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Kommunistische Internationale
Komintern

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I
Kommunistische Internationale
 
Anfang März 1919 trafen sich in Moskau Vertreter verschiedener kommunistischer und sozialistischer Parteien, um aus Enttäuschung über das Verhalten der sozialdemokratischen Zweiten Internationale im Weltkrieg und in der Hoffnung auf die nun bevorstehende Weltrevolution die Dritte, die Kommunistische Internationale (Komintern) zu gründen. Der zweite Weltkongress 1920 legte 21 Bedingungen für die Aufnahme von Parteien in die Komintern fest. Diese mussten sich nach dem Muster der Bolschewiki organisieren und als Sektionen der Zentrale unterordnen, dem Weltkongress und seinem Exekutivkomitee mit Sitz in Moskau, das von der Führung der russischen Kommunisten beherrscht wurde. Darin drückte sich das Prestige Sowjetrusslands mit der bisher einzigen erfolgreichen Revolution aus.
 
Da es in der kapitalistischen Welt immer weniger Anzeichen für revolutionäre Veränderungen gab, wurden die Sektionen stärker an die Interessen des Sowjetstaates gebunden, die man mit denen der Weltrevolution gleichsetzte. Die Komintern mit ihren angeschlossenen Sektionen wandelte sich so bis Ende der Zwanzigerjahre zu einem Ausführungsorgan der sowjetischen nationalstaatlichen Politik. Anfangs hatte es noch eine gewisse Arbeitsteilung zwischen sowjetischer Außenpolitik und weltrevolutionären Bestrebungen der Komintern gegeben. Manchmal waren diese von der Sowjetregierung unterstützt worden, wenn eine »revolutionäre Situation« in einem kapitalistischen Land die internationalen Bedingungen für den sozialistischen Aufbau im Rahmen der »Neuen Ökonomischen Politik« zu verbessern schien.
 
Als sich die Aussichten für eine Revolution in Westeuropa, zumal in Deutschland und Großbritannien, weiter verschlechterten, verlagerte sich das Schwergewicht der Komintern-Tätigkeit zunehmend in den Fernen Osten und in die koloniale Welt. Hier propagierte man nicht nur proletarische, sondern auch national-bürgerliche Revolutionen in einem antiimperialistischen Bündnis von Proletariat, Bauernschaft und Bourgeoisie. Gegen Ende der Zwanzigerjahre war diese Strategie jedoch gescheitert, vor allem nach den Ereignissen in China.
 
Zur gleichen Zeit endete das Konzept der »Einheitsfront« auch im Westen, hier verstanden als gemeinsames Handeln mit Sozialdemokraten. Da die sozialdemokratische Führung dies ablehnte, wurde sie seit 1924 als »sozialfaschistischer« Handlanger der Bourgeoisie angeprangert. Als Reaktion auf antikommunistische Maßnahmen von Sozialdemokraten, aber in völlig falscher Einschätzung der internationalen Lage und der faschistischen Bewegungen erklärte der sechste Komintern-Weltkongress 1928 den »Sozialfaschismus« zur Hauptgefahr. Dies trug letztlich zur Verhinderung eines geschlossenen Widerstandes von Kommunisten und Sozialdemokraten gegen den Nationalsozialismus ebenso bei wie die nun einsetzende Verfolgung aller gegen den sich entfaltenden Stalinismus gerichteten Strömungen in den kommunistischen Parteien. Nach dem deutschen Überfall wurde die Komintern zu einer Belastung für das sowjetische Bündnis mit den Westmächten (vor allem den USA und Großbritannien) und deshalb am 15. Mai 1943 aufgelöst.
II
Kommunịstische Internationale,
 
Kurzwort Komintẹrn, Abkürzung KI, Dritte Internationale, 1919-43 die Vereinigung aller kommunistischen Parteien, gegründet auf Anregung Lenins anlässlich eines Treffens von Vertretern kommunistischer Parteien in Moskau (2.-6. 3. 1919: 1. Weltkongress der KI). Sie verstand sich als Vollstreckerin der Ideen des Kommunistischen Manifests und der Ersten Internationale. Ziel der KI war die Weltrevolution zur weltweiten Errichtung der »Diktatur des Proletariats« im Rahmen eines Rätesystems. Die KI sollte sich zu einer straff gefügten »Weltpartei« entwickeln, deren Mitgliedsparteien sich dem Ganzen politisch als nationalen Sektionen unterzuordnen hatten. Sie gliederte sich verschiedene internationale Organisationen an, um ihren Einfluss zu erweitern, u. a. die Rote Gewerkschaftsinternationale, die Rote Jugendinternationale, die Bauerninternationale, eine besondere Frauensektion sowie die Internationale Rote Hilfe.
 
Der 2. Weltkongress (Juli-August 1920) verabschiedete das Statut der KI, wonach leitendes Organ das »Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale« (Abkürzung EKKI) mit einem Präsidium an der Spitze war, und verpflichtete jede Mitgliedspartei, den Aufbau ihrer Organisation am Prinzip des demokratischen Zentralismus auszurichten. Der von Anfang an starke, seit 1924 beherrschende Einfluss der KPdSU führte zum Verlust der Eigenständigkeit der Mitgliedsparteien und machte die KI schrittweise zum Instrument der sowjetischen Außenpolitik.
 
Auf dem 1. und 2. Weltkongress stand noch die Erwartung der unmittelbar bevorstehenden Weltrevolution im Vordergrund; der 2. Kongress forderte in diesem Sinne »Zweckbündnisse« mit »antiimperialistischen« Unabhängigkeitsgruppen kolonial abhängiger Gebiete v. a. in Asien. Seit dem 3. und 4. Weltkongress (Juni-Juli 1921; November-Dezember 1922) sollte der »Kampf um die Einheitsfront der Arbeiterklasse« neben seinen revolutionären Perspektiven auch der Stärkung des international noch wenig anerkannten Sowjetstaates dienen. Nach dem 5. Weltkongress (Juni-Juli 1924) widerspiegelte sich der Machtkampf zwischen Stalin und seinen Gegnern auch in der Kommunistischen Internationale. So musste G. Sinowjew 1926 N. I. Bucharin, dieser 1929 D. S. Manuilskij als Vorsitzender des EKKI weichen. Gleichzeitig setzte die »Bolschewisierung« der kommunistischen Parteien im Dienste der Machtpolitik Stalins ein. Auf dem 6. Weltkongress (Juli-September 1928) traten die Politik Stalins kritisierende Gruppen nicht mehr in Erscheinung. Die auf diesem Kongress ausgegebene Anweisung, die Sozialdemokraten als »Sozialfaschisten« zu bekämpfen, wurde offiziell auf dem 7. (und zugleich letzten) Weltkongress (Juli-August 1935) zugunsten einer Volksfronttaktik (Volksfront) fallen gelassen. 1935-43 war G. M. Dimitrow Generalsekretär der Kommunistischen Internationale. Zu ihren Repräsentanten gehörten u. a. A. Gramsci, B. Kun, O. W. Kuusinen, F. Platten, K. B. Radek, M. Thorez, P. Togliatti. Gegen die KI gerichtet war der 1936 begründete Antikominternpakt. Während des Zweiten Weltkriegs ließ Stalin im Interesse seines Bündnisses mit den Westmächten die KI am 15. 5. 1943 auflösen.
 
Weitere Werke:
 
Quelle: Protokolle der Kongresse der Kommunistischen Internationale. 1.-6. Weltkongreß, 17 Bände (Neuausgabe 1982-84).
 
Literatur:
 
H. Weber: Die K. I. (1966);
 
Aufstieg u. Zerfall der Komintern. Studien zur Gesch. ihrer Transformation (1919-1943), hg. v. T. Bergmann u. M. Keßler (1992);
 A. Watlin: Die Komintern 1919-1929 (1993).

Universal-Lexikon. 2012.