Kẹßler,
1) Harry Graf, Schriftsteller und Diplomat, * Paris 23. 5. 1868, ✝ Lyon 30. 11. 1937. Keßler studierte 1888-91 in Bonn und Leipzig Kunstgeschichte und Jura; 1895-1900 Mitherausgeber der Zeitschrift »Pan«, 1902-06 Leiter des Weimarer Museums, 1903 Mitbegründer des Deutschen Künstlerbundes. 1913 gründete Keßler in Weimar die Cranach-Presse. Zusammen mit H. von Hofmannsthal verfasste er das Libretto zur »Josephslegende« (1914) von R. Strauss. 1916-18 war Keßler Diplomat in der Schweiz, danach als Gesandter in Warschau; langjähriger Präsident der Deutschen Friedensgesellschaft. 1933 Emigration nach Frankreich, wo er bis zu seinem Tod lebte.
Weitere Werke: Notizen über Mexiko (1898); Der Völkerbund als Wirtschafts- und Arbeitsgemeinschaft. Rede (1920); Walther Rathenau (1928); Gesichter und Zeiten (1935).
Ausgabe: Hugo von Hofmannsthal, H. Graf Keßler: Briefwechsel 1898-1929, herausgegeben von H. Burger (1968).
2) Johannes, schweizerischer Reformator, * Sankt Gallen 1502/03 (?), ✝ ebenda 7. 3. 1574; war in Basel Schüler von Erasmus, in Wittenberg von Luther und Melanchthon; seit 1537 Lehrer an der Lateinschule in Sankt Gallen. Zunächst Mitarbeiter von J. Vadianus bei der Durchführung der Reformation, übernahm er nach dessen Tod (1551) die Leitung der Sankt Gallener evangelischen Kirche. Reformationsgeschichtlich bedeutsam sind seine »Sabbata« (»Ruhetage«), eine Chronik der Jahre 1519-39.
Ausgabe: Aus J. Keßlers Sabbata, herausgegeben von W. Ehrenzeller, 2 Bände (1945).
Universal-Lexikon. 2012.