Le|se|buch 〈n. 12u〉 Buch mit geeignetem Lesestoff (meist für die Schule)
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Le|se|buch, das:
Buch, das eine [für Kinder, Schüler] zusammengestellte Lektüre enthält.
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Lesebuch,
literarische Sammlung, die Lesegüter unter einer bestimmten Zielsetzung (z. B. Einführung in eine Literaturepoche) zusammenstellt, im nichtschulischen Bereich meist als Anthologie bezeichnet. Als Reader enthält es eine Auswahl von wissenschaftlichen Texten zur Studienhilfe und Einführung in ein Sachgebiet.
Das Schullesebuch bietet eine Auswahl von Sprachwerken (meist verhältnismäßig kurze und in sich abgeschlossene Texte, Textauszüge und Gedichte), in der Regel differenziert im Hinblick auf Alter und Schulart, und dient dem Lesenlernen (Fibel), später der Leseerziehung und dem Literaturunterricht.
Das erste Lesebuch für Gymnasien gab J. G. Sulzer 1768 heraus, das erste Lesebuch für Volksschulen F. E. von Rochow 1776 (»Der Kinderfreund«). Ihre moralisierenden Lesestücke im Geist der Aufklärung verdrängten allmählich Bibel und Katechismus aus dem Leseunterricht. Realistische Tendenzen führten zum Typ des enzyklopädischen Lesebuchs (Realienbuch), das auch Kenntnisse aus Naturkunde, Geschichte, Gesundheitslehre u. a. vermittelte. Das sprachlich-grammatische Lesebuch (F. A. W. Diesterweg, L. Kellner) der neueren Zeit erstrebte v. a. Sprachverständnis und Sprachfertigkeit, während das literarische Lesebuch hauptsächlich eine Einführung in die »schöne« Literatur beabsichtigte. Wesentliche Tendenzen in der Auswahl wurden im Laufe der Entwicklung u. a. durch die Kunsterziehungsbewegung (literarische Bildung), die Reformpädagogik (Heimat, Sagen, Märchen) und die Deutschkundebewegung (geistesgeschichtliche und volkskundliche Aspekte) bestimmt. Kritik wurde im 20. Jahrhundert wiederholt an den lebensfernen und idyllisierenden Texten traditioneller Lesebücher geübt; die Vorherrschaft romantisierender und konservativer Momente führe zu einem verfälschten Bild der gesellschaftlichen Wirklichkeit, insbesondere zur Ausklammerung der modernen Arbeitswelt und ihrer sozialen Konflikte und zur Reproduktion von Vorurteilen. Im Deutschunterricht wurden deshalb vielfach zweckliterarische Texte (z. B. Zeitungsartikel) herangezogen. Neuerscheinungen suchten den Forderungen nach stärkerer Aktualität, gegenwartsbezogener gesellschaftlicher Thematik und Ausweitung über den hochsprachlichen und nationalen Bezugsrahmen zu entsprechen. »Anti-L.« bevorzugten besonders sozial- und kulturkritische Texte, die in der jüngsten Lesebuchgeneration ihren Platz neben Beispielen der Unterhaltungs-, Jugend- und »hohen« Literatur sowie sachbezogenen Textgattungen, Gebrauchs- und Tendenz- beziehungsweise Zweckliteratur haben.
Fibeln u. Erstlesewerke, hg. v. Kurt Meiers, 3 Bde. (1976-80);
W. Killy: Zur Gesch. des dt. L., in: Germanistik - eine dt. Wiss., bearb. v. E. Lämmert u. a. (61980);
I. Tomkowiak: Lesebuchgeschichten. Erzählstoffe in Schullesebüchern 1770-1920 (1993);
G. Rentner: Wesenszüge u. Wandlungen des literar. Kanons in den dt. Volksschullesebüchern (1993);
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Le|se|buch, das: Buch, das eine [für Kinder, Schüler] zusammengestellte Lektüre enthält.
Universal-Lexikon. 2012.