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Wil|le ['vɪlə], der; -ns, -n <Plural selten>:das Wollen; Fähigkeit des Menschen, sich für bestimmte Handlungen zu entscheiden:
das Kind hat bereits einen starken Willen; er hatte den festen Willen, sich zu bessern; es war der Wille der Verstorbenen, dass das Grundstück nicht aufgeteilt wird.
Syn.: ↑ Wunsch.
Zus.: Abrüstungswille, Arbeitswille, Friedenswille, Kampfeswille, Lebenswille, Leistungswille, Mehrheitswille, Opferwille, Siegeswille, Volkswille, Wählerwille, Widerstandswille.
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Wịl|le 〈m. 26〉
1. feste Absicht, Vorsatz
2. Entschlossenheit, Wollen
3. Einwilligung
● jmds. \Willen brechen jmdn. unterdrücken, ihn zwingen, sich unterzuordnen; seinen \Willen durchsetzen (wollen); den \Willen haben, etwas zu tun; er soll seinen \Willen haben wir wollen tun, was er will (wenn auch nicht gern); lass ihm doch seinen \Willen! tu doch, was er will; sein: des Menschen \Wille ist sein Himmelreich 〈fig.〉 wenn jmd. unbedingt etwas tun od. haben möchte, soll man ihm nachgeben, auch wenn man es selbst nicht versteht; wo ein \Wille ist, ist auch ein Weg ● es war nicht böser \Wille es ist unbeabsichtigt geschehen; einen eigenen \Willen haben wissen, was man will; keinen eigenen \Willen haben nicht wissen, was man will, sich anderen zu sehr unterordnen; einen eisernen \Willen haben 〈fig.〉; es ist mein fester \Wille, es zu tun; freier \Wille 〈Philos.〉 die Entscheidungsfreiheit des Menschen; es ist doch mein freier \Wille, das zu tun oder nicht zu tun ich kann es doch selbst entscheiden; er ist guten \Willens er gibt sich Mühe; ein bisschen guter \Wille gehört dazu; letzter, 〈fachsprachl.〉 Letzter \Wille Bestimmung für den Todesfall, Testament; er hat den redlichen \Willen, es gut zu machen; schwacher, starker \Wille ● auf seinem \Willen bestehen; ich tue es doch nicht aus bösem \Willen (sondern weil ich nicht anders kann); etwas aus freiem \Willen tun ohne Zwang, freiwillig; ich konnte es beim besten \Willen nicht tun (obwohl ich es sehr gerne getan hätte); gegen jmds. \Willen handeln; es ist gegen meinen \Willen geschehen; etwas mit \Wille tun absichtlich; mit ein wenig gutem \Willen geht es schon; nach dem \Willen des Künstlers, Baumeisters; jeder nach seinem \Willen; es geschah ohne Wissen und \Willen des Betreffenden; wider \Willen unabsichtlich, ohne es zu wollen; ich musste wider \Willen lachen; jmdm. zu \Willen sein 〈geh.〉 tun, was jmd. will [<mhd. wille <ahd. willjo <got. wilja; → wollen2]
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jmds. Handlungen, Verhaltensweise leitendes Streben, Wollen, bes. als Fähigkeit des Menschen, sich bewusst für od. gegen etw. zu entscheiden; durch bewusste geistige Entscheidung gewonnener Entschluss zu etw.; bestimmte feste Absicht:
ein starker, eiserner, entschlossener, unerschütterlicher, schwankender, schwacher Wille;
unser aller Wille;
der Wille des Volkes zum Frieden;
Gottes unerforschlicher Wille;
dies war der Wille des Verstorbenen;
es war kein böser Wille von mir;
es war mein freier Wille, dies zu tun;
der gute Wille allein reicht nicht aus;
jmds. Willen erfüllen, ausführen, beeinflussen, lähmen;
guten, den besten Willen zeigen, mitbringen;
seinen Willen durchsetzen;
jmdm. seinen Willen aufzwingen;
lass ihm seinen Willen (lass ihn das tun, was er unbedingt will, auch wenn es nicht einzusehen ist);
es ist sicher nicht gut, wenn man dem Kind immer den/seinen/allen Willen tut (wenn man immer das tut, was das Kind will);
er hat den festen Willen (ist fest entschlossen), sich zu ändern;
sie hat ihren eigenen Willen (weiß, was sie will; ist willensstark);
er hat keinen Willen (ist unentschlossen, willensschwach);
sich einem fremden Willen beugen;
er ist voll guten Willens (ist sehr bemüht, das zu tun, was erwartet wird);
die Unbeugsamkeit seines Willens;
auf seinem Willen beharren;
etw. aus freiem -n tun;
am guten -n (an der Bereitschaft, dem Sichbemühen) hat es bei ihm nicht gefehlt;
das geschah gegen/wider meinen Willen, ohne [Wissen und] -n seiner Eltern;
es steht ganz in deinem Willen (in deinem Ermessen), dies zu tun;
bei/mit einigem guten Willen wäre es gegangen;
es wird nach dem Willen der Mehrheit entschieden;
wenn es nach meinem Willen gegangen wäre (wenn es so gemacht worden wäre, wie ich es vorhatte, wie ich wollte), hätten wir alles längst hinter uns;
trotz ihres guten Willens (ihrer Bereitschaft, ihren großen Bemühungen) wurde aus der Sache nichts;
Spr wo ein W. ist, ist auch ein Weg/(scherzh.:) Gebüsch (wenn man etw. ernsthaft will, findet man auch eine Möglichkeit, es zu erreichen);
den guten Willen für die Tat nehmen (annehmen, dass sich jmd. bemüht hat, auch wenn es ohne Erfolg blieb);
wider Willen (ungewollt, unbeabsichtigt);
jmdm. zu Willen sein (1. geh. veraltend; sich jmdm. unterwerfen; ausführen, tun, was jmd. will, verlangt. 2. veraltet; sich jmdm. hingeben).
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I Wille,
lateinisch Volụntas, das bewusste, auf ein bestimmtes Ziel gerichtete Streben eines Menschen, ein Grundbegriff der Ethik. Der Wille ermöglicht dem Menschen, selbst Entscheidungen zu Handlungen zu treffen (im Gegensatz zu innerer oder äußerer Fremdbestimmung in Instinkt-, Trieb- oder Zwangshandlungen).
Von sittlicher Bedeutung ist die Fähigkeit des Willens, erkannte Werte zu bejahen und zu verwirklichen. Der Wille erscheint dadurch als das Bewusstsein der Macht, eigenes seelisches und körperliches Geschehen wie äußere Umstände zu steuern und zu gestalten und damit Inhalt und Ziel des Wollens festzulegen. Die Wahl geschieht aufgrund von Motiven, die im Unterschied zu den Ursachen subjektiv bedeutsam sind. Der Wille soll dabei die Freiheit des Menschen verbürgen, die ihn aus dem Naturzusammenhang, in dem Notwendigkeit und Zwang herrschen, herausnimmt (Willensfreiheit). Die sprachanalytische Philosophie und der Behaviorismus lehnen die Verwendung des Begriffs Wille ab, da keine Bezugnahme auf ein empirisch aufweisbares Referenzobjekt möglich sei.
In metaphysischer Hinsicht beschrieb A. Schopenhauer die Welt als »Wille und Vorstellung«. Er geht dabei von den beiden Sätzen aus, dass 1) die Welt »an sich«, d. h. als allgemeines, vom Einzelsubjekt unabhängiges Weltprinzip, Wille (im Sinne eines unbewussten Strebens) ist und dass die Welt 2) für mich, d. h. in der dem Bewusstsein entgegentretenden Welt der Erscheinungen, Vorstellung ist. Alles, was im Sinne von Wirkung besteht, ist Ausdruck eines einzigen Willens (dem der Wille des Einzelnen untergeordnet ist) als Ursache allen Seins.
In der Psychologie gilt die Fähigkeit des Willens als abhängig von konkreter fassbaren Faktoren, die separat untersucht werden. Der Willensakt schließt ein: Situationsinterpretation (Berücksichtigung von Bedürfnissen, Eigeninteressen, Tatsachen, Normen, Werten, mögliche Handlungsfolgen), Abwägen von Handlungsalternativen, Entscheidung über Handlungsziel und zweckmäßigstes Vorgehen zu dessen Verwirklichung, Entschluss, mit der Durchführung der Handlung zu beginnen. Emotional und rational begründete Entscheidungen für ein Ziel berücksichtigen auch seine Erreichbarkeit. Dabei kann z. B. ein Handlungsziel (als primärer Willensakt) das Anstreben und Erreichen eines anderen (sekundärer Willensakt) zur Voraussetzung haben. Eine Person, die motiviert sowie sozial und sachlich kompetent genug ist, auch gegen sozialen oder sachlichen Widerstand ihr Ziel zu erreichen (Kompetenz, Probleme systematisch zu lösen), erscheint als willensstark. Der Wille ist also keine von äußeren oder inneren Faktoren unabhängige Instanz. Infolgedessen wären bei einer »willensschwachen«, d. h. in bestimmter Situation entscheidungsunfähigen Person zunächst die (unklare oder konfliktvolle) Motivation zu klären (dies führt in der Therapie über die Sensibilisierung für zunächst körperliche, dann emotionale Regungen hin zum Erkennen motivationaler Faktoren und zu Entscheidungen), dann ihre fachliche, soziale und Problemlösekompetenz zu analysieren und diese gegebenenfalls sukzessiv aufzubauen. So gilt es aus verhaltenstherapeutischer Sicht z. B. bei Selbstkontrollproblemen, d. h. einem Unvermögen, sich Ziele zu setzen oder diese über Zeiträume hinweg zu verfolgen, nicht, »den Willen zu stärken, das Richtige zu tun«, sondern nach Analyse und Klärung der genannten Faktoren ein Verhaltenssystem zu entwerfen und aufzubauen, das es der Person ermöglicht, sich für ein Ziel und bestimmte Handlungen zu entscheiden und »das Richtige zu tun«. - Aus der Sicht der analytischen und humanistischen Psychologie gilt es zu klären, worin die eigentlichen, durch äußere und innere Faktoren verdeckte Zielsetzung des Individuums besteht, deren Herausarbeitung zugleich die erforderlichen Willenskräfte zu ihrer Realisierung freisetzen soll. - In der Psychologiegeschichte wurde der Wille teils physiologisch, teils als ein nicht ableitbares Urphänomen zu erklären versucht. W. Wundt sah den Willen als Grundfunktion des als dynamisches Gefüge verstandenen seelischen Seins (psychologischer Voluntarismus); die experimentelle Willensforschung von N. Ach wies auf das besondere Energiepotenzial des Willens hin, das es auch gegen Widerstände und Hemmnisse (z. B. Ermüdung) ermöglicht, Handlungsziele über längere Zeit zu verfolgen.
W. Wundt: Grundr. der Psychologie (151922);
E. Meumann: Intelligenz u. W. (41925);
N. Ach: Analyse des W. (1935);
P. Keiler: Wollen u. Wert (1970);
H. Düker: Unterss. über die Ausbildung des Wollens (Bern 1975);
W. Seelig: W., Vorstellung u. Wirklichkeit (1980);
A. Dihle: Die Vorstellung vom W. in der Antike (a. d. Engl., 1985);
G. Seebass: Wollen (1993);
Wịlle,
1) Bruno, Schriftsteller, * Magdeburg 6. 2. 1860, ✝ Aeschach (heute zu Lindau/Bodensee) 31. 8. 1928; war 1890 Mitbegründer der »Freien Volksbühne«, 1892 der »Neuen Freien Volksbühne« in Berlin; romantischer Lyriker und Erzähler, Sozialist und Popularphilosoph.
Ausgabe: Gesammelte Werke, herausgegeben von E. Wille, 3 Bände (1929-30).
2) Johann Georg, Kupferstecher, * Obermühle (heute zu Biebertal) 5. 11. 1715, ✝ Paris 5. 4. 1808; ab 1736 in Paris ansässig, wo er Hofkupferstecher und Mitglied der Akademie wurde. In sorgfältiger Technik stach Wille Porträts (u. a. nach A. Pesne) und Genrebilder (nach niederländischen Malern des 17. Jahrhunderts).
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Wịl|le, der; -ns, -n [mhd. wille, ahd. willio, zu 2↑wollen]: jmds. Handlungen, Verhaltensweise leitendes Streben, Wollen, bes. als Fähigkeit des Menschen, sich bewusst für od. gegen etw. zu entscheiden; durch bewusste geistige Entscheidung gewonnener Entschluss zu etw.; bestimmte feste Absicht: ein starker, eiserner, entschlossener, unbeugsamer, unerschütterlicher, schwankender, schwacher W.; unser aller W.; der W. des Volkes zum Frieden; der W. zur Macht (Machtwille); Gottes unerforschlicher W.; dies war der W. des Verstorbenen; es war mein freier W., dies zu tun; es war kein böser W. von mir; der gute W. allein reicht nicht aus; da in allen Lebewesen ein unbewusster W. zum Leben und zur Vermehrung mächtig ist (Gruhl, Planet 38); auch mein W. war nun gebrochen (Innerhofer, Schattseite 82); guten, den besten -n zeigen, mitbringen; jmds. -n erfüllen, ausführen, beeinflussen, lenken, leiten, beugen, lähmen; seinen -n durchsetzen; jmdm. seinen -n aufzwingen; es ist sicher nicht gut, wenn man dem Kind immer den/seinen/allen -n tut (wenn man immer das tut, was das Kind will); lass ihm seinen -n (lass ihn das tun, was er unbedingt will, auch wenn es nicht einzusehen ist); er hat den festen -n (ist fest entschlossen), sich zu ändern; sie hat ihren eigenen -n (weiß, was sie will; ist willensstark); er hat keinen -n (ist unentschlossen, willensschwach); sich einem fremden -n beugen; einem fremden -n gehorchen; die Unbeugsamkeit seines -ns; er ist voll guten -ns (ist sehr bemüht, das zu tun, was erwartet wird); am guten -n (an der Bereitschaft, dem Sichbemühen) hat es bei ihm nicht gefehlt; auf seinem -n beharren; etw. aus freiem -n tun; bei/mit einigem guten -n wäre es gegangen; Penner seid ihr, mehr beim besten -n (bestimmt, mit Sicherheit) nicht (Degener, Heimsuchung 61); das geschah gegen/wider meinen -n, ohne [Wissen und] -n seiner Eltern; es steht ganz in deinem -n (in deinem Ermessen), dies zu tun; es wird nach dem -n der Mehrheit entschieden; wenn es nach meinem -n gegangen wäre (wenn es so gemacht worden wäre, wie ich es vorhatte, wie ich wollte), hätten wir alles längst hinter uns; trotz ihres guten -ns (ihrer Bereitschaft, ihren großen Bemühungen) wurde aus der Sache nichts; Spr wo ein W. ist, ist auch ein Weg (scherzh.:) Gebüsch (wenn man etw. ernsthaft will, findet man auch eine Möglichkeit, es zu erreichen); *der letzte W. (Testament 1); den guten -n für die Tat nehmen (annehmen, dass sich jmd. bemüht hat, auch wenn es ohne Erfolg blieb); mit -n (veraltend, noch landsch.; ↑Fleiß 2); wider -n (ungewollt, unbeabsichtigt); jmdm. zu -n sein (1. geh. veraltend; sich jmdm. unterwerfen; ausführen, tun, was jmd. will, verlangt. 2. veraltet; sich jmdm. hingeben 2 b).
Universal-Lexikon. 2012.