Akademik

Graham
I
Graham
 
['greɪəm], altes schottisches Geschlecht, bereits im 12. Jahrhundert nachweisbar, 1451 geadelt; dem jüngeren Zweig entstammten die Earls, Marquesses und Herzöge von Montrose. - Bekannt v. a.:
 
John Graham of Claverhouse [- ɔf 'klevəhaʊs], 1. Viscount Dundee [dʌn'di:] (seit 1688), schottischer Heerführer und Nationalheld, * um 1648, ✝ (gefallen) Pass von Killiecrankie (Tayside Region) 17. 7. 1689; war in französischen und niederländischen Diensten. Seit 1678 wieder in Schottland, warf er 1679 den Aufstand der schottischen Covenanters (in Covenants zusammengeschlossene Presbyterianer) nieder. Nach dem Sturz Jakobs II. führte er die schottischen Truppen gegen dessen Nachfolger, Wilhelm III. von Oranien, und wurde in der für die Schotten siegreichen Schlacht von Killiecrankie tödlich verwundet.
 
II
Graham
 
['greɪəm], Mount Graham [maʊnt -], Berg in den Pinateno Mountains, in Arizona, USA, 150 km nordöstlich von Tucson, 3 267 m über dem Meeresspiegel. - Auf dem Graham befindet sich u. a. das vom Max-Planck-Instituten für Radioastronomie in Bonn gemeinsam mit dem Steward Observatorium der Universität von Arizona seit 1993 betriebene Heinrich-Hertz-Teleskop, ein 10-m-Teleskop für die Untersuchung kosmischer Strahlungsquellen im Submillimeterbereich. Im Bau ist weiterhin ein internationales Großteleskop (unter Beteiligung deutscher astronomischer Institute) mit je zwei im Abstand von 14,4 m auf einer gemeinsamen Montierung befindlichen 8,4-m-Spiegeln (englisch Large Binocular Telescope, Abkürzung LBT), das ein Auflösungsvermögen eines 22,8-m-Spiegels haben wird (Fertigstellung etwa 2002).
 
III
Graham
 
['greɪəm],
 
 1) Billy, eigentlich William Franklin Graham, amerikanischer baptistischer Erweckungsprediger, * Charlotte (North C.) 7. 11. 1918; seit 1939 Prediger der südlichen Baptistenkirche (Southern Baptist Convention). Graham führt seit 1946 weltweit Evangelisationsveranstaltungen durch und gründete 1950 zu ihrer Organisation die »Billy Graham Evangelistic Association«. Wegen seiner biblisch-elementaren (in den Augen seiner Kritiker »fundamentalistischen«) Predigtweise bekam er in den 50er-Jahren den Beinamen »Maschinengewehr Gottes«. Predigte zunächst in den USA und Westeuropa, später auch in Ländern der Dritten Welt; besuchte seit den 80er-Jahren auch einige kommunistischen Staaten. In Deutschland predigte Graham zuletzt im März 1990 in Berlin (West) und 1993 im Rahmen der weltweiten Satelliten-Evangelisation »Pro Christ« in Essen.
 
Werk: Just as I am. The Autobiography of Billy Graham (1997; deutsch So wie ich bin. Die Autobiographie).
 
 2) Dan, amerikanischer Künstler, * Urbana (Illinois) 31. 3. 1942; tätig v. a. im Bereich von Performance und Videokunst. Er konstruiert auch Objekte und Pavillons (»Pavillonsculpture«) unter gezielter Verwendung von Glas und Acrylglas, deren Spiegelungseffekte er wirkungsvoll einsetzt. Neben diesen Arbeiten, die zum Teil Ausdruck gezielter Gesellschaftskritik sind, veröffentlicht er auch Texte, die sich zwischen Kunstkritik und Kulturessay, philosophische Studie und soziologische Analyse bewegen.
 
 3) George, englischer Mechaniker und Astronom, * Horsegill (Cumberland) vor dem 1. 7. 1674, ✝ London 16. 11. 1751; seit 1728 Mitglied der Royal Society. Seine Uhren und seine später gebauten physikalischen und astronomischen Geräte hatten Weltruf. Graham erfand u. a. 1715 den ruhenden Ankergang für Pendeluhren (Graham-Anker) und die Rostkompensation, 1719 die Quecksilberkompensation für Pendel sowie 1720 den verbesserten Zylindergang für Taschenuhren. 1715 baute er auch das erste der später Orrery genannten Planetarien. Bei seinen wissenschaftlichen Arbeiten entdeckte er 1722/23 die tägliche Variation des erdmagnetischen Feldes, beobachtete u. a. Merkurdurchgänge (1737 und 1743), Finsternisse und Sternbedeckungen.
 
 4) Martha, amerikanische Tänzerin, Choreographin und Tanzpädagogin, * Pittsburgh (Pennsylvania) 11. 5. 1894, ✝ New York 1. 4. 1991; Ausbildung bei Ruth Saint-Denis und T. Shawn; gründete 1927 die M. Graham School of Contemporary Dance in New York und 1929 eine eigene Kompanie, für die sie etwa 150 Werke (»Danceplays«, v. a. auf zeitgenössische Musik) schuf. Sie gilt als Hauptvertreterin des amerikanischen Moderndance und beeinflusste maßgeblich die Entwicklung des modernen Tanztheaters. Sie veröffentlichte »The notebooks of M. Graham« (1973) und ihre Autobiographie »Blood memory« (1991; deutsch Der Tanz, mein Leben).
 
Choreographien: Primitive mysteries (1931); Hérodiade (1944); Appalachian spring (1944); Cave of the heart (1946); Diversion of angels (1948); Clytemnestra (1958); The witch of Endor (1965); A time of snow (1968); Lucifer (1975); Acts of light (1981); Phaedra's dream (1983); Sacre du printemps (1984).
 
Literatur:
 
D. McDonagh: M. G. (New York 1973).
 
 5) Thomas, britischer Physiker und Chemiker, * Glasgow 21. 12. 1805, ✝ London 16. 9. 1869; Professor in Glasgow (1830-37) und London; seit 1855 Direktor des britischen Münzwesens; wurde 1835 Mitglied der Royal Society und war 1840 Mitbegründer der London Chemical Society, 1846 der Cavendish Society; Pionier der physikalischen Chemie, u. a. durch seine Untersuchungen zur Absorption und Diffusion von Gasen (Graham-Gesetz) und Flüssigkeiten, und Begründer der Kolloidchemie. Aufgrund seiner Arbeiten zur Osmose und der von ihm entdeckten Dialyse unterschied er 1854 Kolloide von Kristalloiden und beschrieb sie als spezifischen Zustand der Materie.

Universal-Lexikon. 2012.