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Varieté
Kabarett; Varietee; Varietétheater; Varieteetheater

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Va|ri|e|té [vari̯e'te:], das; -s, -s, Varietee:
Theater, das durch ein buntes Programm mit akrobatischen, tänzerischen, musikalischen u. ä. Darbietungen gekennzeichnet ist:
er besorgte Karten fürs Varieté.
Syn.: Revue, Schau, Show.

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Va|ri|e|té 〈[variete:]〉 = Varietee

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Va|ri|e|té [vari̯e'te: ], Va|ri|e|tee , das; -s, -s [gek. aus Varietétheater, nach frz. théâtre des variétés, aus: théâtre (Theater) u. variété = Abwechslung, bunte Vielfalt < lat. varietas, Varietät]:
1. Theater mit bunt wechselndem, unterhaltendem Programm, artistischen, akrobatischen, tänzerischen, musikalischen o. Ä. Darbietungen:
er möchte zum V. (Varietékünstler o. Ä. werden).
2. Vorstellung, Aufführung in einem Varieté (1).

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I
Varieté
 
[varie'teː; gekürzt aus Varietétheater, nach französisch théâtre des varietés, eigentlich »Theater der Buntheiten«, zu lateinisch varius »bunt«, »verschiedenartig«] das, -s/-s, Varietee , Form des Unterhaltungstheaters, die aus der losen Aneinanderreihung einzelner Sprech-, Musik- und Tanznummern besteht, vermischt mit Akrobatik, Magie und Dressur, verbunden durch einen Conférencier; bezeichnet auch den Gebäudetyp, in dem sie gezeigt wird. Dargeboten für ein Massenpublikum in enger Verbindung mit der Gastronomie, entstanden Varietés zunächst in den industriellen Ballungsgebieten Englands (bereits Ende des 18. Jahrhunderts), Frankreichs und Deutschlands. Als Einheit der Vielfalt hat das Varieté national unterschiedliche Erscheinungsformen und Namen (so in England Music-Hall, in den USA Vaudeville, in Russland Estrade). Als Folge der Gewerbefreiheit in Deutschland 1869 wurden um 1880 die pompösen Verzehrtheater des Varietés institutionalisiert: »Bockshalle«, Düsseldorf (gegründet 1880), »Krystall -Palast«, Leipzig (gegründet 1884), »Walhalla -Varieté«, Halle (Saale) (gegründet 1889; seit 1943 unter dem Namen »Steintor -Varieté«), »Scala Theater«, Köln (gegründet 1885), »Flora Theater«, Hamburg (gegründet 1888), »Ronacher«, Wien (gegründet 1888), »Mellini Theater«, Hannover (gegründet 1889), »Apollo Theater«, Berlin (gegründet 1892), »Hansa Theater«, Hamburg (gegründet 1894), »Friedrichsbau«, Stuttgart (gegründet 1900), »Schuhmann Theater«, Frankfurt am Main (gegründet 1905), u. a. Allein der »Wintergarten«, Berlin (1886-1943), verfügte über 1 928 Plätze und eine 26 m breite Bühne. In der »Scala«, Berlin (1920-43), entwickelte Eduard Duisberg (* 1892, ✝ 1966) in den 1920er-Jahren die Varietérevue als musikalische Großschau mit artistischen Einlagen. Bis 1930 bestanden in 119 Städten Deutschlands 360 Varietés, darunter 20 Kinovarietés, die eine Bühnenschau vor dem Film boten. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde das Varieté in Tourneen der nationalsozialistischen Gemeinschaft »Kraft durch Freude« und während des Krieges zur Truppenbetreuung eingesetzt. In den meisten Ländern erlebte das Varieté nach dem Zweiten Weltkrieg eine kurze Blüte, bevor in der Konkurrenz mit dem Fernsehen, der Schallplattenindustrie und (seit Ende der 50er-Jahre) mit Stripteaselokalen die meisten großen Varietétheater schließen mussten. 1945 wurde im ehemaligen »Theater des Volkes« das erste Varieté Berlins nach Kriegsende eröffnet (seit 1947 unter dem Namen »Friedrichstadtpalast«), ebenfalls 1945 nahm in Halle das »Steintor-Varieté« den Betrieb wieder auf. Mit der Gründung des Zirkus Roncalli (1976) von A. Heller und Bernhard Paul (* 1942) und den von Heller inszenierten Tourneevarietés sowie durch die Wiedereröffnung (1992) des »Wintergartens« in Berlin begann eine Neubelebung der Varietékunst. Spielstätten des neuen deutschen Varietés sind: »Tigerpalast Varieté Theater«, Frankfurt am Main (gegründet 1988), »Schmidt-Theater«, Hamburg (gegründet 1988), »Scheinbar«, Berlin (gegründet 1986), »Lustspielhaus«, München (gegründet 1990), »Chamäleon Varieté«, Berlin (eröffnet 1991), »GOP -Varieté am Georgspalast«, Hannover (wieder eröffnet 1992), die reisenden Verzehrtheater »Panem et circenses«, »Palais des Fous« und das Tourneetheater »Gosh« (gegründet 1990).
 
Literatur:
 
Eintritt frei. V. Text v. J.-P. Moulin (a. d. Frz., Lausanne 1963);
 E. Günther: Gesch. des V. (Berlin-Ost 21981);
 R. Berg: V. (1988);
 W. Jansen: Das V. Die glanzvolle Gesch. einer unterhaltenden Kunst (1990);
 W. Jansen: Varieté - heute (1993).
II
Varieté
 
[französisch, varje'te], bühnengebundene Veranstaltungsform unterhaltsamen Charakters, die sich aus einem vielfältigen Ensemble von Einzelelementen unterschiedlicher Kunstgattungen sowie sportlichen und zirzensischen Darbietungen zusammensetzt. Akrobatik, Musik, Tanz, Wort und Magie sind hier in loser Folge nach dem Nummernprinzip zu einem abendfüllenden Programm vereint, dessen Unterhaltungswert in der Vielfalt des Dargebotenen besteht. Als Programmform findet es sich bereits im 18. Jahrhundert in englischen Kneipen, Wirtshaustheatern, Pubs (Bierlokalen) und Song and Supper Rooms, Gaststätten mit Gesangseinlagen. Als eigenständige Veranstaltungsform etablierte es sich mit der Herausbildung der britischen Music-Halls Mitte des 19. Jahrhunderts. Ähnlich verlief die Entwicklung auch in Frankreich, nur dass der Ausgangspunkt hier in den Pariser Konzert-Cafés lag. Selbst die Bezeichnung Music-Hall wurde in Frankreich übernommen, während der Begriff Varieté dem Vaudeville Theater (Vaudeville) vorbehalten blieb. In Deutschland waren die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstandenen, den britischen Music-Halls vergleichbaren Singspielhallen der Ausgangspunkt der Varieté-Entwicklung. Hier wurde auch der französische Begriff dafür eingeführt, der sich um die Jahrhundertwende dann allmählich international durchzusetzen begann.
 
Die Funktion des Varietés für die Entwicklung der populären Musik besteht vor allem in der in seinem Zusammenhang erfolgten Herausbildung des Gesangsstars. In musikalischer Hinsicht selbst ist es kaum prägend geworden, da seinem Charakter entsprechend mehr oder weniger alle jeweils aktuellen Formen der populären Musik als Programmbestandteil eingesetzt werden konnten. Lediglich das populäre Lied — in Frankreich vor allem das Chanson, sonst hauptsächlich der Schlager — fand in den zehner und Zwanzigerjahren auch im Varieté einen relativ eigenständigen Platz. Weit wichtiger war dafür dann allerdings die Revue, das musikalische Gegenstück zum Varieté.

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Va|ri|e|té, (auch:) Va|ri|e|tee [vari̯e'te:], das; -s, -s [gek. aus Varietétheater, nach frz. théâtre des variétés, aus: théâtre (↑Theater) u. variété = Abwechslung, bunte Vielfalt < lat. varietas, ↑Varietät]: 1. Theater mit bunt wechselndem, unterhaltendem Programm, artistischen, akrobatischen, tänzerischen, musikalischen o. ä. Darbietungen: Die Kalman hatte Freikarten für alle Bühnen, auch für das V. in Karlin (Bieler, Mädchenkrieg 55); er möchte gern zum V. (als Artist o. Ä. in einem Varieté auftreten). 2. Vorstellung, Aufführung in einem ↑Varieté (1): das V. ist erst gegen Mitternacht zu Ende.

Universal-Lexikon. 2012.