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Künstler
Könner

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Künst|ler ['kʏnstlɐ], der; -s, -, Künst|le|rin ['kʏnstlərɪn], die; -, -nen:
1. Person, die [berufsmäßig] Kunstwerke hervorbringt oder darstellend, aufführend interpretiert:
er ist ein begabter, genialer Künstler; sie ist eine freie, freischaffende Künstlerin; die Künstler und Künstlerinnen verneigten sich vor dem Vorhang, erhielten viel Beifall; eine namhafte Künstlerin für ein Gastspiel gewinnen; das Deckengemälde ist das Werk eines unbekannten Künstlers.
2. Person, die auf einem Gebiet über besondere Fähigkeiten verfügt:
er ist ein Künstler der Improvisation; sie ist eine Künstlerin im Sparen.
Syn.: Ass, Experte, Expertin, Meister, Meisterin, Phänomen.
Zus.: Kochkünstler, Kochkünstlerin, Rechenkünstler, Rechenkünstlerin, Zauberkünstler, Zauberkünstlerin.

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Kụ̈nst|ler 〈m. 3
1. jmd., der Kunstwerke schafft
2. jmd., der ein Werk der Literatur od. Musik künstlerisch darstellt, Sänger, Musiker, Schauspieler usw. (Bühnen\Künstler, Film\Künstler)
● bildender \Künstler; freischaffender \Künstler; er ist ein wahrer \Künstler im Geigenspiel

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Kụ̈nst|ler , der; -s, - [urspr. zu älter: künsteln = (ver)bessern, dann an »Kunst« angeschlossen]:
1. jmd., der [berufsmäßig] Kunstwerke hervorbringt od. darstellend, aufführend interpretiert:
ein großer, begabter, eigenwilliger K.;
er ist freier, freischaffender, darstellender K.;
bildende K. (Maler, Grafiker, Bildhauer u. Ä.);
das Werk eines unbekannten -s.
2. jmd., der auf einem Gebiet über besondere Fähigkeiten verfügt:
er ist ein K. der Improvisation, im Sparen.

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Künstler,
 
allgemeiner Oberbegriff für kreative Persönlichkeiten auf allen Gebieten der Kunst, sei es als Autoren (Urheber) oder Interpreten, deren Künstlertum sich im Schaffen neuer Kunstwerke manifestiert. Traditionell bezeichnet der Begriff im engeren Sinn meist nur den bildenden Künstler (Maler, Bildhauer usw.), auch den darstellenden Künstler (Schauspieler, Artist, Regisseur). Infolge der weitgehenden Durchdringung der Kunstarten und eines neuartigen Kunstverständnisses (jeder ist Künstler) wird Künstler zu einem offenen Begriff. - Nach Platons Ideenlehre bleibt der bildende Künstler auf einer dritten Wirklichkeitsstufe unterhalb der Wahrheit stehen, weil er nur die Abbilder der Uridee wiedergibt. Dem Sänger und Dichter dagegen billigt Platon göttliche Inspiration zu. Aristoteles erkennt dem (bildenden) Künstler die Eigenschaft (Arete) des Offensichtlichmachens zu: Kunst ist eine der die Wahrheit erlangenden Eigenschaften des Intellekts (der theoretischen Vernunft), also ein unmittelbarer Zugang zur Wahrheit. Der Künstler gibt nach Aristoteles auch nicht einem vorgegebenen Gegenstand Existenz, er schafft einen Gegenstand, den es ohne ihn nicht gäbe.
 
Im 6. Jahrhundert v. Chr. gibt es in Griechenland die ersten Künstlersignaturen, in der Literatur der klassischen Zeit des 5./4. Jahrhunderts finden sich verstreut die ersten Künstlernachrichten, in der darauf folgenden hellenistischen Zeit bildete sich eine selbstständige Künstlerbiographik heran. Neben der Heroisierung hervorragender Künstlerpersönlichkeiten lebte die aristrokratische Geringschätzung der Bildhauer, Maler und Töpfer als Handwerker weiter. In der römischen Antike gehörten die bildenden Künste nicht zu den Artes liberales, dem klassischen Erziehungsziel des freien Römers. Der Künstler des Mittelalters ist Handwerker. Er unterhält eine Werkstatt mit Gesellen und ist in die Zunftorganisation eingegliedert, die Authentizität des Werks ist nicht an die Ausführung durch den Meister selbst gebunden. In der Gesellschaft der italienischen Renaissance löste sich der Künstler erstmals aus dem Zunftzwang; der Renaissancekünstler trieb mit wissenschaftlichem Anspruch Studien auf den Gebieten der Geometrie, Perspektive und Anatomie. Zwischen Fürstenhöfen, Patriziern und Städten entstand ein Wettbewerb um anerkannte Künstler. Im 17. und 18. Jahrhundert prägte sich am Hof des weltlichen und geistlichen Fürsten der Stand des Hofkünstlers aus. Seit der Romantik bildete sich - im Gefolge der Aufklärung und der Französischen Revolution - ein neues Selbstverständnis des Künstlers heraus, in dieser Epoche wurzelt der moderne Begriff des Künstlers. Der Künstler fühlte sich frei, d. h. keinerlei Vorschrift und Zwang unterworfen außer dem eigenen Ingenium, als Künder einer nur ihm zugängliche Wahrheit. Die Originalität wird Mittelpunkt des Geniebegriffs (Genie). Diesem geistigen Elitedenken entspricht eine zunehmende gesellschaftliche Isolation des Künstlers, die den Hintergrund der Vorstellung vom autonomen Künstler bildet. Seine bisherige wirtschaftliche Basis (Aufträge von Adel und Kirche) schwand, ohne dass ihn ein freier Markt auffangen konnte. Die politische Restauration des 19. Jahrhunderts richtete sich auch gegen fortschrittliche Künstler, die oft soziale und demokratische Gedanken mitpropagierten (z. B. J.-F. Millet, H. Daumier), ein Engagement, das auch im 20. Jahrhundert das Verhältnis von Gesellschaft beziehungsweise Staat und Künstler belastet. Neben diesem revolutionären ist auch der affirmative Aspekt von Kunst und Künstler zu sehen; seit der Antike bedienten sich gesellschaftlich herrschende Kräfte des Künstlers zur Repräsentation, Glorifizierung und Propaganda. Originäre oder sozial und politisch engagierte Künstlerpersönlichkeiten fanden z. B. im späten Mittelalter oder im 17. Jahrhundert auch in bürgerlichen Schichten nur wenige Auftraggeber oder Käufer oder fielen sogar unter staatlicher und kirchlicher Zensur. Auch die etablierten Kunstakademien waren restriktiv, was zur Bildung von Künstlervereinigungen führte. Besonders exzessive Maßnahmen der Zensur, der Unterdrückung und Verfolgung von Künstlern kennzeichneten die nationalsozialistische Kunstpolitik (entartete Kunst). In totalitären Staaten gab und gibt es ebenfalls eine restriktive Politik gegenüber Kunst und Künstlern.
 
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
 
Avantgarde · Frauenkunst · Geschmack · Kitsch · Kreativität · Kulturpolitik · Künstlersozialversicherung · Künstlervereinigungen · Zensur
 
Literatur:
 
S. Ott: Kunst u. Staat. Der K. zw. Freiheit u. Zensur (1968);
 R.-D. Herrmann: Der K. in der modernen Gesellschaft (1971);
 A. Hauser: Kunst u. Gesellschaft (1973);
 
K. u. Gesellschaft, hg. v. A. Silbermann u. a. (1974);
 K. Fohrbeck u. A. J. Wiesand: Der K.-Report (1975);
 M. Warnke: Hof-K., Eine Sozialgesch. des modernen K. (1985);
 R. Berger: Malerinnen auf dem Weg ins 20. Jh. (21986);
 M. u. R. Wittkower: K. - Außenseiter der Gesellschaft (a. d. Engl., 1989);
 J. Schack: Der K. u. sein Publikum. Eine Brücke zum gegenseitigen Verständnis (1995).

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Kụ̈nst|ler, der; -s, - [urspr. zu älter: künsteln = (ver)bessern, dann an „Kunst“ angeschlossen]: 1. jmd., der [berufsmäßig] Kunstwerke hervorbringt od. darstellend, aufführend interpretiert: ein großer, begabter, eigenwilliger K.; er ist freier, freischaffender, darstellender K.; bildende K. (Maler, Grafiker, Bildhauer u. Ä.); Charles Ives gilt heute als einer der wichtigsten Begründer der neuen Musik Amerikas und als einer der hervorragendsten experimentellen K. seiner Zeit (Melos 3, 1984, 122); ein K. der Farbe; die K. verneigten sich vor dem Vorhang, erhielten viel Beifall; einen namhaften K. für ein Gastspiel gewinnen; das Deckengemälde ist das Werk eines unbekannten -s; zum K. geboren sein; Hollywood verteilt die richtigen Oscars an die falschen Künstler (Zeit 25. 3. 99, 51). 2. jmd., der auf einem Gebiet über besondere Fähigkeiten verfügt: er ist ein K. der Improvisation, im Sparen.

Universal-Lexikon. 2012.