Lille [li:l ]:
Stadt in Nordfrankreich.
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Lille
[lil], flämisch Rijssel ['rɛjsəl], früher L'Isle [lil], Hauptstadt Französisch-Flanderns sowie der Region Nord-Pas-de-Calais und des Départements Nord, unweit der belgischen Grenze in dicht besiedelter Ebene an der kanalisierten Deûle, 21 m über dem Meeresspiegel, 172 100 Einwohner; katholischer Bischofssitz; staatliche und katholische Universität (gegründet 1969-71) u. a. Hochschulen; Museen, Oper, Theater. Lille ist ein wichtiges Handelszentrum (internationale Handelsmesse, internationale Textilausstellung) und verdankt seine Entwicklung der Textilindustrie (Baumwoll-, Flachs- und Juteverarbeitung, Herstellung von Konfektion), heute auch Maschinenbau, Lebensmittel- u. a. Industrie; Bahn- und Straßenknotenpunkt; Flusshafen, Flughafen im Vorort Lesquin, U-Bahn. - Um den neuen TGV-Bahnhof entstand seit 1990 unter Leitung des niederländischen Architekturbüros OMA (Office for Metropolitan Architecture, Leitung: Rem Koolhaas) das Büro- und Geschäftszentrum Euralille, u. a. auch mit Konzert- und Messehallen sowie Kongresspalast. Der Ballungsraum Lille (als »Communauté urbaine« mit Roubaix und Tourcoing; insgesamt 87 Gemeinden) ist mit 959 200 Einwohnern der viertgrößte Wirtschaftsraum Frankreichs. Lille wurde zusammen mit Genua für das Jahr 2004 zur »Kulturstadt Europas«auserwählt.
Die ältesten erhaltenen Sakralbauten sind die Kirchen Saint-Maurice (14./15. Jahrhundert) und Sainte-Cathérine (16.-18. Jahrhundert). An der Place Général-de-Gaulle liegt die Alte Börse (1652 ff.), auf einer platzartigen Erweiterung der Rue de Paris steht das 1682-95 zu Ehren von Ludwig XIV. als Triumphbogen errichtete Pariser Tor. Bedeutende Bauten sind u. a. die Palais Leauneux (18. Jahrhundert) und Rameau (1878). Im Palais des Beaux-Arts (Erweiterungsbau 1997 eröffnet) befindet sich eine der größten Gemäldesammlungen Frankreichs außerhalb von Paris. Im ehemaligen Hospital (gegründet 1237, Neubau 17./18. Jahrhundert) ist das Musée de l'Hospice Comtesse mit flämischem Kunsthandwerk des 17. und 18. Jahrhunderts untergebracht, im Palais Rihour (1460) das Lokalmuseum, in der unvollendeten Kathedrale (1854 ff.) das Diözesanmuseum. - Modernes Universitätsklinikum. Im Osten der Stadt die Siedlung Lille-Est, nach dem Konzept der »Villes Nouvelles« 1972-78 angelegt.
Lille, dessen Name auf eine frühere Insel (französisch l'île, flämisch ter ijsel) in der Deûle zurückgeht, entstand aus einer Siedlung um eine Burg Balduins I. von Flandern (✝ 878), die im 11. Jahrhundert Marktrecht, 1127 Stadtrecht erhielt. Durch Wollverarbeitung wurde Lille im 12. Jahrhundert eine der bedeutendsten Städte Flanderns. Mit diesem fiel es 1384 an das Herzogtum Burgund (größte Blütezeit), 1477 an Habsburg. 1667 von Truppen Ludwigs XIV. erobert und in der Folge schnell französisiert, wurde es im Friedensvertrag von Utrecht (1713) endgültig Frankreich zugesprochen. Die von Vauban ausgebaute Festung blieb bis zum Ersten Weltkrieg eine der wichtigsten Frankreichs.
Histoire de L., hg. v. L. Trénard, Bd. 1 (Lille 1970);
Euralille - the making of a new city center, hg. v. I. Menu (a. d. Frz., Basel 1996).
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Lille [lil]: Stadt in Nordfrankreich.
Universal-Lexikon. 2012.