1839-66) verlor Nassau 1866 an Preußen (ab 1866/68 Provinz Hessen-Nassau), wurde 1890 aber aufgrund des Nassauischen Erbvereins von 1783 (Anerkennung der Zusammengehörigkeit von ganz Nassau und des Erstgeburtsrechts) Großherzog von Luxemburg.
 
Literatur:
 
K. E. Demandt: Gesch. des Landes Hessen (Neuausg. 1980);
 
Herzogtum N.: 1806-1866, Ausst.-Kat. (1981);
 O. Renkhoff: Nassauische Biogr. Kurzbiographien aus 13 Jh. (21992);
 
Oranien-N., die Niederlande u. das Reich. Beitrr. zur Gesch. einer Dynastie, hg. v. H. Lademacher (1995).
 

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1Nạs|sau; -s: ehemaliges Herzogtum.
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2Nạs|sau ['næsɔ:]: Hauptstadt der Bahamas.

Universal-Lexikon. 2012.