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Modell
Mannequin; Model; Fotomodell; Vorführdame; Prototyp; Muster; Normal (fachsprachlich); Bauart; Fabrikat; Typ; Theorie; Hypothese (fachsprachlich); Konzept; Schema; Vorbild

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Mo|dell [mo'dɛl], das; -s, -e:
1. verkleinerte plastische Ausführung eines Bauwerks, eines Flugzeugs usw.:
der Architekt legt ein Modell des geplanten Gebäudes vor.
Zus.: Eisenbahnmodell, Flugzeugmodell, Schiffsmodell.
2.
a) Muster, Vorlage für ein Objekt, für die (serienweise) Herstellung von etwas:
sie entwirft ein Modell für eine neue Universität.
Syn.: Entwurf.
Zus.: Ausstellungsmodell.
b) Ausführungsart eines Fabrikats:
sein Auto ist ein ganz neues Modell.
Syn.: Typ.
Zus.: Luxusmodell, Spitzenmodell, Standardmodell.
3.
a) Objekt, Lebewesen usw., das als Vorlage für das Werk eines Künstlers dient:
einem Maler Modell stehen.
Zus.: Aktmodell, Fotomodell.
b) Person, die Modekollektionen, Modellkleider vorführt:
als Modell arbeiten.
Syn.: Mannequin, Model.
Zus.: Fotomodell.
4. Kleidungsstück, das nach einem eigens dafür geschaffenen Entwurf hergestellt wurde:
das neueste Modell; ein Pariser Modell.

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Mo|dẹll 〈n. 11
1. Vorbild, Muster, Urbild
2. Urform eines Bildwerks (meist aus Ton) sowie deren Abguss in Gips (Gips\Modell), der dann in einen anderen Werkstoff übertragen wird
3. Darstellung eines (geplanten) Bauwerks in stark verkleinertem Maßstab
4. 〈Phys.〉 vereinfachte, auf Näherungen beruhende Betrachtung eines Systems zur Veranschaulichung od. Ermittlung dessen physikalischer Eigenschaften
5. Person od. Gegenstand als Vorbild od. Vorlage für Maler, Bildhauer u. Fotografen (Foto\Modell)
6. = Model2 (2)
7. Modellkleid
● das \Modell eines Schiffes, einer Stadt; \Modell stehen od. sitzen; \Modelle vorführen Modellkleider vorführen [<ital. modello]

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Mo|dẹll , das; -s, -e [ital. modello = Muster, Entwurf, zu lat. modulus = Maß, Vkl. von: modus, Modus]:
1.
a) Form, Beschaffenheit, Maßverhältnisse veranschaulichende Ausführung eines vorhandenen od. noch zu schaffenden Gegenstandes in bestimmtem (bes. verkleinerndem) Maßstab:
das M. eines Schiffes, Flugzeugs, einer Burg, Fabrik;
ein M. entwerfen, bauen;
b) (Technik, bild. Kunst) Muster, Entwurf einer Plastik, eines technischen o. Ä., durch Guss herzustellenden Gegenstandes, nach dem die Guss- bzw. Gipsform hergestellt wird:
das M. einer Plastik;
c) (Wissensch.) innere Beziehungen u. Funktionen von etw. abbildendes bzw. [schematisch] veranschaulichendes [u. vereinfachendes, idealisierendes] Objekt, Gebilde:
ein M. des Atomkerns;
d) (math. Logik) Interpretation eines Axiomensystems, nach der alle Axiome des Systems wahre Aussagen sind.
2.
a) als Gegenstand der bildnerischen, künstlerischen o. Ä. Darstellung od. Gestaltung benutztes Objekt, Lebewesen usw.;
b) Person, die sich [berufsmäßig] als Gegenstand bildnerischer od. fotografischer Darstellung, Gestaltung zur Verfügung stellt:
als M. arbeiten;
[jmdm.] M. sitzen/stehen (jmds. Modell sein: sie hat dem Maler für dieses Bild M. gesessen);
c) 2Model (a);
d) (verhüll.) Prostituierte.
3.
a) (Gegenstand als) Entwurf, Muster, Vorlage für die (serienweise) Herstellung von etw.;
b) Typ, Art der Ausführung eines Fabrikats;
c) (Rechtsspr.) durch Gesetz urheberrechtlich geschützte Gestaltungsform eines Gebrauchsgegenstandes.
4. (Mode) [Kleidungs]stück, das eine Einzelanfertigung ist [u. ungefähr als Muster, Vorlage od. Anhaltspunkt für die serienweise Herstellung bzw. Konfektion dienen kann]:
ein Pariser M.
5. (bildungsspr.)
a) etw., was (durch den Grad seiner Perfektion, Vorbildlichkeit o. Ä.) für anderes od. für andere Vorbild, Beispiel, Muster sein kann:
etw. nach dem M. von etw. gestalten;
b) als Muster gedachter Entwurf:
das M. eines neuen Gesetzes.

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I
Modell
 
[ital. modello, zu lat. modulus »Maß«, »Maßstab«], ein Abbild eines Objekts oder Objektbereichs, bei dem die für wesentlich erachteten Eigenschaften hervorgehoben und als nebensächlich angesehene Aspekte außer Acht gelassen werden. In diesem Sinn ist ein Modell also ein vereinfachtes Abbild der Wirklichkeit. Es dient als Hilfsmittel zur Beschreibung der Realität und zur Bildung von charakterisierenden Begriffen und bildet die Grundlage, künftiges Verhalten des erfassten Bereichs vorauszusagen. In den Computerwissenschaften sind Modelle die Basis für jede Form der Speicherung, Übertragung, Zerlegung und Verarbeitung von Daten. Ein Modell bildet die Zielvorstellung und die Grenze dessen, was automatisch berechnet, überwacht oder gesteuert werden soll. Den Vorgang der Umsetzung eines realen Sachverhalts in ein Modell bezeichnet man als Modellierung.
 
Die Bausteine von Modellen sind Objekte, die durch nur geringfügige Abstraktionsprozesse entstanden sind. Im benutzerfreundlichen Idealfall sind die Objekte an die Originale angepasst, so wie sie (im Idealfall) vom menschlichen Bewusstsein wahrgenommen, kognitiv erfasst und verarbeitet werden (z. B. wird ein wirklicher Aktenordner im Modell wieder als Aktenordner dargestellt). Beispiele für Modelle sind Bäume, Struktogramme, Programme, Programmiersprachen, Turing-Maschinen, das OSI-Schichtenmodell usw.
 
Im CAD-Bereich (CAD) werden die grafischen Abbilder von realen Objekten als Modelle bezeichnet. Man unterscheidet die wenig speicher- und rechenintensiven zweidimensionalen Darstellungen, die nur zwei der drei Raumkoordinaten berücksichtigen (2D-Modelle) und die aufwendigeren räumlichen Darstellungen (3D-Modelle). Letztere werden vereinfacht als Drahtmodell oder wirklichkeitsgetreuer als Volumenmodell dargestellt. Ein 2,5D-Modell stellt eine Zwischenstufe zwischen einem zwei- und einem dreidimensionalen Modell dar: Es basiert auf dem 2D-Modell, enthält aber einen zusätzlichen Parameter, z. B. einen Winkel.
II
Modẹll
 
[italienisch modello, zu lateinisch modulus »Maß«, »Maßstab«] das, -s/-e,  
 1) allgemein: Muster, Entwurf, z. B. in der Baukunst Architekturmodell; Vorbild, Beispiel.
 
 2) Logik und Mathematik: ein Bereich (meist eine Menge), dessen Mitglieder und deren Verknüpfungen eine durch Axiome beschriebene abstrakte Struktur besitzen. So bilden beispielsweise die Drehungen in der Ebene mit festem Drehzentrum ein Modell der Struktur »Gruppe«. Die Modelltheorie versucht mithilfe von Modellen die relative Widerspruchsfreiheit von Axiomensystemen sowie die Unabhängigkeit der Axiome voneinander zu zeigen. So beweist z. B. die analytische Geometrie die Widerspruchsfreiheit der euklidischen Geometrie, vorausgesetzt, die Theorie der reellen Zahlen ist widerspruchsfrei (deshalb die Bezeichnung »relativ«). Aufsehen erregten die Modelle der nichteuklidischen Geometrien in der euklidischen Geometrie, die in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts gefunden wurden (E. Beltrami, C. F. Klein, H. Poincaré) und breite wissenschaftstheoretische Diskussionen auslösten. Systematisch im modernen Sinne benutzt wurde die Methode der Modellbildung, die heute zu den grundlegenden Techniken der mathematischen Logik zählt, von D. Hilbert in seinen »Grundlagen der Geometrie« (1899). Einen großen Aufschwung brachten der Modelltheorie die Entdeckungen von G. Löwenheim und T. Skolem in den 1920er-Jahren. Ein überraschendes Ergebnis für die modelltheoretische Forschung bildete die Nonstandard-Analysis (Nichtstandardanalysis) von A. Robinson (1966).
 
Literatur:
 
W. Schwabhäuser: M.-Theorie, 2 Bde. (1971-72);
 G. Kreisel u. J.-L. Kriviné: M.-Theorie. Eine Einf. in die mathemat. Logik u. Grundlagentheorie (a. d. Frz., 1972).
 
 3) Malerei und Bildhauerkunst: 1) Naturgegenstand, besonders der Mensch (aber auch Tier oder Pflanze), der als Vorbild künstlerischer Gestaltung dient. Die Arbeit nach dem Modell kam erst in der späteren Antike, dann wieder im späteren Mittelalter und besonders in der Renaissance auf. In den Kunstakademien gehört sie zum Unterricht und betrifft v. a. den Akt (Modellklasse). 2) in der Bildhauerkunst auch ein stereometrisch genaues Vorbild des endgültigen Werkes. Es wird aus bildsamem Stoff (Ton, Wachs) mit freier Hand oder Modellierhölzern und Schlingen hergestellt (modelliert). Von dem meist in der endgültigen Größe gehaltenen, in Gips ausgegossenen Modell, das dann in Stein oder Holz übertragen oder in Bronze abgegossen wird, ist der Bozzetto zu unterscheiden.
 
 4) Mode: als Einzelstück angefertigtes Kleidungsstück; kann abgewandelt als Vorlage für die serienweise Herstellung (Konfektion) dienen.
 
 5) Naturwissenschaften: ein Abbild der Natur unter Hervorhebung für wesentlich erachteter Eigenschaften und unter Außer-Acht-Lassen als nebensächlich angesehener Aspekte. Das Modell in diesem Sinn ist ein Mittel zur Beschreibung der erfahrenen Realität, zur Bildung von Begriffen der Wirklichkeit und Grundlage von Voraussagen über künftiges Verhalten des erfassten Erfahrungsbereichs. Es ist umso realistischer oder wirklichkeitsnäher, je konsistenter es den von ihm umfassten Erfahrungsbereich zu deuten gestattet und je genauer seine Vorhersagen zutreffen; es ist umso tragender, je größer der von ihm beschriebene Erfahrungsbereich ist.
 
Modelle entstehen aus der Wechselwirkung zwischen Hypothesenbildung und Beobachtung oder (in den exakten Naturwissenschaften) messendem Experiment: Die Hypothese lenkt die Beobachtung, und deren Resultate geben ihrerseits Anlass zur Verifizierung der Hypothese. Damit sind Modelle grundsätzlich nicht endgültig; sie müssen immer wieder der Erfahrung angepasst und, sofern das in einer konsistenten Weise nicht möglich ist, verworfen und durch neue Modelle ersetzt werden. Wesentliche Prozesse sind dabei die erkenntnistheoretische Kritik der verwendeten Begriffe und, falls erforderlich, deren Umdeutung oder Neubildung.
 
Eine Modellvorstellung fußt in der Regel auf früherer Erkenntnis, wird im Bedarfsfall durch Postulate erweitert und mündet idealerweise in einer umfassenden Theorie. Ein Beispiel aus der Physik ist die Entwicklung des Atommodells: Frühe Vorstellungen beruhten auf den klassischen Theorien der Mechanik und der Elektrodynamik. Als sich anhand experimenteller Befunde zeigte, dass diese Modelle unauflösbare Widersprüche beinhalteten, wurden sie aufgegeben und durch das bohrsche Atommodell mit den dazugehörenden Postulaten ersetzt. Die Weiterentwicklung der hierin enthaltenen Ideen führte zur Formulierung der Quantenmechanik und ihrer relativistischen und feldtheoretischen Erweiterungen, die heute als gültige Theorien, als Modell des Atoms, angesehen werden.
 
 6) Technik: in verkleinertem, natürlichem oder vergrößertem Maßstab ausgeführte räumliche Abbilder eines technischen Entwurfs oder Erzeugnisses zur anschaulichen Darstellung, zu Lehrzwecken, als Spielzeug (kleine Modelle von Eisenbahnen, Autos, Schiffen, Flugzeugen u. a.) oder als wissenschaftliche Versuchsobjekte in Modellversuchen. - In der Gießerei verwendet man den gewünschten Gusswerkstücken identische Modelle aus Metall, Kunststoff, Holz u. a. zur Herstellung der Gießform.
 
 7) Wirtschaftswissenschaften: konstruiertes, vereinfachtes Abbild des tatsächlichen Wirtschaftsablaufs, zum Teil in mathematischer Formulierung. Dabei unterscheidet man bei den wirtschaftstheoretischen Modellen Partial- und Totalmodelle, Modelle auf mikro- und makroökonomischer Basis (Makroökonomik, Mikroökonomik) sowie statische und dynamische Modelle (dynamische Analyse). Ökonometrische Modelle dienen dazu, die wirtschaftstheoretischen Modelle empirisch anzuwenden, sodass die Strukturkonstanten für eine bestimmte Volkswirtschaft in einer bestimmten Zeit numerisch konkretisiert sind. Im Gegensatz zu wirtschaftstheoretischen Modellen kommen in den Einzelgleichungen der ökonometrischen Modelle stets Zufalls- oder Störvariablen vor, die abkürzend für eine Vielzahl unbekannter Einzeleinflüsse oder für einen im Wirtschaftsablauf angelegten Zufallsmechanismus stehen (Ökonometrie).

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Mo|dẹll, das; -s, -e [ital. modello = Muster, Entwurf, zu lat. modulus, 1Modul]: 1. a) Form, Beschaffenheit, Maßverhältnisse veranschaulichende Ausführung eines vorhandenen od. noch zu schaffenden Gegenstandes in bestimmtem (bes. verkleinerndem) Maßstab: das M. eines Schiffes, Flugzeugs, einer Burg, Fabrik; ein M. entwerfen, bauen; Bei dem M. handelt es sich um eine Glaskälteanlage (CCI 1, 1999, 45); b) (Technik, bild. Kunst) Muster, Entwurf einer Plastik, eines technischen o. ä., durch Guss herzustellenden Gegenstandes, nach dem die Guss- bzw. Gipsform hergestellt wird: das M. einer Plastik; c) (Wissensch.) innere Beziehungen u. Funktionen von etw. abbildendes bzw. [schematisch] veranschaulichendes [u. vereinfachendes, idealisierendes] Objekt, Gebilde: ein M. des Atomkerns; d) (math. Logik) Interpretation eines Axiomensystems, nach der alle Axiome des Systems wahre Aussagen sind. 2. a) als Gegenstand der bildnerischen, künstlerischen o. ä. Darstellung od. Gestaltung benutztes Objekt, Lebewesen usw.: jmd. dient jmdm. als M. für eine Romanfigur; er hat Tiere und Pflanzen als -e für seine Federzeichnungen benutzt; b) Person, die sich [berufsmäßig] als Gegenstand bildnerischer od. fotografischer Darstellung, Gestaltung zur Verfügung stellt: das M. eines Malers, Fotografen; als M. arbeiten; *[jmdm.] M. sitzen/stehen (jmds. Modell sein): Sie störte sich an dem „Hobby“ ihres Mannes, das die Beschäftigung mit Aktaufnahmen war, wozu sie und andere Frauen M. stehen mussten (MM 19. 11. 65, 10); sie hat dem Maler für dieses Bild an drei Tagen M. gesessen; c) 2Model (a); d) (verhüll.) Hostess (3). 3. a) (Gegenstand als) Entwurf, Muster, Vorlage für die (serienweise) Herstellung von etw.: das M. einer neuartigen Maschine; b) Typ, Ausführungsart eines Fabrikats: der Wagen, das Fernsehgerät ist das neueste M. dieser Firma; die Fotogeschäfte bieten das auslaufende M. jetzt zu einem niedrigeren Preis an; Ü selbst die Kabinettskollegen hielten den Minister für ein auslaufendes M. (ugs.; für jmdn., der in diesem Amt keine Zukunft mehr hat); Brecht, ein auslaufendes M. (Spiegel 10, 1992, 259); c) (Rechtsspr.) Geschmacksmuster. 4. (Mode) [Kleidungs]stück, das eine Einzelanfertigung ist [u. ungefähr als Muster, Vorlage od. Anhaltspunkt für die serienweise Herstellung bzw. Konfektion dienen kann]: ein Pariser M.; ein M. aus dem Hause Dior; das Kleid, der Schuh, die Handtasche ist ein M.; ein M. tragen. 5. (bildungsspr.) a) etw., was (durch den Grad seiner Perfektion, Vorbildlichkeit o. Ä.) für anderes od. für andere Vorbild, Beispiel, Muster sein kann: dort ... kenne er ein zauberhaftes Hotel, das ihm so ein bisschen als M. vorschwebe (Danella, Hotel 110); Die osteuropäischen Staaten hatten nach dem Zerfall des Sozialismus wesentlich bessere Ausgangsbedingungen, um das westliche politische M. zu adaptieren (Woche 20. 12. 96, 25); dieser Staat wurde zum M. einer freiheitlichen Demokratie, für eine freiheitliche Demokratie; etw. nach dem M. von etw. gestalten; b) als Muster gedachter Entwurf: das M. eines neuen Gesetzes; ein M. vorlegen, diskutieren; An -en zur Bewältigung der Krise in der Altersversicherung herrscht kein Mangel (Woche 14. 11. 97, 13).

Universal-Lexikon. 2012.