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I Lẹmberg,
1) ukrain.ukrainisch Lwịw, L'viv [lvɪv], russisch Lwọw, L'vov [lvɔv], polnisch Lwów [lvuf], Gebietshauptstadt im Westen der Ukraine, 300 m über dem Meeresspiegel, 788 000 Einwohner; kultureller und wirtschaftlicher Mittelpunkt der Westukraine; vier Universitäten (darunter eine TU und eine katholische Universität [gegründet 2002]), Akademie für Veterinärmedizin, mehrere Hochschulen, Museen, Opernhaus; Sitz des Oberhauptes (Großerzbischofs) der ukrainisch-katholischen Kirche und eines lateinischen Erzbischofs. Die Industrie umfasst Fahrzeug- (Omnibusfabrik) und Maschinenbau, Fernsehgerätewerk, Bekleidungs-, Nahrungsmittel-, Glas-, keramische, chemische und Druckindustrie. Verkehrsknotenpunkt, Flughafen.
Nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges blieben erhalten: Mauerteile der Festung aus dem 13. Jahrhundert, städtisches Arsenal (1553, 1573-75 neu gebaut und im 18. Jahrhundert umgestaltet; heute historische Waffensammlung) und Pulverturm (1554-56; heute Haus der Architekten), Nikolaikirche (13. Jahrhundert, im 17. Jahrhundert stark verändert), spätgotische römisch-katholische Kathedrale (14./15. Jahrhundert, barock umgestaltet), armenische Kathedrale (1363-70, barock verändert, Fassade 1908), Mariä-Entschlafen-Kathedrale (1591-1629) mit »Kornjaktowski«-Glockenturm (1573-78, 66 m hoch), Dominikanerkirche (1764 und 1766-78) und Georgskirche (1744-63) sowie unter den Profanbauten das »Schwarze Haus« (1577), das Kornjaktowski-Haus (1580, heute historisches Museum), das Ljubomirski-Palais (1695), das neue Rathaus (1828-37), das so genannte Ossolineum (heute Bibliothek der Akademie der Wissenschaften der Ukraine, 1826/27-48), das Dramatische Theater, das Opernhaus (1897-1900) und das Landtagsgebäude (1877-81; heute Universität). Bemerkenswert auch die Jugendstilarchitektur (Gebäude der Versicherungsgesellschaft »Dnestr«, 1905) sowie konstruktivistisch geprägte Bauten (Postamt, 1923). Nach dem Generalbebauungsplan von 1956-66 begann eine umfangreiche Stadterweiterung.
Das 1256 erstmals urkundlich erwähnte Lemberg wurde von Fürst Daniil Romanowitsch (Daniel, Herrscher, Galizien und Wolhynien) als Festung gegen die Tataren gegründet. 1340 und erneut 1349 vom polnischen König Kasimir III., dem Großen, erobert, erhielt es 1356 Magdeburger Recht und entwickelte sich zum wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum von Rotreußen. 1527 vernichtete ein Brand das gotische Lemberg. Mit der ersten Polnischen Teilung kam die Stadt 1772 an Österreich und war bis 1918 Sitz des Statthalters für Galizien. Sie wurde Mittelpunkt des polnischen kulturellen Lebens und des nationalen Erwachens der Ukrainer. Nach dem Ersten Weltkrieg übernahm zunächst ein im Oktober 1918 entstandener »Ukrainischer Nationalrat« die Macht in Lemberg, das im November 1918 von polnischen Truppen erobert wurde. 1919-39 war Lemberg Hauptstadt einer polnischen Woiwodschaft und wurde zu Beginn des Zweiten Weltkriegs der Sowjetunion (Ukraine) angegliedert. Während der deutschen Besetzung (1941-44) gehörte es als Hauptstadt des Distrikts Galizien zum Generalgouvernement. Ein 1941 in der Stadt errichtetes Getto bestand bis 1943; die jüdische Bevölkerung (1939 rd. ein Drittel der Einwohner) wurde von den deutschen Besatzern (unter Beteiligung ukrainischer Nationalisten) ermordet beziehungsweise in die national-sozialistischen Vernichtungslager deportiert. Nach der Rückeroberung Lembergs durch die sowjetische Armee (27. 7. 1944) und der anschließenden Vertreibung der polnischen Bevölkerung wurden Ukrainer angesiedelt.
L. - Lwow - Lviv. Eine Stadt im Schnittpunkt europ. Kulturen, hg. v. P. Fässler u. a. (21995).
2) Berg südöstlich von Rottweil, Baden-Württemberg, mit 1 015 m über dem Meeresspiegel die höchste Erhebung der Schwäbischen Alb; Aussichtsturm.
Lẹmberg,
Eugen, Soziologe, * Pilsen 27. 12. 1903, ✝ Wiesbaden 25. 12. 1976; seit 1952 Professor, leitete 1951-55 das Hessische Lehrerfortbildungswerk, lehrte seit 1957 an der Hochschule für Internationale Pädagogische Forschung in Frankfurt am Main. Schwerpunkte seiner wissenschaftlichen Arbeiten bildeten Geschichte, Erscheinungsformen des Nationalismus und Fragen zu Nationalität, Ideologie und pädagogische Soziologie.
Werke: Geschichte des Nationalismus in Europa (1950); Nationalismus. Band 1: Psychologie und Geschichte (1964); Band 2: Soziologie und politische Pädagogik (1964); Ideologie und Gesellschaft. (1971); Anthropologie der ideologischen Systeme (21987).
Universal-Lexikon. 2012.