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Kambrium
Kạm|bri|um auch: Kạmb|ri|um 〈n.; -s; unz.; Geol.〉 Formation des Paläozoikums (zw. Protoerozoikum u. Ordovizium) vor 580-460 Mio. Jahren mit den ersten Fossilien führenden Sedimenten [nach Cambria, dem lat.-kelt. Namen für Nordwales]

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Kạm|b|ri|um, das; -s [zu mlat. Cambria = Nordwales, nach den hier gemachten Gesteinsfunden] (Geol.):
älteste Formation des Paläozoikums.

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Kạmbrium
 
[zu Cambria, der mittellateinischen Bezeichnung für Nordwales (nach den hier gemachten Gesteinsfunden)] das, -s, Cambrium, Geologie: das älteste System des Paläozoikums. Die Untergliederung erfolgt hauptsächlich nach Trilobiten.
 
Über dem weithin fossilfreien Präkambrium beginnt das Kambrium vielfach mit einer Schichtlücke oder einer Diskordanz, wobei sich die Differenzierung in konsolidierte Erdkrustenteile (Schilde, Kratone) und mobile Geosynklinalen jetzt klarer erkennen lässt. Auf Ersteren (Fennosarmatia, Kanadisches Schild und Sibirisches Schild, Nordchina) finden sich nur geringmächtige Sedimente; Letztere (Wales, Schottland, Nordirland, norwegisches Hochgebirge, Mitteleuropa, Mittelmeergebiet, Ostgrönland, Appalachen, Rocky Mountains, Anden, Australien) wurden mit mächtigen Ablagerungen (einschließlich untermeerischer Vulkanismus) aufgefüllt, die später zu den Kaledoniden gefaltet wurden (kaledonische Gebirgsbildung). Die Lage der Kontinente zueinander war nach paläomagnetischen Messungen im Kambrium völlig anders als heute. Eine weitgehend geschlossene Landmasse auf der Südhalbkugel (Gondwana) stand, durch einen breiten Ozeangürtel (u. a. Vorläufer der Tethys) getrennt, einer durch Meere (u. a. Iapetus) stärker gegliederten Kontinentalmasse auf der Nordhalbkugel gegenüber (Laurasia). Aus Mitteleuropa sind kambrische Gesteine u. a. aus der Lausitz, dem Erzgebirge, Frankenwald, Thüringer Wald, Vogtland, Fichtelgebirge und Spessart bekannt. Der Ablagerungsraum war durch eine Landschwelle in Süddeutschland vom Mittelmeerbecken getrennt. Der Südpol wird im heutigen Nordwestafrika, der Nordpol im Nordwestpazifik vermutet. Der Äquator verlief durch Antarktika, den Sibirischen Schild und den Kanadisch-Arktischen Archipel. Das Klima war anfangs kühl bis gemäßigt, später wärmer, worauf rote Sandsteine und die ältesten salinaren Ablagerungen der Erde (Gips und Steinsalz; Sibirisches Schild, Nordwestkanada, Indien, Iran, Australien) deuten.
 
Mit dem Kambrium setzt, bedingt u. a. durch die Ausbildung widerstandsfähiger Skelette und anderer Stütz- und Verdunstungsschutzteile, die sprunghafte Entfaltung einer vielgestaltigen Fauna und Flora ein. Die rein marine Fauna weist urtümliche Züge, aber schon alle Stämme der Wirbellosen auf, wobei sich mehrere Faunenprovinzen und verschiedene Faziesbereiche (karbonatische Flachwasser- sowie sandig-tonige Ablagerungen tieferer Gewässer) abheben. Nachgewiesen sind Foraminiferen, Radiolarien, die schwammähnliche Archaeocyatha (Riffbildner), medusen- (Medusites) und polypenartige Nesseltiere (Conularien oder Conulata, 6-10 cm groß, mit konisch zugespitztem, chitinigem Gehäuse), Ringelwürmer (v. a. Spurenfossilien), Armfüßer (v. a. schlosslose Inarticulata aus Chitin und Calciumphosphat: v. a. Linguliden), Schnecken, Muscheln, Kopffüßer (seit dem Oberkambrium; Nautiloideen: Plectronoceras, Volborthella), Stachelhäuter (u. a. Edrioasteroidea), Graptolithen, Conodonten, unter den Gliederfüßern v. a. Trilobiten. Eine Sonderstellung hat der teils zu den Weichtieren, teils zu den Ringelwürmern gestellte Hyolithes mit bis 15 cm langem konischem Gehäuse von dreieckigem, rundem oder ovalem Querschnitt. Im Oberkambrium treten mit den Heterostraken die ersten Wirbeltiere (Kieferlose) auf. Von den über 3 000 beschriebenen Tierarten gehören 60 % zu den Trilobiten, 30 % zu den Armfüßern und 5 % zu den Archaeocyatha. Besonders reiche Fossilfunde, auch von weichhäutigen Organismenteilen, lieferte der Burgess-Schiefer. Die Flora wird durch Kalk abscheidende Algen bestimmt (Stromatolithen).
 
Literatur:
 
F. Lotze: Das K. Spaniens, 2 Tle. (1961);
 
Cambrian of the New World, hg. v. C. H. Holland (London 1971);
 
Cambrian of the British Isles, Norden, and Spitzbergen, hg. v. C. H. Holland: (ebd. 1974).
 
Weitere Literatur: Devon.
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Evolution: Vielzellige Lebewesen erscheinen
 
Kambrium: Die Lebenswelt im Kambrium
 

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Kạm|bri|um, das; -s [zu mlat. Cambria = Nordwales, nach den hier gemachten Gesteinsfunden] (Geol.): älteste Formation des Paläozoikums.

Universal-Lexikon. 2012.