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reißen
zerren; ziehen; aufreißen; zerreißen; springen; zerplatzen; zerbrechen; bersten; zerspringen

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rei|ßen ['rai̮sn̩], riss, gerissen:
1.
a) <tr.; hat gewaltsam, durch kräftiges, ruckartiges Ziehen in Stücke zerteilen:
etwas in Stücke reißen.
b) <itr.; ist auseinanderbrechen, seinen Zusammenhalt verlieren:
unter der großen Last ist das Seil gerissen; die Schnur, das Papier reißt leicht.
Syn.: entzweigehen, in Stücke gehen, krachen (ugs.), zerbrechen.
2. <tr.; hat mit raschem und festem Griff gewaltsam wegnehmen:
jmdm. ein Buch aus der Hand reißen; man hat ihm die Kleider vom Leib gerissen.
Syn.: nehmen.
3. <tr.; hat heftig in eine Richtung stoßen, mitschleifen:
die Lawine hat die Menschen in die Tiefe gerissen.
4. <tr./itr.; hat ziehen, zerren:
der Hund hat ständig an der Leine gerissen; zum Öffnen des Fallschirms die Leine/an der Leine reißen.
5. <tr.; hat (von Raubtieren) ein Tier jagen und durch Bisse töten:
der Wolf hat drei Schafe gerissen.
6. <+ sich> (ugs.) sich heftig darum bemühen, etwas Bestimmtes zu bekommen, zu sehen o. Ä.:
die Fans rissen sich um die Eintrittskarten für das Konzert; um diese Aufgabe reiße ich mich nicht.

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rei|ßen 〈V. 195
I 〈V. tr.; hat
1. durch Auseinanderziehen zertrennen, entzweimachen, zerreißen
2. gewaltsam ziehen, zerren
3. 〈veraltet〉 zeichnen
● der Sturm riss die Fahne mittendurch; das Gewicht \reißen 〈Gewichtheben〉 das Gewicht, ohne innezuhalten, rasch hochstemmen; einen Hengst \reißen kastrieren; die Latte \reißen 〈Hoch-, Stabhochsprung〉 so berühren, dass sie herunterfällt; Possen, Witze, Zoten \reißen machen; der Wolf, Fuchs hat ein Schaf gerissen hat es getötet ● etwas an sich \reißen gewaltsam in seinen Besitz bringen; er hat die Führung an sich gerissen rücksichtslos übernommen; die Herrschaft, den Thron an sich \reißen; er will immer das Gespräch an sich \reißen 〈fig.〉 das Thema eines Gesprächs bestimmen, im Gespräch führend sein; er riss mir den Brief aus der Hand; jmdn. aus seinen Träumen \reißen ihn unsanft wecken; 〈fig.〉 ihm schonungslos die Wirklichkeit vor Augen führen; aus dem Zusammenhang gerissen, ist diese Stelle unverständlich; ich war (innerlich) hin und her gerissen 〈fig.〉 ich konnte mich nicht entscheiden; Papier in Fetzen, in Stücke \reißen; ich könnte ihn in Stücke \reißen (vor Zorn); er wurde vom Strudel in die Tiefe gerissen; er wird dich noch mit ins Verderben \reißen 〈fig.〉; er riss ihn mit sich in den Abgrund; jmdm. die brennenden Kleider vom Leib \reißen; einen Zweig vom Strauch \reißen; jmdn. zu Boden \reißen
II 〈V. intr.; istdurch Auseinandergezogenwerden entzweigehen, zertrennt werden ● jetzt reißt mir die Geduld, der Geduldsfaden 〈fig.〉 jetzt verliere ich die Geduld, werde ungeduldig; das Seil ist gerissen; der Stoff reißt leicht ist nicht sehr widerstandsfähig
III 〈V. tr. u. V. intr.; hat; unpersönl.〉 es reißt mich/mir in allen Gliedern ich habe Rheumatismus
IV 〈V. refl.; hat〉 sich (etwas) \reißen sich (etwas) durch Riss verletzen ● ich habe mich an einem Nagel gerissen, habe mir die Hand blutig gerissen ● sich um etwas \reißen etwas dringend haben, tun wollen; die Leute haben sich um die Eintrittskarten gerissen; ich reiße mich nicht darum; sich um jmdn. \reißen jmdn. (aus Begeisterung) dringend sehen, sprechen wollen; die Fans \reißen sich um den Sänger; →a. gerissen, reißend
[<ahd. rizan „reißen, schreiben“, engl. write „schreiben“ <germ. *writ-; zu idg. *urei- „ritzen“; verwandt mit ritzen]

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rei|ßen <st. V.> [mhd. rīʒen, ahd. rīʒan, urspr. = einen Einschnitt machen, ritzen, später auch: (Runen)zeichen einritzen, zeichnen, entwerfen]:
1. <ist> entzwei-, auseinandergehen, abreißen:
der Faden, das Seil kann r.;
mir ist das Schuhband gerissen.
2. <hat>
a) durch kräftiges Ziehen auseinandertrennen:
ich habe den Brief mittendurch gerissen;
dieses Material lässt sich nicht r.;
b) in einzelne Teile zerreißen:
etw. in Stücke, Fetzen r.
3. <hat> durch Reißen (2 a), Gewalteinwirkung, Beschädigung entstehen lassen, in etw. hervorrufen:
du hast dir ein Dreieck in die Hose gerissen;
die Bombe riss einen Trichter in den Boden;
Ü diese Reparatur wird ein gehöriges Loch in meinen Geldbeutel r. (ugs.; wird sehr teuer werden).
4. <hat>
a) sich verletzen, sich ritzen:
ich habe mich [am Stacheldraht] gerissen;
du hast dich, dir die Hände blutig gerissen;
b) sich als Verletzung beibringen:
an diesem Nagel kann man sich <Dativ> ja Wunden r.
5. <hat>
a) von einer bestimmten Stelle mit kräftigem Ruck wegziehen; ab-, fort-, wegreißen:
Pflanzen aus dem Boden, einen Ast vom Baum r.;
jmdm. etw. aus den Händen r.;
dieser Wind reißt einem den Hut vom Kopf;
ich habe mir die Kleider vom Leib gerissen (mich ganz schnell ausgezogen);
Ü der Wecker hat sie unsanft aus dem Schlaf gerissen;
so aus dem Zusammenhang gerissen, ist der Satz unverständlich;
b) <r. + sich> sich von einer bestimmten Stelle losreißen, sich aus etw. befreien:
sich aus jmds. Armen r.;
der Hund hat sich von der Kette gerissen;
c) (Leichtathletik) die Sprunglatte od. eine Hürde herunter-, umwerfen:
beim ersten Versuch über 1,80 m hat sie [die Latte] knapp gerissen.
6. <hat> an eine Stelle, in eine Richtung stoßen, schieben, drücken; hinreißen:
eine Welle riss ihn zu Boden;
im letzten Augenblick riss sie den Wagen zur Seite (riss sie das Lenkrad des Wagens herum);
die Flut reißt alles mit sich;
Ü alle wurden mit ins Verderben gerissen.
7. <hat> ziehen, zerren [damit etw. ab- od. aufgeht]:
zum Öffnen des Fallschirms die Leine, an der Leine r.;
der Hund riss wütend an seiner Leine.
8. <hat> (von Raubtieren) ein Tier jagen u. durch Bisse töten:
der Wolf hat drei Schafe gerissen.
9. <hat> mit Gewalt an sich nehmen, sich einer Sache bemächtigen:
die Macht, die Herrschaft an sich r.;
sie hat den Brief sofort an sich gerissen;
Ü immer will er das Gespräch an sich r. (will nicht Zuhörer sein, sondern selbst reden).
10. <r. + sich; hat (ugs.) sich heftig darum bemühen, etw. Bestimmtes zu erreichen, zu bekommen, zu sehen, zu erleben:
die Fans rissen sich um den Sänger, um die Eintrittskarten;
um diesen schwierigen Auftrag reiße ich mich bestimmt nicht.
11. <hat>
etw./nichts r. (ugs.; etw. [nicht] bewirken, schaffen: der Mittelfeldspieler hat heute wieder gar nichts gerissen!)
12. <hat> (selten) einen ziehenden Schmerz empfinden:
es reißt mich in allen Gliedern.
13. <hat> (Schwerathletik) ein Gewicht in einem Zug vom Boden bis über den Kopf, bis zur Hochstrecke bringen:
er stößt, stemmt und reißt;
<meist subst.:> er hat den Weltrekord im Reißen eingestellt.

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Reißen,
 
1) Jägersprache: Fangen und Totbeißen der Beute durch Raubwild und wildernde Hunde. Die tote Beute wird als Riss bezeichnet.
 
 2) Sport: Wettbewerb beim Gewichtheben.

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Rei|ßen, das; -s (ugs.): reißende (11), ziehende Gliederschmerzen, Rheumatismus: das R. haben.

Universal-Lexikon. 2012.