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Hoden
Sack (derb); Klöten (derb); Testikel (fachsprachlich); Eier (umgangssprachlich); Familienjuwelen (umgangssprachlich)

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Ho|den ['ho:dn̩], der; -s, -:
in einem sackartigen Gebilde befindliches, paarweise angelegtes Organ, in dem der männliche Samen gebildet wird:
der rechte Hoden hängt etwas tiefer als der linke.

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Ho|den 〈m. 4; Anat.〉 die männl. Keimdrüse, Bildungsstätte männl. Keimzellen: Testis, Orchis; Sy Testikel [<ahd. hodo; zu idg. *(s)keu- „bedecken, umhüllen“; verwandt mit Haus, Haut, Hütte]

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Ho|den, der; -s, - [mhd. hode, ahd. hodo, urspr. = der Bedeckende, Umhüllende]:
eine der beiden meist rundlichen Drüsen (im Hodensack), in denen der männliche Samen gebildet wird; 1Orchis.

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I
Hoden
 
(Testes, Testikel, Didymis, Orchis). Die paarigen Hoden sind die männlichen Keimdrüsen. Sie haben eine bohnenförmige Gestalt und die Größe kleiner Pflaumen und befinden sich, wie bei allen Primaten, außerhalb des Körpers im Hodensack, in den sie meist schon vor der Geburt aus dem Bauchraum hineinwandern. Dort sind sie verschiebbar und durch Bindegewebe voneinander getrennt. Meistens ist der linke Hoden etwas größer als der rechte. Sie besitzen eine 0,5 mm dicke, derbe Bindegewebskapsel, die noch von mehreren Hüllen umgeben ist. Im Inneren des Hodens befinden sich die Hodenkanälchen. Sie münden über das Hodennetz in den jeweiligen Nebenhoden. In dem Gewebe zwischen den Kanälchen befinden sich zahlreiche Blutkapillaren, Lymphgefäße und Nerven.
 
Die Hoden haben zwei wichtige Funktionen: eine vegetative Funktion, indem in den Hodenzwischenzellen (leydigschen Zellen) zwischen den Hodenkanälchen die männlichen und in geringer Menge auch weibliche Geschlechtshormone gebildet werden; sie sind für die körperliche ebenso wie für die psychosexuelle Entwicklung des Jungen zum Mann und für die Spermienbildung unbedingt notwendig. Aber auch für die Libido und für die Genitalfunktionen sind sie von Bedeutung. Zum Zweiten haben die Hoden eine generative Funktion (das heißt, sie stehen im Dienst der Fortpflanzung), die in der Bildung der männlichen Keimzellen (Spermium) in den Hodenkanälchen besteht.
 
Die Hoden sind sehr schmerzempfindlich und durch Quetschung leicht verletzlich. Daher kann sich bei einem Vergewaltigungsversuch ein Mädchen/eine Frau eventuell durch einen Stoß in die Hoden schützen, am besten mit dem Knie. Eine lang anhaltende sexuelle Erregung kann zu Hodenschmerzen führen, die nach einem Samenerguss verschwinden.
 
Eine Entfernung beider Hoden (oder Zerstörung, z. B. durch einen Unfall) ist eine Kastration. Geschieht dies vor Abschluss der Pubertät und Eintritt der Geschlechtsreife, hat das für die gesamte körperliche wie seelische Entwicklung schwere Folgen (Eunuch). Hodenkrebs ist der zweithäufigste Genitalkrebs beim Mann, er tritt oft schon unter 30 Jahren auf (Vorsorgeuntersuchungen). Umgangssprachliche Bezeichnungen für die Hoden sind z. B. Eier, Klöten (derb), das Spielen mit den Hoden: Taschenbillard, Taschengolf.
 
Siehe auch: Entwicklung der Geschlechtsorgane, Hodenentzündung, Hodenhochstand, Sterilisation.
 
II
Hoden,
 
Tẹstis, Ọrchis, männliche Keimdrüse bei Tieren und beim Menschen, welche die männlichen Geschlechtszellen (Spermien) produziert und v. a. bei Wirbeltieren und Insekten Bildungsort von Geschlechtshormonen ist. Während bei den einfacheren Organismen die Hoden in Lage, Zahl und Form stark variieren, sind sie von den Gliedertieren an im Allgemeinen paarig ausgebildet. Hoden treten erstmals bei Nesseltieren auf (bei Schwämmen finden sich nur einzelne Samen bildende Zellen). Bei den Insekten bestehen die Hoden aus Samenschläuchen (Hodenfollikel) auf jeder Körperseite, die in einen gemeinsamen Samenleiter einmünden. Der ursprünglich paarig angelegte Hoden der Weichtiere ist bei den Schnecken und Tintenfischen unpaar geworden; bei den zwittrigen Schnecken ist er mit der weiblichen Keimdrüse zur Zwitterdrüse vereinigt.
 
Bei den Wirbeltieren entsteht der Hoden in einer Falte des Bauchfells neben der Urnierenanlage. Mit Ausnahme der meisten Knochenfische bildet sich eine Verbindung (Urogenitalverbindung) mit der Urniere oder dem Urnierengang. Die in der Hodenanlage entstehenden Keimstränge formen sich bei den Knorpelfischen und Amphibien zu Samenampullen (Hodenampullen), bei den höheren Wirbeltieren (einschließlich des Menschen) zu gewundenen Samenkanälchen (Hodenkanälchen) um, deren Wand außer den Samenbildungszellen noch Nährzellen (Sertoli-Zellen) enthält. Im Bindegewebe des Hodens zwischen den Ampullen beziehungsweise Kanälchen sind die Leydig-Zwischenzellen eingelagert, die unter dem Einfluss des von der Hypophyse ausgeschütteten luteinisierenden Hormons (LH) v. a. Testosteron produzieren.
 
Beim Menschen wird durch starke Aufwindung der Samenkanälchen eine enorme Oberflächenvergrößerung erreicht (für beide Hoden zusammen haben die Kanälchen eine Länge von etwa 0,5 km), wodurch erst die tägliche Produktion von etwa 100 Mio. Spermien ermöglicht wird. Die Kanälchen münden in das Hodennetz (Rete testis), das sich in (beim Menschen) 8-15 Ausführkanäle fortsetzt, die den Kopf des dem Hoden hinten anliegenden Nebenhoden (Epididymis) bilden; aus ihnen geht der gemeinsame Nebenhodengang hervor, ein etwa 5 m langer Gang, der durch mäanderartige Aufwindung den etwa 5 cm langen Nebenhoden bildet und an dessen Ende in den Samenleiter übergeht. Im Nebenhoden machen die Spermien einen Reifungsprozess durch und erlangen ihre Beweglichkeit. Der untere Teil dient auch als Samenspeicher. Hoden und Nebenhoden sind von mehreren Gewebehüllen umschlossen. Eine dieser Hüllen kann als quer gestreifter Muskel (Hodenheber) bei Berührung des Oberschenkels den Hodensack reflektorisch anheben.
 
Der Hoden verbleibt bei den meisten Wirbeltieren in der Bauchhöhle, lediglich bei der überwiegenden Zahl der Säugetiere (mit Ausnahme z. B. der Elefanten, Seekühe, Wale) wandert er aus der Leibeshöhle in den Hodensack (Skrotum, Scrotum), der von einer durch ein bindegewebiges Septum in zwei Hälften geteilten Hauttasche gebildet wird und meist hinter dem Penis (bei den Beuteltieren davor) liegt. Dort verbleibt der Hoden entweder dauernd (z. B. Beuteltiere, Wiederkäuer, viele Raubtiere, Primaten einschließlich Mensch), oder er wird zwischen den Fortpflanzungsperioden wieder ins Abdomen zurückgezogen (z. B. viele Nagetiere, Fledertiere). In diesen Fällen ist wahrscheinlich die im Vergleich zur Bauchhöhle niedrigere Temperatur im Hodensack (beim Menschen 2-4 ºC niedriger) unerlässlich für die Samenbildung.
 
Fehlbildungen, Krankheiten:
 
Angeboren findet sich als Hemmungsfehlbildung das Zurückbleiben (Maldescensus testis oder Kryptorchismus) eines oder beider Hoden in der Bauchhöhle oder im Leistenkanal (Leistenhoden), auch das ein- oder beidseitige Fehlen der Hoden (Anorchie) oder ihrer Entwicklung (Aplasie, Agenesie) sowie die Unterentwicklung (Hypoplasie) beim Klinefelter-Syndrom. Die Hodenatrophie, ein zunehmender Schwund des Epithels der Hodenkanälchen mit nachfolgender Beeinträchtigung der Samenbildung (Hodeninsuffizienz), kann durch chronische Entzündungen, Samenleiterverschluss, Störung der Blutversorgung durch Hodentorsion, Verletzungen sowie Strahlenschädigung oder Alkoholkrankheit hervorgerufen werden; in höherem Alter kommt es zu einer natürlichen Rückbildung. Die akute Hodenentzündung (Orchitis) tritt meist als Komplikation bei Mumps, auch Gonorrhö, Tuberkulose, selten nach Verletzungen auf und führt zu schmerzhafter Anschwellung und hohem Fieber, teils auch nachfolgender Sterilität; häufiger ist die Nebenhodenentzündung.
 
Hodentumore sind überwiegend bösartig, haben jedoch einen Anteil von weniger als 1 % an den Geschwulstbildungen beim Mann; sie sind schmerzlos und treten v. a. zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr auf, gehäuft bei Leistenhoden. Meist handelt es sich um vom Samenbildungsgewebe ausgehende Seminome (Germinome) relativ geringer Bösartigkeit, aber es treten auch frühzeitig metastasierende maligne Teratome auf. Tumorähnliche Verdickungen können Folge eines Wasserbruchs oder eines Hodenbruchs (Skrotalhernie) sein, bei dem der Bruchinhalt (Bruch ) bis in den Hodensack getreten ist. Die ein- oder beidseitige Hodentorsion (Hodenverdrehung um die Längsachse) ist Folge einer anlagebedingten abnormen Beweglichkeit und äußert sich in akutem, heftigem, auch kolikartigem Schmerz mit Rötung und Schwellung des Hodensacks; sie erfordert eine operative Behandlung innerhalb von vier Stunden, da ansonsten eine Hodennekrose eintritt.
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
Geschlechtsorgane des Mannes: Hoden
 

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Ho|den, der; -s, - [mhd. hode, ahd. hodo, urspr. = der Bedeckende, Umhüllende]: eine der beiden meist rundlichen Drüsen (im Hodensack), in denen der männliche Samen gebildet wird; 1Orchis: dort zieht bei männlichen Säuglingen im neunten Schwangerschaftsmonat der H. durch den Leistenkanal (Siegel, Bruchheilung 15).

Universal-Lexikon. 2012.