Er|mü|dung 〈f. 20; unz.〉
1. das Ermüden
2. das Ermüdetsein, Müdigkeit
* * *
Er|mü|dung, die; -, -en <Pl. selten>:
1. das Müdewerden; Müdigkeit:
vor E. einschlafen.
* * *
I Ermüdung,
nach längerer Tätigkeit auftretende Abnahme der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit und -bereitschaft. Psychologische Indikatoren sind Reizbarkeit, Unlustgefühle, Verminderung der Konzentrations- und Denkfähigkeit sowie ein allgemeines »Müdigkeitsgefühl«. Die Ermüdung kann rein körperliche Ursachen haben (Beeinträchtigung der physiologischen Funktionen durch zu starke Beanspruchung) oder auch vorwiegend psychisch bedingt sein. Dabei spielt die Einstellung zu der durchzuführenden Tätigkeit eine wichtige Rolle. Insbesondere führen monotone Arbeiten (Monotonie) zu einer raschen psychischen Sättigung, die als Ermüdung empfunden wird.
In der Arbeits- und Betriebspsychologie versucht man Methoden zu entwickeln, um die Ermüdbarkeit einzelner Personen (Ermüdungsdiagnose) zu erfassen und den Ermüdungseffekt von Arbeitsvorgängen festzustellen.
II
Ermüdung,
1) eine durch Tätigkeit hervorgerufene Verminderung der Leistungsfähigkeit. Unterschieden werden eine physische (periphere, muskuläre) und eine psychische (zentrale) Ermüdung. Bei schwerer körperlicher Arbeit sind beide Formen kombiniert und kaum scharf zu trennen. Die physische Ermüdung beruht im Wesentlichen auf der Erschöpfung der muskulären Energiespeicher und der Anhäufung von Stoffwechselprodukten (z. B. Milchsäure), mitunter auch auf Störungen der Neurotransmittersynthese an der motorischen Endplatte. Die psychische Ermüdung geht der physischen gewöhnlich voraus (Schutzfunktion). Sie tritt auch bei leichten, aber monotonen Tätigkeiten auf und ist gekennzeichnet durch das Nachlassen von Konzentration, Merkfähigkeit sowie Aufmerksamkeit und ist mit Störungen der Sinneswahrnehmungen und einem zunehmenden Unlustgefühl verbunden.
2) Werkstoffkunde: durch häufig wiederholte Beanspruchung, v. a. durch periodische Dauerbeanspruchung (z. B. Vibrationen) bewirktes langsames Nachlassen der Dehnbarkeit und Widerstandsfähigkeit von (metallischen) Werkstoffen infolge mikroplastische Formänderungen und dadurch bewirkter Bildung von mikroskopisch feinen Rissen; diese wachsen allmählich und führen schließlich bei einer Belastung, die unter der bei Kurzzeitprüfungen ermittelten Zugfestigkeit liegt, zum Ermüdungsbruch. Bei Korrosionsermüdung kommt zu der wechselnden mechanischen Belastung des Werkstoffes noch eine Werkstoffschädigung durch Korrosion hinzu, dadurch wird die Ermüdung beschleunigt. Eine spezielle Ermüdungsform ist die thermische Ermüdung, die durch periodische Änderung der Temperaturverteilung in einer Probe beziehungsweise in einem Bauteil hervorgerufen wird.
* * *
Universal-Lexikon. 2012.