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Jakobiner
Ja|ko|bi|ner 〈m. 3Mitglied des Jakobinerklubs [nach ihrem Tagungsort, dem Dominikanerkloster St. Jakob in Paris]

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Ja|ko|bi|ner, der; -s, - [frz. jacobin, eigtl. = Jakobinermönch, Dominikaner; nach dem Versammlungsort des Klubs, dem ehem. Dominikanerkloster Saint Jacques in Paris]:
Mitglied des radikalsten u. wichtigsten politischen Klubs während der Französischen Revolution.

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I
Jakobiner
 
Die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte am 26. August 1789 durch die Nationalversammlung beendete die von idealistischem Schwung getragene erste Phase der Französischen Revolution. Nun begann für die Abgeordneten die Alltagsarbeit, in der die Überwindung der größten wirtschaftlichen und sozialen Not im Vordergrund stand, sowie die Erarbeitung eines Verfassungswerkes.
 
Die Schwäche Ludwigs XVI. angesichts der revolutionären Entwicklung führte zu einer ersten großen Emigrationswelle des Adels, der nun vom benachbarten Rheinland aus eine heftige gegenrevolutionäre Agitation entfachte und die europäischen Fürsten drängte, in Frankreich auch militärisch einzugreifen. Gerüchte über eine unmittelbar bevorstehende Intervention auswärtiger Mächte erzeugten im Lande Angst und Panikstimmung und lösten Unruhen aus. Die missglückte Flucht der Königsfamilie im September 1791 deckte die geheimen Verbindungen des Monarchen zu den Emigranten und zum kaiserlichen Hof in Wien auf und leitete die Entmachtung des Königs ein.
 
Die Revolution radikalisierte sich. In der neuen Volksvertretung meldete sich eine Minderheit lautstark zu Wort, die dem politisch einflussreichen Klub der Jakobiner angehörte, der die Abschaffung der Monarchie forderte. Eine andere aktive Gruppe, die Girondisten, drängte darauf, der erwarteten Intervention der Fürstenstaaten mit einer Kriegserklärung zuvorzukommen. Sie hofften, mit einer großen nationalen Kraftanstrengung die inneren Schwierigkeiten und Widerstände überwinden zu können.
 
Im April 1792 erklärte die Nationalversammlung Österreich den Krieg. Als die verbündeten Österreicher und Preußen in den ersten Gefechten die französischen Revolutionstruppen zurückschlugen und der Oberbefehlshaber der Alliierten im Juli 1792 in einem Manifest drohte, Paris zu zerstören, wenn der königlichen Familie Gewalt angetan würde, erstürmte die aufgebrachte Pariser Bevölkerung die Tuilerien und nahm die Königsfamilie gefangen. Die revolutionäre Kommune übernahm die Herrschaft in Paris. Mit der Ermordung von in den Gefängnissen einsitzenden vermeintlichen Gegnern Anfang September 1792 begann die Schreckensherrschaft. Der neue Nationalkonvent beschloss am 20. September die Abschaffung der Monarchie. Ludwig XVI. wurde wegen geheimer Verbindungen zum Feind vor Gericht gestellt und zum Tode verurteilt; am 21. Januar 1793 wurde er öffentlich enthauptet.
 
Nach den Septembermorden und der Hinrichtung des Königs schlossen sich fast alle europäischen Mächte der Kriegskoalition der Österreicher und Preußen gegen Frankreich an, das durch den verstärkten militärischen Druck, royalistische Aufstände im Innern und völlig zerrüttete wirtschaftliche Verhältnisse vor dem Zusammenbruch zu stehen schien. Aber das Chaos wurde durch eine radikale Disziplinierung des Volkes unter der Diktatur der Jakobiner abgewendet. Ihre Führer, der Advokat Robespierre und der mitreißende Redner Danton, strebten eine völlige Umgestaltung der französischen Gesellschaft an. Der von Ihnen beherrschte »Wohlfahrtsausschuss«, Exekutivorgan des Nationalkonvents, übte durch willkürliche Verhaftungen und Verurteilungen eine grausame Herrschaft aus. In den Jahren 1793 und 1794 wurden Tausende hingerichtet, zuerst politische Gegner, aber auch Konventsmitglieder anderer politischer Richtungen, schließlich sogar Gesinnungsgenossen und Mitkämpfer wie Danton selbst.
 
Als sich die militärische Lage durch Siege französischer Armeen sichtlich entspannte, gewannen im Lande die Gegner Robespierres die Oberhand; er wurde im Konvent überwältigt und am 28. Juli 1794 zusammen mit zahlreichen Mitstreitern hingerichtet.
 
II
Jakobiner,
 
französisch Jacobins [ʒakɔ'bɛ̃],
 
 1) französische Bezeichnung der Dominikaner nach dem ihnen 1218 von Philipp II. geschenkten Kloster Saint-Jacques in Paris.
 
 2) die Mitglieder des wichtigsten politischen Klubs der Französischen Revolution, benannt nach ihrem Tagungsort, dem Dominikanerkloster Saint-Jacques in Paris. Der Klub wurde im Mai 1789 von bretonischen Delegierten als »club breton« gegründet und nahm im November 1789 den Namen »société des amis de la constitution« (Gesellschaft der Verfassungsfreunde) an; der Klub umfasste alle »Patrioten«. Auch in den Provinzen entstanden zahlreiche Jakobinerklubs. Nach dem Ausscheiden der Gemäßigten, die an der konstitutionellen Monarchie festhielten (Feuillants), wurde der Klub seit Sommer 1791 zum Stoßtrupp der Republikaner. Er war zunächst von den Girondisten beherrscht, deren radikaldemokratische Gegner aber zunehmend an Bedeutung gewannen, sodass diese in ihm wie auch im Konvent, in dem sie die Mitglieder der Bergpartei stellten, die Girondisten verdrängen konnten. Unter der Führung von M. de Robespierre organisierten die Jakobiner die »Schreckensherrschaft« (»Terreur«, 1793/94). Nach Robespierres Sturz wurde der Jakobinerklub am 11. 11. 1794 geschlossen. - Die Bezeichnung Jakobiner wurde außerhalb Frankreichs für entschiedene Anhänger der Französischen Revolution und für radikale Demokraten verwendet.
 
Literatur:
 
G. Martin: Les Jacobins (Paris 21949);
 M. L. Kennedy: The Jacobine Clubs in the French Revolution, 2 Bde. (Princeton, N. J., 1982-88);
 H. Reinalter: Die Frz. Revolution u. Mitteleuropa. Erscheinungsformen u. Wirkungen des Jakobinismus (1988).
 

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Ja|ko|bi|ner, der; -s, - [frz. jacobin, eigtl. = Jakobinermönch, Dominikaner; nach dem Versammlungsort des Klubs, dem ehem. Dominikanerkloster Saint Jacques in Paris]: 1. Mitglied des radikalsten u. wichtigsten politischen Klubs während der Französischen Revolution: blutrünstige J.; dort, wo sich die vormärzlichen J. trafen; Ü In diesen zwei Linien endete bislang noch jede, auch die chinesische Revolution: Jakobiner gegen Girondisten (Spiegel 3, 1977, 69). 2. (selten) französischer Angehöriger des Dominikanerordens.

Universal-Lexikon. 2012.