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Naumann
Naumann,
 
1) Friedrich, Politiker, * Störmthal (bei Leipzig) 25. 3. 1860, ✝ Travemünde 24. 8. 1919; zunächst Gemeindepfarrer (Langenberg bei Hohenstein-Ernstthal); 1890-97 Vereinsgeistlicher der Inneren Mission in Frankfurt am M. und, unter Anschluss an die christlich-soziale Bewegung von A. Stoecker, Mitarbeit im Evangelisch-sozialen Kongress, wo er Mittelpunkt eines reformorientierten, liberalen Kreises wurde, der sich seit 1895 zunehmend gegen den politischen Konservativismus der stoeckerschen Bewegung stellte. Nach Begegnungen mit M. Weber und R. Sohm vollzog Naumann 1896 durch die Gründung des Nationalsozialen Vereins (1903 aufgelöst) den Bruch mit den Christlich-Sozialen. Sprachrohr seines (im Ergebnis erfolglosen) Bemühens, die innere Verbindung von nationalem und sozialem Gedankengut zu schaffen, waren die von ihm 1895 gegründete Zeitschrift »Die Hilfe« sowie seine zahlreichen Schriften: In »Demokratie und Kaisertum« (1900) forderte er im Rahmen eines »sozialen Kaisertums« die Verknüpfung des demokratischen Staatswesens mit dem autoritär-elitären Führungsgedanken, denn nur ein starker und wirtschaftlich unabhängiger Staat sei in der Lage, innere Reformen zu garantieren. Mit der Schrift »Neudeutsche Wirtschaftspolitik« (1902) mahnte er linksliberale gesellschaftspolitische Reformen an. - 1903 schloss sich Naumann der Freisinnigen Vereinigung und 1910 der Fortschrittlichen Volkspartei an (1907-12 und 1913-18 Mitglied des Reichstags). Sein Programm für eine mitteleuropäische föderalistische Wirtschaftsgemeinschaft unter deutscher Führung (»Mitteleuropa«, 1915) stieß auf breite Zustimmung. 1917 setzte er sich entschieden für die Friedensresolution des Reichstags ein. 1918 war er Mitgründer der DDP (1919 in die Weimarer Nationalversammlung gewählt). - Nach Naumann ist die Friedrich-Naumann-Stiftung benannt.
 
Ausgabe: Werke, herausgegeben im Auftrag der F.-Naumann-Stiftung von W. Uhsadel, 6 Bände (1964-69).
 
Literatur:
 
A. Milatz: F.-N.-Bibliogr. (1957);
 K. Oppel: F. N. (1961);
 T. Heuss: F. N. (31968);
 I. Engel: Gottesverständnis u. sozialpolit. Handeln. Eine Unters. zu F. N. (1972);
 A. Lindt: F. N. u. Max Weber (1973);
 W. Göggelmann: Christl. Weltverantwortung zw. sozialer Frage u. Nationalstaat. Zur Entwicklung F. N.s 1860-1903 (1987).
 
 2) Johann Friedrich, Ornithologe, * Ziebigk (heute zu Cosa, Landkreis Köthen) 14. 2. 1780, ✝ ebenda 15. 8. 1857; Professor und Inspektor am herzoglichen Ornithologischen Museum in Köthen (Anh.); Wegbereiter der deutschen Feldornithologie. Künstlerisch hoch begabt, illustrierte er das zusammen mit seinem Vater Johann Andreas (* 1744, ✝ 1826) angelegte zwölfbändige Werk »Naturgeschichte der Vögel Deutschlands« (1822-44).
 
 3) Johann Gottlieb, Komponist, * Blasewitz (heute zu Dresden) 17. 4. 1741, ✝ Dresden 23. 10. 1801; Schüler von G. Tartini in Padua, von Padre Martini in Bologna und J. A. Hasse in Venedig; wurde 1766 kurfürstlicher Kapellmeister in Dresden; reiste als erfolgreicher Opernkomponist und Dirigent nach Italien (1765-68 und 1772-74), Kopenhagen (1785-86) und Berlin (1788-89). 1777 rief ihn König Gustav III. als Berater nach Stockholm, wo 1786 seine Oper »Gustaf Wasa«, die lange Zeit als schwedische Nationaloper galt, uraufgeführt wurde. Naumann zählte zu den angesehensten Persönlichkeiten des europäischen Musiklebens am Ende des 18. Jahrhunderts Sein kompositorisches Schaffen (23 Opern, 15 Oratorien, Kirchen- und Kammermusik, Lieder) war zunächst der Neapolitanischen Schule, dann (bei seinen schwedischen Opern) den Reformgedanken C. W. Glucks sowie der französischen Chor- und Ballettoper verpflichtet; die späteren Werke bereiteten den Übergang zur Frühromantik (C. M. von Weber) vor.
 
 4) Klaus Dieter, General, * München 25. 5. 1939; Eintritt in die Bundeswehr 1958; Artillerieoffizier; nach wechselweiser Verwendung in der Truppe, im Verteidigungsministerium sowie bei der NATO, war er 1988 Stabsabteilungsleiter »Militärpolitik« im Führungsstab der Streitkräfte, 1991-95 Generalinspekteur der Bundeswehr und 1996-99 Vorsitzenden des NATO-Militärausschusses.

Universal-Lexikon. 2012.