Dẹtmold,
1) Stadt in Nordrhein-Westfalen, Verwaltungssitz des Regierungsbezirks Detmold und des Kreises Lippe, 130 m über dem Meeresspiegel, an der oberen Werre und am Nordostfuß des Teutoburger Waldes, 75 000 Einwohner; evangelisches Landeskirchenamt, Fachhochschule Lippe für Architektur und Bauwesen, staatliche Hochschule für Musik, Fachschulen (Baudenkmalpflege, Holzbetriebstechnik und Kunststoffverarbeitung, Kosmetik), Bundesanstalt für Getreide-, Kartoffel- und Fettforschung; Landestheater, -bibliothek, Staatsarchiv, Lippisches Landesmuseum (in zwei Fachwerkbauten des 16. Jahrhunderts), Westfälisches Freilichtmuseum Bäuerlicher Kulturdenkmale; Sitz mehrerer wissenschaftlicher Gesellschaften. Trotz Industrieansiedlungen (Möbel-, Elektro-, Leder-, Maschinen- und Getränkeindustrie) hat Detmold den Charakter einer ehemaligen Residenz bewahrt. Im Sommer starker Fremdenverkehr, südlich von Detmold das Hermannsdenkmal.
Fürstliches Residenzschloss (1549 begonnen) im Stil der Weserrenaissance (heute zum Teil Museum mit bedeutender Gobelinsammlung); Neues Palais (1706-18, heute Musikhochschule) mit Lustgarten (heutige Form 1851-53); klassizistisches Rathaus (1828-30); spätgotische Marktkirche (14.-16. Jahrhundert).
Detmold, 783 als Theotmalli erstmals genannt, geht vermutlich auf eine Thingstätte zurück. Die Edelherren zur Lippe ließen den Ort planmäßig neu anlegen und verliehen ihm um die Mitte des 13. Jahrhunderts Stadtrecht (erste Erwähnung als Stadt 1305). Die ursprünglich nur gelegentlich als Residenz dienende Burg hatte diese Funktion seit 1470 dauernd inne. 1528-36 wurde sie zur stärksten lippisschen Landesfestung ausgebaut. Bis 1917 war Detmold Haupt- und Residenzstadt des Fürstentums Lippe, 1918 bis Anfang 1947 Hauptstadt des Freistaats Lippe.
2) Regierungsbezirk in Nordrhein-Westfalen, 6 518 km2, 2,05 Mio. Einwohner; umfasst die Kreise Gütersloh, Herford, Höxter, Lippe, Minden-Lübbecke und Paderborn sowie die kreisfreie Stadt Bielefeld.
Dẹtmold,
Johann Hermann, Journalist, Schriftsteller und Politiker, * Hannover 24. 7. 1807, ✝ ebenda 17. 3. 1856; anfangs liberal; 1848 in die Frankfurter Nationalversammlung gewählt, ging er bald zur äußersten Rechten über; wurde 1849 Reichsminister der Justiz; er schrieb witzige Satiren, u. a. gegen parlamentarische Karrieremacher (»Randzeichnungen«, 1843; »Die tote Tante«, 1845; »Taten und Meinungen des Herrn Piepmeyer«, 1849).
Universal-Lexikon. 2012.