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Möbel
Hausrat; Einrichtungsgegenstände; Mobiliar; Möbelstück

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Mö|bel ['mø:bl̩], das; -s, -:
Einrichtungsgegenstand, z. B. Schrank, Tisch, Stuhl:
moderne, praktische, neue Möbel kaufen.
Syn.: Ausstattung, Einrichtung, Hausrat, Inventar, Mobiliar.
Zus.: Anbaumöbel, Büromöbel, Gartenmöbel, Küchenmöbel, Mehrzweckmöbel, Polstermöbel, Sitzmöbel, Wohnzimmermöbel.

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Mö|bel 〈n. 13
1. beweglicher Einrichtungsgegenstand (Liege\Möbel, Sitz\Möbel)
2. 〈fig.; umg.; scherzh.〉 unhandlicher, großer Gegenstand
3. 〈Pl.〉 Wohnungseinrichtung, Zimmereinrichtung (Ess\Möbel, Schlaf\Möbel, Wohnzimmer\Möbel, Barock\Möbel, Biedermeier\Möbel)
● \Möbel rücken, umräumen, verstellen; antike, moderne \Möbel

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Mö|bel , das; -s, -, schweiz. auch: -n [frz. meuble = bewegliches Gut; Hausgerät; Einrichtungsgegenstand < mlat. mobile = bewegliches Hab und Gut, zu lat. mobilis, mobil]:
1. <meist Pl.> Einrichtungsgegenstand, mit dem ein Raum ausgestattet ist, damit er benutzt u. bewohnt werden kann, der zum Sitzen, Liegen, Aufbewahren von Kleidung, Wäsche, Hausrat dient:
schwere, geschnitzte M.;
M. aus Eiche;
ein zweckdienliches M.;
M. rücken;
die M. aufstellen;
jmdm. die M. gerade rücken, stellen (salopp; jmdn. heftig zurechtweisen).
2. <o. Pl.> (ugs. scherzh.) großer, unhandlicher od. ungefüger [lästiger] Gegenstand.

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Möbel
 
[französisch meuble, von mittellateinisch mobile »bewegliches Hab und Gut«, zu lateinisch mobilis »beweglich«], bewegliche Ausstattungsstücke eines Innenraumes, entsprechend ihrer Funktion unterschieden in: Kastenmöbel (Truhen, Schränke, Kommoden), Tafelmöbel (Tische, Pulte, Schreibtische usw.), Sitz- und Liegemöbel (Bänke, Stühle, Sessel, Betten usw.). Oft kann ein Möbelstück auch mehrere Funktionen übernehmen, z. B. die Sitzbanktruhe. Form und Typus eines Möbelstückes werden entsprechend dem jeweiligen Zeitgeschmack variiert. Das Material ist in der Regel Holz und nur in Ausnahmefällen auch Stein und Bronze, heute auch Kunststoff und Stahl. Besonders bei Sitzmöbeln werden ferner Flechtwerk, Leder, Stoffe u. a. verwendet. Das Holz wird als Stamm, Block, Brett oder Furnier verarbeitet. Die dekorative Wirkung von Holzmöbeln wird durch Schnitzereien, Einlegearbeiten (Intarsien) oder durch farbige Fassung erreicht. Zum Einlegen werden farbig sortierte Holzfurniere oder Silber, Messing, Elfenbein, Schildpatt, Perlmutt verwendet. Die Schlösser und Beschläge (Bronze, Schmiedeeisen) haben sowohl technische als auch dekorative Funktion.
 
 Geschichte
 
Aus Grabfunden aus dem 2. Jahrtausend v. Chr. sind ägyptische Möbel erhalten (Sessel, Truhen, Betten, Nackenstützen, meist aus Holz mit Einlegearbeiten und Flechtwerk). Möbel aus dem Zweistromland sowie die der Griechen, Etrusker und Römer sind fast nur durch Darstellungen auf Reliefs, Vasen, Fresken oder durch die Buchmalerei und ihre mittelalterlichen Kopien bekannt. Es waren Möbel aus Stein, Holz und Flechtwerk (Schränke, Sitzmöbel, Liegen, Tische), zum Teil mit kostbaren Einlegearbeiten oder Beschlägen verziert. In Pompeji und Herculaneum sind Bronzemöbel ausgegraben worden. Das Ende der Spätantike bedeutete auch einen Rückgang in der Wohnkultur, für die repräsentativen Möbel aber lässt sich Kontinuität nachweisen (Thron).
 
Aus dem frühen Mittelalter sind nur wenige Stücke erhalten, meist aus kirchlichem Bereich (gedrechselte Sitzmöbel, Chorgestühl; seit Anfang 13. Jahrhundert Sakristeischränke). Im privaten Wohnbereich waren die Möbel bis zur Spätgotik nur auf die wichtigsten Lebensbedürfnisse abgestimmt: bewegliche Truhen, Tische und Stühle, während Bänke und Betten fast immer fest in die Holzvertäfelung der Räume eingebaut waren, Schränke waren selten. Erst mit der von Italien ausgehenden gehobenen Wohnkultur der Renaissance ist wieder ein größerer Typenreichtum beim Möbel, das jetzt auch seine völlige »Beweglichkeit« zurückgewann, zu verzeichnen. Truhen (Cassone), Bänke, Kastensitze, Betten und Tische wurden unter Verwendung antiker Motive gestaltet. Im 16. Jahrhundert lässt sich dieser Wandel auch im übrigen Europa (Deutschland, Schweiz, Niederlande, Frankreich, Spanien) nachweisen. Die süddeutschen Fassadenschränke vom Ende des 16. Jahrhunderts oder die Egerer Kabinettschränke sind schon für die Barockzeit typisch, in der dann Frankreich führend wird. In den norddeutschen Hansestädten entstand zu Ende des 17. Jahrhunderts als repräsentative Sonderform des bürgerlichen Möbels der riesige zweitürige Dielenschrank (Schapp). Die Hofhaltung Ludwigs XIV. in Versailles und die von A. C. Boulle entworfenen Prunkmöbel wurden für Europa vorbildlich, zumal auch die Grafik das neue Ideengut schnell verbreitete (J. Bérain). Die Chinamode (Chinoiserie) führte im höfischen Bereich zu neuen Raumgestaltungen (Porzellan-, Lack- und Spiegelkabinette) und Nachahmungen chinesischen Mobiliars. Auch für die Möbelkunst der Rokokozeit blieb Frankreich bestimmend (Louis-quinze). Neue Arten von Sitz- und Kleinmöbeln (Sessel, Sofas, Tischchen, Konsolen, Kommoden) kamen auf. Die Pariser Ebenisten erlangten Weltruhm (J. F. Oeben, J.-H. Riesener, George Jacob, * 1739, ✝ 1814). In England wurden die Möbel des Bürgertums richtungweisend (T. Chippendale, R. und J. Adam, George Heppelwhite, ✝ 1786, T. Sheraton). Die deutschen Möbel standen unter französischem Einfluss (u. a. F. Cuvilliés in München). Nur A. und D. Roentgen in Neuwied entwickelten einen eigenen Stil und belieferten die Fürstenhöfe in Paris, Dresden und Sankt Petersburg. Die bürgerliche Richtung wurde durch die Lüttich-Aachener Eichenholzmöbel vertreten. Im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts (Louis-seize) kehrte man zu den einfachen tektonischen Formen zurück und verwendete nun von der Antike entlehnte Schmuckformen. Das napoleonische Kaiserreich setzte diese Tendenzen fort (Empire). Der Umschwung zum Biedermeier setzte um 1830 ein; solide Möbel wurden hergestellt, die nicht mehr der Repräsentation, sondern zum Wohnen dienten. Der Historismus in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts zeigte überladene Tendenzen, gegen die sich der Jugendstil am Ende des 19. Jahrhunderts und der Funktionalismus des Bauhauses im 20. Jahrhundert wendeten. Die industrielle Fertigung und neue Werkstoffe brachten eine Umwälzung für den Möbelbau der Gegenwart: Sprungfeder, Ablösung der Massivbauweise durch Sperrholz und Furnier, Stahlrohr, harte Kunststoffe, Schaumstoffe, zweckentsprechende (z. B. den Körperformen angepasste Sitzmöbel) und Raum sparende Formen, glatte Flächen, Anbaumöbel, Ausbau von Wand zu Wand und bis unter die Decke, Oberflächenbehandlung durch wasser- und alkoholfeste Kunstharzlacke, Entwicklung spezieller Arbeits- und Büromöbel, Phono- und Videomöbel.
 
Die allgemeinen Tendenzen des Industriedesigns der 1980er-Jahre (Hightech, Minimalismus, Postmoderne) prägten insbesondere auch die Entwürfe renommierter Möbeldesigner dieses Jahrzehnts. Sie verlagerten zum Teil den Schwerpunkt von funktionalistischen Aspekten auf ästhetische Gesichtspunkte und verliehen ihren Möbeln den Charakter von Kunstobjekten. Neben der industriellen Massenproduktion von Möbeln gewann die Kleinserien- beziehungsweise Unikatproduktion wieder an Bedeutung. In den 1990er-Jahren erfolgte zum Teil eine Rückbesinnung auf funktionale und minimalistische Konzepte.
 
Literatur:
 
A. Feulner: Kunstgesch. des M. (1980);
 P. Garner: M. des 20. Jh. (a. d. Engl., 1980);
 H. Kreisel u. G. Himmelheber: Die Kunst des Dt. M., 3 Bde. (2-31981-83);
 
New furniture, hg. v. K.-J. Sembach (Stuttgart 1982);
 K.-J. Sembach: M.-Design des 20. Jh. (Neuausg. 1993);
 F. Windisch-Graetz: M. Europas, 2 Bde. (1982-83);
 A. von Vegesack: Dt. Stahlrohr-M. (1986);
 K. Mang: Gesch. des modernen M. (Neuausg. 1989);
 M. Emery: M. von Architekten (a. d. Amerikan., 1990);
 T. Hauffe: Fantasie u. Härte. Das »Neue dt. Design« der achtziger Jahre (1994);
 G. Nagel: M. Von der Renaissance bis zum Jugendstil (61994).

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Mö|bel, das; -s, -, schweiz. auch: -n [frz. meuble = bewegliches Gut; Hausgerät; Einrichtungsgegenstand < mlat. mobile = bewegliches Hab und Gut, zu lat. mobilis, ↑mobil]: 1. <meist Pl.> Einrichtungsgegenstand, mit dem ein Raum ausgestattet ist, damit er benutzt u. bewohnt werden kann, der zum Sitzen, Liegen, Aufbewahren von Kleidung, Wäsche, Hausrat dient: schwere, geschnitzte M.; M. aus Eiche, Birke; ein zweckdienliches, unpraktisches M.; M. rücken; die M. aufstellen; Ein Waschkrug tanzte auf der Marmorplatte eines gewaltigen -s (Widmer, Kongreß 117); *altes M. (salopp; in seine Umgebung o. Ä. seit langem u. wie selbstverständlich hineingehörender u. daher oft schon gar nicht mehr gebührend beachteter Mensch): Wenn er (= der Lyriker Johannes Bobrowski) heute nur noch als altes schweres M. der Poesie gilt ... ist das auf die branchentypische Betriebsblindheit zurückzuführen (Woche 8. 1. 99, 31); jmdm. die M. gerade rücken, stellen (salopp; jmdn. heftig zurechtweisen); ∙ <Pl. -n:> Und wenn ich mich umsehe und sehe dieses Zimmer an ... und diese -n (Goethe, Werther II, 26. Oktober). 2. <o. Pl.> (ugs. scherzh.) großer, unhandlicher od. ungefüger [lästiger] Gegenstand: dieser Regenschirm ist ein groteskes M.

Universal-Lexikon. 2012.