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schwämme
schwạ̈m|me:
schwimmen.

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Schwämme,
 
1) allgemein: in Süddeutschland und in Österreich Bezeichnung für essbare Pilze.
 
 2) Zoologie: Porifera, etwa 5 000 Arten v. a. im Meer lebender (von den Küsten bis in 6 000 m Tiefe; Ausnahme: Süßwasserschwämme) Wirbelloser von wenigen Millimetern bis 2 m Durchmesser; da sie keine Organe besitzen, wurden die Schwämme früher als Parazoa den Eumetazoa gegenübergestellt; stets auf dem Untergrund festsitzende, unregelmäßig krusten-, strauch-, becher-, sack- oder pilzförmige Tiere von sehr einfacher Organisation. Die Färbung kann variieren, ist häufig grell weiß, leuchtend gelb, grün, rot oder violett.
 
Der Körper besteht aus drei Zellschichten: Das äußere Ektoderm (Pinacoderm, Dermallager) ist von zahlreichen Poren durchbrochen, durch die das Wasser, vom Wimperschlag der Kragengeißelzellen (Choanozyten) des Entoderms (Choanoderm, Gastrallager) getrieben, durch anschließende Kanäle in den Zentralraum (Spongozöl) strömt, den es durch eine gemeinsame Öffnung (Osculum) wieder verlässt. Dazwischen liegt die ektodermale Mesogloea (Mesohyl), eine gallertige Schicht weitgehend beweglicher Zellarten: undifferenzierte, der Regeneration dienende Zellen (Archaeocyten; können sich auch zu allen anderen Zelltypen, z. B. zu Scheinfüßchen zur amöboiden Fortbewegung umwandeln), Geschlechtszellen und Skelettzellen (Skleroblasten), die Skelettnadeln aus Kalk oder Kieselsäure beziehungsweise ein Geflecht aus Kollagen (früher als Spongin bezeichnet) bilden. Atmung, Exkretion und Verdauung erfolgen auf zellulärer Ebene. Ein Nervensystem fehlt. - Die meist zwittrigen Schwämme vermehren sich geschlechtlich über blastulaähnliche frei schwimmende Larven (Amphiblastula, Parenchymula), die sich festsetzen. Daneben kommt ungeschlechtliche Fortpflanzung durch Teilung, Knospung oder Bildung von Dauerknospen (Gemmulae) vor. Mehrere Individuen können mit zunehmendem Wachstum miteinander zu einer Kolonie verschmelzen.
 
Zu den Schwämmen gehören die Kalkschwämme, die Kieselschwämme sowie Glasschwämme (mit dem Gießkannenschwamm), Strahlschwämme, Süßwasserschwämme, Hornschwämme (mit dem Badeschwamm), Bohrschwämme und Baumfaserschwämme (Dendroceratida, mit baumförmig verzweigtem Kollagenskelett).
 
Schwämme sind fossil seit dem Unterkambrium belegt, aber wahrscheinlich schon im Präkambrium entstanden. Die vorherrschenden Kieselschwämme lebten ursprünglich - wie die anderen Schwämme heute noch ausschließlich - nur im Flachmeer und wanderten seit der Oberkreide zum Teil in die Tiefsee ab. Erst im Jura entfalteten sich die Schwämme stärker, Höhepunkt in der Kreidezeit. Gesteinsbildend waren die Schwämme v. a. durch rasen- bis polsterförmige Riffbildungen (zusammen mit Blaualgen) im Jura, mit Entstehung von Massen- oder Schwammkalken (»Schwammstotzen«, v. a. im Malm vom Schweizer Jura bis in die Fränkische Alb). Auch Anhäufungen von einzelnen Skelettnadeln (Spiculae) konnten gesteinsbildend sein (Spiculit, Spongiolith). Zu den Schwämmen werden heute oft die fossilen Stromatoporen gerechnet. Die schwammähnlichen fossilen Archaeocyatha gelten als eigener Stamm.
 
Literatur:
 
Fossil and recent sponges, hg. v. J. Reitner u. a. (Berlin 1991).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Organismengruppen: Ein Überblick
 

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schwạ̈m|me:schwimmen.

Universal-Lexikon. 2012.