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Elias
Eli|as [nach dem feurigen Wagen, in dem Elias in den Himmel fuhr (2. Könige 2, 11)]:
in der Verbindung feuriger E. (ugs. scherzh. abwertend; fauchende, Funken sprühende alte Dampflokomotive).

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I
Elias,
 
hebräisch Elijja, Elijjahu, israelitischer Prophet, der in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts v. Chr. den Ausschließlichkeitsanspruch Jahwes gegen den Kult des Tyrischen Baal und den Baalismus in Israel unter Ahab und Isebel vertrat (1. Könige 17-19, 21; 2. Könige 1). Man übertrug auf ihn Legendenmotive und Züge des Wundertäters, erzählte von seiner Entrückung im Feuerwagen (2. Könige 2) und erwartete in nachexilischer Zeit seine Wiederkehr als Vorläufer des Messias. - Aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. stammt eine Elias-Apokalypse, die in hebräischer und koptischer Sprache erhalten ist; eine gleichartige, von Origenes erwähnte Schrift ist verloren. - Oratorium Opus 70 von F. Mendelssohn Bartholdy, nach Worten des Alten Testaments; Uraufführung 26. 8. 1846 in Birmingham, revidierte Fassung 16. 4. 1847 in London.
 
Literatur:
 
G. Fohrer: Elia (Zürich 1957);
 O. H. Steck: Überlieferung u. Zeitgesch. in den E.-Erzählungen (1968);
 E. Modersohn: Der Prophet Elia, 2 Bde. (Basel 21982-84).
 
II
Elias,
 
Norbert, Soziologe, * Breslau 22. 6. 1897, ✝ Amsterdam 1. 8. 1990; studierte Philosophie (u. a. bei H. Rickert, E. Husserl, K. Jaspers und M. Heidegger), dann v. a. Soziologie in Heidelberg; wurde 1930 in Frankfurt am Main Assistent von K. Mannheim; habilitierte sich 1933 für Soziologie in Frankfurt am Main; emigrierte im gleichen Jahr, zunächst nach Frankreich, 1938 nach England; 1954-62 Professor in Leicester, danach zahlreiche Gastprofessuren. - Mit seinem Hauptwerk »Über den Prozeß der Zivilisation« (1939) erreichte Elias nach dessen Neuausgabe (1969) und Übersetzung in mehrere Sprachen einen wachsenden Einfluss auf die Soziologie und Sozialpsychologie, Literaturwissenschaft, Pädagogik und weitere Disziplinen. Am Wandel des Verhaltens in den weltlichen Oberschichten des Abendlandes wird der Zusammenhang zwischen der Soziogenese und der Psychogenese des Menschen aufgezeigt; die Änderung von Institutionen, bis hin zum Staat, erscheint als eng verflochten mit der Änderung der Psychostruktur. Elias verwies auf die Bedeutung langfristiger sozialer Prozesse sowie auf die ungeplanten Folgen von technischen und sozialen Innovationen. In dem Maße, wie mit dem Ende der Systemkonfrontation das Interesse an langfristigen Entwicklungen und innergesellschaftlichen Wechselbeziehungen und Konflikten von Großgruppen und Individuen zugenommen hat, ist in den 1990er-Jahren auch das Interesse am Werk von Elias gewachsen, wenngleich es in seinen historischen Belegen und in der Reichweite seiner theoretischen Muster nicht unbestritten geblieben ist. Elias gilt als einer der bedeutendsten Soziologen des 20. Jahrhunderts.
 
Weitere Werke: Die höfische Gesellschaft (1969); Was ist Soziologie? (1970); Über die Einsamkeit der Sterbenden in unseren Tagen (1982); Engagement und Distanzierung (1983); Notizen zum Lebenslauf, in: Macht und Zivilisation, herausgegeben von P. Gleichmann u. a. (1984); Über die Zeit (1985); Los der Menschen (1987, Gedichte); Die Gesellschaft der Individuen (1987); Studien über die Deutschen (1989); N. Elias über sich selbst (1990).
 
Literatur:
 
Human figurations, hg. v. P. Gleichmann u. a. (Amsterdam 1977);
 
Materialien zu N. E.' Zivilisationstheorie, hg. v. P. Gleichmann: (1979);
 
Macht u. Zivilisation, hg. v. P. Gleichmann: (1984);
 R. Baumgart u. V. Eichener: N. E. zur Einf. (1991);
 A. Treibel: Einf. in soziolog. Theorien der Gegenwart (31995);
 
N. E. u. die Menschenwiss.en. Studien zur Entstehung u. Wirkungsgesch. seines Werkes, hg. v. K.-S. Rehberg (1996).

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Eli|as [nach dem feurigen Wagen, in dem Elias in den Himmel fuhr (2. Könige 2, 11)]: in der Verbindung feuriger E. (ugs. scherzh. veraltet; fauchende, Funken sprühende alte Dampflokomotive).

Universal-Lexikon. 2012.