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Limes
Li|mes 〈m.; -; unz.〉
1. römischer Grenzwall, bes. zwischen Rhein u. Donau
2. 〈Math.; Abk.: lim〉 = Grenzwert (2)
[lat., „Grenze“] Siehe auch Info-Eintrag: Limes - info!

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Li|mes, der; -, -, fachspr. auch: Limites [lat. limes (Gen.: limitis) = Grenzwall, -weg, (Acker)grenze]:
1. von den Römern angelegter Grenzwall zur Befestigung der Reichsgrenzen.
2. (Math.) Grenzwert (2) (Zeichen: lim).

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I
Limes
 
Seit Kaiser Augustus begannen die Römer mit dem planmäßigen Ausbau einer Verteidigungsstellung an Rhein und Donau unter Einbeziehung des südwestlichen Germanien rechts des Rheins, das sie Dekumatland (Zehntland) nannten. Im 2. Jahrhundert bestand der römisch-germanische Limes im Gesamtverlauf aus vier Hauptabschnitten: 1. der niedergermanische Limes links des Rheins bis nördlich von Neuwied, 2. der obergermanische Limes von Rheinbrohl nach Osten und den Taunus miteinbeziehend nach Süden am Ostrand der Wetterau bis zum Main bei Miltenberg und weiter südlich bis Lorch, 3. der rätische Limes von Lorch nordöstlich bis etwa Gunzenhausen und weiter südöstlich durch das Altmühltal bis zur Donau westlich von Regensburg, 4. die Donaugrenze flussabwärts bis nach Ungarn.
 
Der obergermanische Limes, zuerst aus Wall und Graben bestehend, wurde nach und nach durch Palisaden verstärkt. Steinerne Wachttürme, untereinander in Sichtweite, wurden zur Beobachtung des Grenzgebiets errichtet, weiter rückwärts entstanden Kastelle, etwa im Abstand von 15 km. Der rätische Limes war zusätzlich teilweise mit einer Steinmauer verstärkt, die aber nie vollendet worden ist. Hinter den Befestigungen des Limes wurde ein Straßensystem angelegt. Aus den Römerlagern an den wichtigsten Flussübergängen von Rhein und Donau entstanden die ersten römisch-germanischen Städte. Xanten, Köln, Bonn, Koblenz, Mainz, Worms, Regensburg und Passau und viele andere deutsche Städte gehen so auf römische Ursprünge zurück.
 
Durch den Limes wurde die Ausbreitung der Germanenstämme nach Westen und Süden aufgehalten, gleichzeitig aber ermöglichte er ein friedliches Nebeneinanderleben und einen lebhaften Handelsverkehr. Erst als um 260 Alemannen das Dekumatland besetzten, mussten die Römer den obergermanisch-rätischen Limes aufgeben. Reste der Limes-Anlagen sind noch heute in Südwestdeutschland zu sehen.
 
II
Limes
 
Von den künstlichen Grenzanlagen zum barbarischen Ausland, die in der Kaiserzeit von den Römern errichtet wurden, ist der Ober germanisch-Rätische Limes in Deutschland zwischen Bad Hönningen am Rhein und Regensburg an der Donau am bekanntesten. Er misst beinahe 500 km und zählt zu den großartigsten Baumaßnahmen der Römerzeit.
 
Unter den flavischen Kaisern (69-96) überschritten die Römer Mittel- und Oberrhein sowie die obere Donau, um eine strategisch bessere Grenzziehung zu erreichen. Es gelang offenbar ohne größere Gegenwehr germanischer Stämme, neben Taunus und Wetterau das Gebiet zwischen Oberrhein, Main und Neckar sowie nördlich der Donau die Schwäbische Alb, das Nördliche Ries und den Westen der Fränkischen Alb in Besitz zu nehmen. Die von den Flaviern eingeleitete Eingliederung dieses rechtsrheinischen Gebiets in den unmittelbaren Herrschaftsbereich Roms wurde von ihren Nachfolgern Trajan, Hadrian und Antoninus Pius energisch weitergeführt. Dies gilt vor allem für die endgültige Ausgestaltung der Grenze.
 
Diese Grenze, der Obergermanisch-Rätische Limes, war keine militärische Befestigungs anlage im eigentlichen Sinne. Der Limes diente vielmehr in erster Linie der Markierung und Überwachung der römischen Reichsgrenze zum freien Germanien. Ursprünglich bestand die äußere Limeslinie aus einem langen Waldschneisenzug mit Postenweg und hölzernen Wachtürmen auf Sichtweite. In späteren Bauphasen wurden die Holztürme durch Steinbauten ersetzt und die Schneisen mit vorgesetzten Hindernissen wie Palisaden oder Wall und Graben versehen. Im Falle des rätischen Limes wurden spätestens unter Kaiser Caracalla (211-17) Wall und Graben durch eine massive Steinmauer ersetzt.
 
Dieses System der Grenzsicherung hat sich bis zum Beginn des 3. Jahrhunderts durchaus bewährt. Gegen die erstarkenden Alamannen führte Caracalla im Jahre 213 vom Limes aus einen Präventivkrieg, der die Lage für zwei Jahrzehnte noch einmal stabilisierte. 233 fielen die Alamannen dann aber verheerend ins Limesgebiet ein und zerstörten zahlreiche Kastelle. In den folgenden Jahrzehnten hatte das Imperium Romanum zur gleichen Zeit Angriffe im Westen und Osten abzuwehren, denen es auf Dauer nicht gewachsen war. Im Jahre 260, dem Jahr, da Kaiser Valerian in persische Gefangenschaft geriet, erlag auch das Limesgebiet endgültig den Angriffen der Alamannen und musste von Rom für immer aufgegeben werden.
 
III
Limes
 
[lateinisch »Grenzweg«, »Grenze«, »Grenzwall«] der, -/-,  
 1) Geschichte: bei den Römern ursprünglich der Grenzweg zwischen zwei Grundstücken, in der römischen Kaiserzeit Bezeichnung der durch Wehrbauten gesicherten Reichsgrenze. Solche Grenzanlagen, meist tief gestaffelte Systeme mit feindseitigen Vorposten oder Brückenköpfen, Kastellen an der Grenze und im Hinterland sowie ausgebauten Straßennetzen, fanden sich in unterschiedlicher Form in allen Teilen des Imperiums, so in Britannien (Hadrianswall, Antoninuswall), in Germanien, an der Donau, in Dakien, in der Dobrudscha, in Afrika, in Arabien und in Syrien.
 
Der Obergermanisch-Rätische Limes, die bedeutendste Limesanlage im heutigen Deutschland, im endgültigen Verlauf rd. 550 km lang und mit circa 900 Wachtürmen und mehr als 60 Kastellen versehen, umschloss die Gebiete östlich des Rheins (Obergermanische Limes) und nördlich der Donau (Rätischer Limes), die seit Claudius (41-54) und besonders unter den Flaviern und Hadrian von Rom in Besitz genommen worden waren. Der Obergermanische Limes beginnt in Rheinnähe unterhalb von Rheinbrohl (gegenüber der Einmündung des Vinxtbachs, der Grenze zwischen den römischen Provinzen Nieder- und Obergermanien) und führt über Bad Ems und den Taunus, die Wetterau umschließend, zum Main bei Großkrotzenburg, von dort in der frühesten Ausbauphase unter Domitian (81-96), der Beobachtungsstationen (Holztürme) errichten ließ, die miteinander in Sichtverbindung standen, und später mit dem Bau von Kastellen begann, weiter nach Wörth am Main und von Bad Wimpfen entlang dem Neckar bis Köngen. Unter Trajan (98-117) wurde die Lücke im Grenzsicherungssystem zwischen Main und Neckar geschlossen (Odenwald-Limes zwischen Wörth/Obernburg und Wimpfen), unter Hadrian (117-138) der Limes durch eine Holzpalisade gesichert. Antonius Pius ließ um 150 die Strecke ab Wörth nach Süden auf die endgültige Linie Miltenberg-Lorch vorverlegen. Die Holzbauten der Lager wurden bald überall durch Steinkastelle ersetzt. Ende des 2./Anfang des 3. Jahrhunderts legte man hinter der Palisade einen Graben an und schüttete die ausgehobene Erde zu einem Wall auf. Um 260 durchbrachen die Alemannen den Obergermanischen Limes endgültig.
 
An den Obergermanischen Limes schloss sich bei Lorch der nach Osten verlaufende Rätische Limes an, der westlich von Kelheim (Kastell Abusina) endete. Er ist großenteils in trajanisch-hadrianischer Zeit (1. Hälfte 2. Jahrhundert) angelegt worden (Palisaden und Holztürme, später Steintürme). Als Anfang des 3. Jahrhunderts, zur Zeit Caracallas, die Alemannen den Rät. Limes bedrohten, wurde die Palisade durch eine 1 bis 1,2 m starke, 2,5 bis 3 m hohe Steinmauer (»Teufelsmauer«) ersetzt. Auch hinter dem Rät. Limes waren Kastelle errichtet. Gallienus gab den nördlich der Donau gelegenen Limes auf (254 oder 259/260). Die Reichsgrenze musste nun auf Rhein und Donau mit neuem Limes zwischen Bregenz und Kempten (Donau-Iller-Rhein-Limes) zurückgenommen werden. Der streckenweise heute noch gut erkennbare Verlauf des Obergermanisch-Rätischen Limes mit den Kastellen wurde 1892-1938 von der Reichslimeskommission, später von der Römisch-Germanischen Kommission, den Landesämtern für Denkmalpflege und dem Saalburgmuseum eingehend erforscht.
 
Auch die Grenze am unteren Teil des Rheins war durch eine (linksrheinische) Kastellkette und eine Militärstraße gesichert (Niedergermanischer Limes, ein Flusslimes ohne große Tiefenstaffelung). Er gehört in die Zeit von der Aufgabe der römischen Besetzung des rechtsrheinischen Germanien unter Tiberius bis zum Ausgang der römischen Herrschaft in diesem Gebiet (Ende 4. Jahrhundert).
 
 
Literatur:
 
Der obergermanisch-rät. L. des Römerreichs, hg. v. O. von Sarwey u. a., 75 Lfg. (1894-1929);
 
L.-Forschung, 22 Bde. (1959-83);
 W. Schleiermacher: Der röm. L. in Dtl. (31967);
 
Der Niedergerman. L. Materialien zu seiner Gesch., hg. v. J. E. Bogaers u. a. (1974);
 P. Trousset: Recherches sur le limes tripolitanus (Paris 1974);
 G. Ulbert u. T. Fischer: Der L. in Bayern (1983);
 E. Schallmayer: Der Odenwald-L. (1984);
 
Der röm. L. in Österreich, hg. v. M. Kandler u. a. (Wien 1986);
 W. Beck u. D. Plank: Der L. in SW-Dtl. (21987);
 Z. Visy: Der pannon. L. in Ungarn (a. d. Ungar., 1988);
 M. Klee: Der L. zw. Rhein u. Main (1989);
 D. Baatz: Der röm. L. (31993);
 
Die röm. Reichsgrenze zw. Mosel u. Nordseeküste, hg. v. T. Bechert u. W. J. H. Willems (1995).
 
 2) Mathematik: Abk.Abkürzung lim, der Grenzwert.
 

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Li|mes, der; -, - [lat. limes (Gen.: limitis) = Grenzwall, -weg, (Acker)grenze; Grenzmark]: 1. von den Römern angelegter Grenzwall zur Befestigung der Reichsgrenzen: der obergermanische, rätische L. 2. (Math.) Grenzwert (2) (Zeichen: lim).

Universal-Lexikon. 2012.