Ạb|ba 〈m.; im NT Anrede für〉 Gott [aram., „Vater“]
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1. Anrede Gottes im N. T.
2. (früher) Anrede von Geistlichen der Ostkirche.
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I Ạbba
[aramäisch »Vater«], Neues Testament: Anrede Gottes im Gebet; drückt das besondere Gottesverhältnis Jesu aus (Markus 14, 36) und ist als urchristlicher Gebetsruf durch Paulus überliefert (Römer 8, 15; Galater 4, 6); ging später über das Griechische und Lateinische als Anrede und Titel geistlicher Väter (besonders der Klostervorsteher) in den kirchlichen Sprachgebrauch des Abendlandes ein: deutsch Abt, französisch Abbé, italienisch Abate. Im A.T. kommt das Wort Abba nicht vor; die rabbinische Literatur verwendet es als familiäre Anrede und Ehrentitel, bezieht es jedoch niemals auf Gott.
J. Jeremias: A. (1966).
Abba,
1972 in Stockholm gegründete schwedische Popgruppe, deren Name aus den Anfangsbuchstaben der Vornamen der vier Mitglieder zusammengesetzt war: Anni-Frid (»Frida«) Lyngstad (* 1945 in Norwegen, Gesang), Björn Ulvaeus (* 1945, Gitarre), Benny Andersson (* 1946, Keyboards) und Agnetha Fältskog (* 1950, Gesang). Abba war die zu ihrer Zeit weltweit erfolgreichste Popformation (u. a. »Waterloo«, »Mamma Mia«); 1982 aufgelöst. Auch spätere Zusammenstellungen ihrer Titel erreichten Verkaufsergebnisse im Rekordbereich.
III
Abba
Die Erfolgsstory eines schwedischen Quartetts
Die kommerziell erfolgreichste Popgruppe der 70er-Jahre, Abba, stammt aus Schweden. Alle vier Mitglieder der Gruppe, deren Name - eigentlich ABBA geschrieben - sich aus den Anfangsbuchstaben von Agnetha, Björn, Benny und Anni-Frid zusammensetzt, waren in ihrer Heimat bereits Stars, bevor sie 1972 begannen, gemeinsam zu arbeiten. Unterstützt von ihrem Manager und Koautor Stig Anderson sowie dessen Plattenfirma Polar Music, begannen die beiden Paare einen einzigartigen Siegeszug um die Welt, in dessen Verlauf sie über 350 Millionen Tonträger verkauften. 1974 gewannen die vier mit »Waterloo« den Grand Prix d'Eurovision und Hits wie »Mamma mia«, »Fernando« oder »Dancing Queen« prägten die 70er-Jahre. Nachdem beide Ehen gescheitert waren, löste sich das Quartett schließlich 1982 auf. Anni-Frid Lyngstad arbeitete in der Folgezeit ebenso wie Agnetha Fältskog solo weiter, Benny Andersson und Björn Ulvaeus blieben als Autorenteam zusammen und schrieben unter anderem 1984 die Musik zu dem Musical »Chess«. Die zeitlose Musik von Abba erlebte zu Beginn der 90er-Jahre ein Revival, das 1999 in dem von Ulvaeus und Andersson konzipierten erfolgreichen Musical über die Gruppe, »Mamma mia!«, kulminierte.
»The day before you came« - die Anfänge
Björn Ulvaeus (* 25. 4. 1945 in Göteborg) und Benny Andersson (* 16. 12. 1946 in Stockholm) lernten sich 1966 kennen. Beide waren bereits musikalisch aktiv und erfolgreich. Björn war Sänger und Gitarrist bei der Folkgruppe »The Hootenanny Singers«, Benny war Keyboarder bei den »Hep Stars«, einer populären Gruppe, die in ihrer Heimat mehr Platten verkaufte als die Beatles. Als Songschreiber- und Produzentenduo wurden die beiden von Stig Anderson, einem in den 50er- und 60er-Jahren selbst sehr erfolgreichen Songschreiber, für sein neu gegründetes Label Polar Music unter Vertrag genommen. 1969 lernte der blonde Björn die populäre Schlagersängerin und ebenfalls blonde Agnetha Fältskog (* 5. 4. 1950 in Jonköping) kennen. Sie hatte mit siebzehn eine schwedische Nummer 1 ersungen (»I was so in love«) und in der schwedischen Produktion des Musicals »Jesus Christ Superstar« die Maria Magdalena gespielt. Die beiden heirateten im Juli 1971. Benny verlobte sich mit Anni-Frid (»Frida«) Lyngstad (* 15. 11. 1945 in Narvik, Norwegen), die ebenfalls seit Jahren Profisängerin war; die beiden ließen sich mit der Eheschließung jedoch bis 1978 Zeit. Nachdem die beiden Frauen 1970 als Begleitsängerinnen (Vocal Backing) zu einer Aufnahme der Männer beigetragen hatten, diese Single (»Hey old man«) in den schwedischen Charts auf Platz 5 geschnellt war und sporadische Auftritte der Vier Begeisterungsstürme ausgelöst hatten, beschlossen sie, in Zukunft als Quartett zu arbeiten. Als »Björn, Benny, Agnetha & Frida« veröffentlichten sie 1972 »People need love«. Die Nummer schoss in Schweden auf Platz 2 und wurde in den USA von Hugh Hefners hauseigenem Label Playboy Records auf den Markt gebracht (was allerdings keine Chartplatzierung nach sich zog). 1973 verfehlte die von Björn Ulvaeus, Benny Andersson und Stig Anderson geschriebene Single »Ring ring« (mit Text von Neil Sedaka und Phil Cody) nur knapp den Sieg bei der nationalen Ausscheidung um den Beitrag zum Grand Prix d'Eurovision, doch die Vier hatten eine Nummer 1 in Schweden, ganz Skandinavien und anderen europäischen Ländern. »Ring ring« war die Platte, mit der das Quartett erstmals unter der Bezeichnung »Abba« firmierte (Stig Anderson, als Manager, Koautor und treibende Kraft eigentlich fünftes Mitglied, hatte die Idee, die Initialen der vier aneinander zu reihen, und schaffte es auch, sich mit der gleichnamigen größten Fischverwertungsgesellschaft Schwedens gütlich zu einigen).
»Mamma mia« - Erfolge in aller Welt
Im nächsten Jahr hatte das Quartett mehr Glück. Ihr Beitrag gewann die nationale Ausscheidung, und mit einem fulminanten Auftritt und dem Vortrag von »Waterloo« wurde Abba 1974 die erste schwedische Gruppe, die den Grand Prix d'Eurovision für sich entscheiden konnte, und dies dazu noch mit einer Eigenkomposition. »Waterloo«, eine mitreißende Nummer aus der Feder von Ulvaeus, Andersson und Anderson, schoss in aller Welt an die Spitze der Hitparaden und legte den Grundstein für den nun einsetzenden Riesenerfolg. Die Hitmaschine arbeitete auf vollen Touren und der Gruppe wurde ein Medieninteresse zuteil, wie es seit den Beatles nicht mehr da gewesen war. Die vier Vorzeigekünstler boten - glücklich liiert und immer freundlich, einfallsreich kostümiert und Männer wie Frauen ansprechend - nicht nur etwas für Herz und Auge, mit den herausragenden Stimmen von Agnetha und Frida, die wunderbar zueinander passten (trotz der privaten Reibereien), und den so eingängigen wie cleveren Kompositionen von Ulvaeus/Andersson entstand der eigentliche Soundtrack zum Jahrzehnt. An Hits wie »Honey honey«, »So long«, »S.O.S.«, »Mamma mia«, »I do, I do, I do, I do, I do«, »Fernando« und »Dancing Queen« (Nummer 1 sogar in den USA), den Singles der Jahre 1974 bis 1976, kam in den 70er-Jahren niemand vorbei, und was Plattenverkäufe anging, war Abba die erste Gruppe, die es schaffte, die Beatles zu übertreffen. Insbesondere in Australien grassierte das Abba-Fieber: Aus Umsatzzahlen der Plattenfirma geht hervor, dass rein rechnerisch jeder vierte Bewohner des Kontinents die 1976 erschienene »Greatest Hits«-Kompilation besaß. 1977 absolvierte das Quartett eine triumphale Australientournee, in deren Verlauf der Konzertfilm »Abba - The Movie« entstand. Er kam 1978 weltweit in die Kinos, dokumentierte das große Livepotenzial der Musiker und fachte die Begeisterung für die Schweden weiter an.
»Thank you for the music« - Feinkostpop im Wandel
Diese hatten mittlerweile mit anhaltendem Erfolg ihre musikalische Richtung verändert. Ganz unvorhergesehen reagierte auf den schwedischen Pop nicht nur der englischsprachige Markt, sondern auch ein riesiges Publikum in Spanien und dessen ehemaligen Kolonien. Nachdem »Fernando«, ein sentimentales, mit Panflöte begleitetes Liebeslied, nicht nur für Mittel- und Nordeuropäer mit Fernweh, sondern gezielt für das spanische und lateinamerikanische Publikum verfasst worden war, folgte nicht nur »Chiquitita« (1979) diesem Konzept, sondern 1980 auch ein in spanischer Sprache aufgenommenes Album, »Gracias por la música«. Mit »Money money money« erschien bereits 1976 die Single, die in musikalischer Hinsicht eine Wende im Schaffen von Ulvaeus und Andersson markierte. Auch Songs wie »The name of the game« (1977), »Take a chance on me« (1978), »Voulez-vous« (1979), »Gimme! Gimme! Gimme!« (1979) oder »Super trouper« (1980) wurden gleichermaßen komplexer wie epischer und bewiesen, dass die Komponisten nicht nur ein Gespür für Ohrwürmer hatten und den großen Trend der Zeit, Disco, voll auszunutzen wussten, sondern ihr Handwerk von Grund auf beherrschten. Nachdem bereits 1975 das instrumentale Klavierstück »Intermezzo Nummer 1« einen Hang zur klassischen Musik gezeigt hatte, lieferten Ulvaeus und Andersson 1981 mit »Lay all your love on me« nicht nur einen Dancehit, sondern auch einen Refrain, der manchen Hörer an Choralmusik von Johann Sebastian Bach erinnern mag. Gleichzeitig rückten sie inhaltlich von ihrer Mitte der 70er-Jahre vorherrschenden Beziehungs- und Liebesthematik ab. Immer mehr zeigte sich auch die Vorliebe des Autorenteams für Theatralik, die in dem kabarettartigen »Thank you for the music« genauso wie in den melancholischen »The day before you came«, »Eagle« oder »The winner takes it all« zu erkennen war.
So long - eigene Wege und Nachleben
Ende 1978 hatten sich Björn und Agnetha als Paar auseinander gelebt, und Benny und Frida ließen sich 1980 scheiden. Die vier Künstler arbeiteten jedoch weiterhin zusammen, bis es 1982 immer deutlicher wurde, dass jeder seinen eigenen Weg gehen wollte, und die Gruppe sich - vor der Fertigstellung ihres Albums mit dem Arbeitstitel »Opus 10« - auflöste. Agnetha Fältskog machte solo drei Langspielplatten (LPs), die sich zunehmend schwächer verkauften, und zog sich schließlich ganz aus dem Showgeschäft zurück. Frida Lyngstad veröffentlichte 1982 ein erfolgreiches, von Phil Collins produziertes Album, doch nachdem eine zweite Platte wenig Käufer fand, kehrte auch sie dem Business den Rücken und engagierte sich in Schweden bei Umweltprojekten. 1992 trat sie noch einmal ins Rampenlicht, als sie bei einem Konzert der schwedischen Gruppe »Roxette« mit »Dancing Queen« glänzte. Ulvaeus und Andersson machten sich nach Auflösung der Gruppe unverzüglich an die Arbeit zu dem Musical »Chess«, das 1985 mit großem Erfolg in London uraufgeführt wurde und mit »One night in Bangkok« sowie »I know him so well« zwei Riesenhits enthielt. Ein weiteres Musical, »Kristina fran Duvemala«, war ab 1995 über Jahre in Schweden erfolgreich. 1999 zogen sie dann mit »Mamma mia!«, einem Musical, in dem mehr als nur Abba-Songs Verwendung fanden, kongenial die Konsequenz aus dem Abba-Revival, das mit dem Beginn der 90er-Jahre eingesetzt hatte. Die australische Filmkomödie »Muriels Hochzeit« räumte 1992 in ihrer Handlung Liedern von Abba prominenten Stellenwert ein, das britische Popduo »Erasure« hatte im gleichen Jahr mit der Maxisingle »Abba-esque«, die Coverversionen von Abba-Songs enthielt, eine Nummer 1 in den Charts, und die irische Supergruppe U2 machte bei ihrer »Zoo TV«-Welttournee ihre Fassung von »Dancing Queen« zum festen Programmpunkt (beim Stockholmer Konzert gingen 1992 Ulvaeus und Andersson mit auf die Bühne). Polydor veröffentlichte 1992 das Doppelalbum »Abba Gold - Greatest Hits«, das unverzüglich die Spitzenpositionen der Charts eroberte, und schob 1993 als weiteren Sampler »More Abba Gold - More Abba Hits« nach. Die beste Zusammenstellung der Musik von Abba erschien 1994 in Form der 4-CD-Box »Thank you for the music«, 1999 erschien die mit allen Singles bestückte Doppel-CD »The singles collection 1972-1982«. Seit Anfang der 90er-Jahre hat sich eine - wiederum australische - Gruppe namens »Björn Again« dem Sound von Abba verschrieben, den sie originalgetreu vorzutragen weiß. Dass dabei mit der Originalgruppe auch die gesamte 1970er-Ästhetik auf die Schippe genommen wird, ist dem Spaßfaktor nur förderlich und sorgt dafür, dass alle, die Abba damals nicht sehen konnten, jetzt erfahren, was sie versäumt haben. Den mit dem Musical »Mamma mia!« einsetzenden Boom ausnutzend, stellten die Vereinigten Bühnen Wiens die Produktion »Souper Trouper« auf die Beine, und Boygroups (»Westlife«) wie Kinderbands (»A-Teens«) landeten zum Jahrtausendbeginn Hits mit Abba-Songs.
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Universal-Lexikon. 2012.