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Hirt
Hirt [hɪrt], der; -en, -en, Hir|te ['hɪrtə], der; -n, -n, Hir|tin ['hɪrtɪn], die; -, -nen:
Person, die eine Herde hütet:
das Unwetter überraschte Hirt und Herde/den Hirten und die Herde; die Hirtin leitete ihre Herde sicher über die Straße.
Syn.: Cowboy, Cowgirl, Schäfer, Schäferin.
Zus.: Dorfhirt, Dorfhirtin, Schafhirt, Schafhirtin, Schweinehirt, Schweinehirtin.

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Hịrt 〈m. 16Hüter einer Tierherde (Rinder\Hirt, Schaf\Hirt, Schweine\Hirt, Ziegen\Hirt); oV Hirte (1) ● wie der \Hirt, so die Herde 〈Sprichw.〉 ein guter (schlechter) Vorgesetzter hat auch gute (schlechte) Angestellte [<ahd. hirti, engl. (shep)herd; zu germ. *herdo <idg. *kerdh(o)- „Herde“]

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Hịrt, der; -en, -en, Hịr|te, der; -n, -n [mhd. hirt(e), ahd. hirti, zu Herde]:
jmd., der eine Herde (1) hütet:
der H. weidet die Schafe;
Ü der H. der Gemeinde (geh.; der Geistliche als Betreuer seiner Gemeinde);
der Gute Hirte (bibl.; Benennung Christi im Neuen Testament; nach Joh. 10, 11).

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I
Hirt
 
[althochdeutsch hirti, zu Herde], Hirte, Hüter von Haustieren beim Weidegang, meist angestellt als Hof-, Gemeindehirt oder Hirt einer Genossenschaft; zu seiner Ausrüstung gehören Tasche und Hirtenstab, auf den er einen Eid oder ein Gelübde leistet. Der Hirt kann als Tageshirt oder im Rahmen der Almwirtschaft oder der Fernweidewirtschaft (Nomadismus, Transhumanz) tätig sein. Die ehemalige viel größere Bedeutung des Hirten hat sich mannigfach in einer eigenen Hirtenkunst niedergeschlagen (verzierte Gebrauchsgegenstände aus Holz und Horn, geschnitzte Joche, reich bemalte Schellenbögen, geflochtene Peitschen). Zu ihr gehört ferner der Kopfschmuck, der auch heute noch dem Vieh beim Almauf- und -abtrieb von den Sennen angelegt wird. Wendepunkte des Hirtenwirtschaftsjahres wurden zu beliebten Terminen für Hirtenfeste; einige sind noch vereinzelt als sportliche Kampf- und Kraftspiele erhalten und manchmal zu großen Volksfesten geworden oder mit eigentümlichen Formen in allgemeine Kirchweih- und Fastnachtsbräuche eingegangen. Alte Hirteninstrumente sind z. B. das Alphorn und die Panflöte. Die Hirtenlieder, besonders die »Kuhreigen«, übernahmen seit dem 19. Jahrhundert auch die Funktion einer Selbstverklärung des entbehrungsreichen Hirtenlebens; Hirtenidyll und Schäferallegorie waren bereits in der Barockzeit beliebter Gegenstand der Dichtung geworden (Schäferdichtung). Im Sinnbild des »Guten Hirten« für Christus wurde das Behüten als Hauptfunktion des Hirten in den religiösen Bereich übernommen und bald auf den Priester (lateinisch pastor »Hirt«; Hirtenamt) übertragen. - V. a. in den Teilen der Erde, in denen Viehhaltung die fast ausschließliche Nahrungsgrundlage des Menschen bildet (Steppen, Savannen), entwickelten sich die Kulturen der Hirtenvölker. In der Neuen Welt haben sich Cowboy und Gaucho als neuzeitliche Formen des Hirten herausgebildet.
 
Literatur:
 
W. Jacobeit: Schafhaltung u. Schäfer in Zentraleuropa bis zum Beginn des 20. Jh. (1961);
 H. Maeder u. R. Kruker: H. u. Herden (1983).
II
Hịrt,
 
Hermann, Sprachwissenschaftler, * Magdeburg 19. 12. 1865, ✝ Gießen 12. 9. 1936; Professor in Gießen, wurde v. a. mit Arbeiten zur Indogermanistik bekannt.
 
Werke: Der indogermanische Akzent (1895); Handbuch der griechischen Laut- und Formenlehre (1902); Die Indogermanen, 2 Bände (1905-07); Etymologie der neuhochdeutschen Sprache (1909); Indogermanische Grammatik, 7 Bände (1921-37); Handbuch des Urgermanischen, 3 Bände (1931-34); Die Hauptprobleme der indogermanischen Sprachwissenschaft (herausgegeben 1939).

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Hịrt, der; -en, -en, (auch:) Hịr|te, der; -n, -n [mhd. hirt(e), ahd. hirti, zu ↑Herde]: 1. jmd., der eine ↑Herde (1) hütet: der H. weidet die Schafe, Ziegen; Ü der H. der Gemeinde (geh.; der Geistliche als Betreuer seiner Gemeinde); *der Gute Hirte (bibl.; Benennung Christi im Neuen Testament; nach Joh. 10, 11). 2. (landsch. ugs. abwertend) abschätzig beurteilte männliche Person: hau ab, du blöder H.!; das ist vielleicht ein H.; dem konnte keiner, kein Gemüsebauer und kein Zöllner und nicht einmal die Hirten um den Bahnhof Zoo (Kant, Impressum 183).

Universal-Lexikon. 2012.