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Etymologie
Wortforschung; Wortherkunft

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Ety|mo|lo|gie 〈f. 19; Sprachw.〉
I 〈unz.〉 Lehre von der Herkunft der Wörter, Wortforschung
II 〈zählb.〉 Herkunft, Geschichte eines Wortes; → Lexikon der Sprachlehre
[<grch. etymologia „Nachweis des Ursprungs eines Wortes“; <grch. etymos „wahrhaft“ + logos „Wort, Rede, Kunde“]

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Ety|mo|lo|gie, die; -, -n [lat. etymologia < griech. etymologi̓a, eigtl. = Untersuchung des wahren (ursprünglichen) Sinnes eines Wortes, zu: étymon (Etymon) u. lógos, Logos] (Sprachwiss.):
1. <o. Pl.> Wissenschaft von der Herkunft u. Geschichte der Wörter u. ihrer Bedeutungen.
2. Herkunft u. Geschichte eines Wortes u. seiner Bedeutung:
die E. eines Wortes angeben.

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Etymologie
 
[griechisch, eigentlich »Untersuchung des ursprünglichen Sinnes eines Wortes«, zu étymos »wahrhaft«, »wirklich«] die, -, Richtung der vergleichenden Sprachwissenschaft, die Herkunft, Grundbedeutung und historische Entwicklung der Wörter sowie ihre Verwandtschaft mit Wörtern gleichen Ursprungs in unterschiedlichen Sprachen untersucht.
 
Bereits in der griechischen Antike begann die Auseinandersetzung mit etymologischen Fragen. Schon in der »Odyssee« (8. Jahrhundert v. Chr.) finden sich Versuche zur etymologischen Deutung von Eigennamen, ebenso u. a. bei den griechischen Dramatikern Aischylos, Sophokles und Euripides (5. Jahrhundert v. Chr.). In Platons Dialog »Kratylos« wird Kratylos zum Vertreter der Auffassung, dass die Namen den Dingen von Natur aus innewohnen; damit wurde die sprachphilosophische Position der Stoiker (3. Jahrhundert v. Chr.) vorbereitet. Diese verstanden Sprache als ein System, in dem die Benennungen dem Wesen der benannten Dinge von Natur aus (»physei«) und in sinnvoller Weise entsprechen; Lautähnlichkeit weist demnach auf Sinnverwandtschaft. Die Stoiker versuchten die Wörter lautsymbolisch zu deuten und durch Weglassen oder Hinzufügen, Umstellung oder Substitution von Lauten den jeweiligen Wortkern zu ermitteln; die Wörter fassten sie als Zusammensetzungen solcher Grundbestandteile auf. In spätantiker und byzantinischer Zeit wurden Sammlungen entsprechender etymologischer Interpretationen einzelner Wörter angelegt. Das bedeutendste etymologische Werk des Mittelalters ist Isidor von Sevillas »Etymologiae«.
 
Bis ins 19. Jahrhundert hinein waren die etymologischen Untersuchungen jedoch insgesamt spekulativer Art und bezogen keine Erkenntnisse über lautgeschichtliche Entwicklungen ein. Die wissenschaftlich begründete Etymologie begann mit F. A. Potts »Etymologische Forschungen auf dem Gebiete der Indo-Germanischen Sprachen« (1833-36, 2 Bände). Neben lauthistorischen Erkenntnissen und der vergleichenden Betrachtung etymologisch verwandter Termini in verschiedenen Sprachen und der Erforschung ihrer gemeinsamen Herkunft trat zunehmend auch die Verbindung von etymologischer und kulturgeschichtlicher Analyse im weitesten Sinn in den Vordergrund, wobei auch Zeit und Umstände einer Wortbildung sowie Ursachen etwa abweichender Verwendung berücksichtigt wurden. Damit wurden historische, politische, soziale, geistesgeschichtliche u. a. mit der Wortbildung und -entwicklung im Zusammenhang stehende Vorgänge untersucht.
 
Bei Wörtern aus vorgeschichtlicher Zeit muss sich die Etymologie meist mit dem Nachweis begnügen, dass sie in gleicher oder ähnlicher Form in verwandten Sprachen vorkommen. Auch in der neueren etymologischen Forschung stehen semantische, semasiologische und kulturgeschichtliche Probleme und damit die Frage nach der bedeutungsmäßigen Motiviertheit von Bezeichnungen im Zentrum der Forschungen.
 
Unter innerer Etymologie versteht man das In-Beziehung-Setzen der einer Wortfamilie einer bestimmten Sprache zugehörigen Wörter (z. B. »siechen«, »Sucht«), in der äußeren Etymologie wird das Wortgut etymologisch verwandter Sprachen untersucht (z. B. »Zimmer« und griechisch demo »ich baue«). Als Volksetymologie wird die volkstümliche, unwissenschaftliche Deutung von Wörtern bezeichnet.
 
Literatur:
 
M. Wandruszka: E. u. Philosophie, in: Etymologica, Walther von Wartburg zum 70. Geburtstag, hg. v. H.-E. Keller (1958);
 J. Pokorny: Indogerman. etymolog. Wb., 2 Bde. (Bern 1959-69);
 W. Sanders: Grundzüge u. Wandlungen der E., in: Wirkendes Wort, Jg. 17 (1967); V. Pisani: Die E. Gesch., Fragen, Methode (a. d. Ital., 1975);
 
E., hg. v. Rüdiger Schmitt (1977);
 E. Seebold: E., eine Einf. am Beispiel der dt. Sprache (1981);
 J. Trier: Wege der E. (1981);
 
Duden »E.«. Herkunftswörterbuch der dt. Sprache, hg. v. G. Drosdowski (21989);
 
Etymolog. Wb. des Deutschen, hg. v. W. Pfeifer (Neuausg. 1995).
 

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Ety|mo|lo|gie, die; -, -n [lat. etymologia < griech. etymología, eigtl. = Untersuchung des wahren (ursprünglichen) Sinnes eines Wortes, zu: étymon (↑Etymon) u. lógos, ↑Logos] (Sprachw.): 1. <o. Pl.> Wissenschaft von der Herkunft u. Geschichte der Wörter u. ihrer Bedeutungen. 2. Herkunft u. Geschichte eines Wortes u. seiner Bedeutung: die E. eines Wortes verfolgen, angeben.

Universal-Lexikon. 2012.