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Kommunịstische Partei Deutschlands,
Abkürzung KPD, politische Partei, hervorgegangen am 1. 1. 1919 aus dem Zusammenschluss des Spartakusbundes, geführt von Rosa Luxemburg, K. Liebknecht und L. Jogiches, und den »Bremer Linksradikalen« um Johann Knief (* 1880, ✝ 1919) und Paul Fröhlich (* 1884, ✝ 1953); gab sich auf dem Gründungsparteitag (30. 12. 1918-1. 1. 1919) ein von Rosa Luxemburg entworfenes Programm, das sich die Bildung einer »einheitlichen deutschen sozialistischen Republik« mit einer sozialistischen Gesellschaftsordnung und einer Räteverfassung zum Ziel setzte. Die Ermordung Rosa Luxemburgs und K. Liebknechts (15. 1. 1919 beraubte die Partei ihrer bedeutenden Theoretiker. Ende 1920 wurde die KPD zu einem Machtfaktor in der Weimarer Republik, als sie sich nach der Spaltung der USPD mit deren linkem Flügel zusammenschloss und sich damit zu einer Massenpartei entwickelte (1921/22 unter dem Namen »Vereinigte Kommunistische Partei Deutschlands«, Abkürzung VKPD).
Das Scheitern zahlreicher Aufstandsversuche, die sich 1919 auf Berlin und München, 1920 auf das Ruhrgebiet, 1921 auf Thüringen und das Vogtland, 1923 schließlich auf Sachsen, Hamburg und Thüringen konzentriert hatten, führte zu Konflikten sowohl in der Führung der KPD als auch in den Beziehungen der Partei zur Kommunistischen Internationale (Komintern), der die KPD seit dem Gründungskongress im März 1919 angehörte. Auf dem IX. Parteitag (1924) musste die Gruppe um A. Thalheimer und Heinrich Brandler (* 1881, ✝ 1967), die als Repräsentantin der »Parteirechten« galt und einer Einheitsfront mit der SPD zuneigte, die Führung der KPD an die »linke Opposition« unter Ruth Fischer, Arkadij Maslow (* 1891, ✝ 1941), E. Thälmann und Werner Scholem (* 1895, ✝ 1940) abgeben; Thälmann wurde 1925 Vorsitzender der Partei. Im Zuge einer sich ständig verstärkenden Ausrichtung auf die politische Linie der Komintern vollzog diese Parteiführung die »Bolschewisierung« der KPD, d. h. die strukturelle Angleichung an die KPdSU (B), v. a. die Unterwerfung der Parteimitgliedschaft unter die unbedingte Herrschaft des Parteiapparates. Da sich - vor dem Hintergrund der innenparteilichen Machtkämpfe in der KPdSU (B) - die Komintern ihrerseits dem wachsenden Machtanspruch Stalins beugte, vollzog sich (nach der Ächtung L. D. Trotzkijs in der UdSSR) seit 1925 die Ausrichtung der KPD auf die Politik Stalins. Im Zeichen des »Kampfes gegen den Trotzkismus« ließ die Partei eigene, v. a. von Rosa Luxemburg geprägte ideologische Traditionen fallen. Schon seit 1919 bestand ein illegales Kontrollorgan zur Überwachung des legalen Parteiapparates (u. a. »Militärpolitisches Apparat« genannt; ihm gehörten u. a. E. Mielke, E. Wollenberg, W. Zaisser an; 1937 aufgelöst), dessen Tradition später das MfS der DDR übernahm.
Im Rahmen einer »ultralinken Taktik«, die für die Jahre der Wirtschafts- und Staatskrise (1929-34) maßgebend blieb, wurden die Sozialdemokraten 1928 als »Sozialfaschisten« zum Hauptfeind erklärt. Damit wurde bewusst eine gemeinsame Handlungsbasis der KPD mit der SPD und anderen demokratischen Parteien zur Abwehr des Nationalsozialismus verhindert. Die Wirtschaftskrise seit 1929 stärkte die KPD: Ihre Mitgliederzahl stieg von (1924) 150 000 auf (1932) 360 000. Bei den Reichstagswahlen vom 6. 11. 1932 gewann sie 16,9 % der abgegebenen gültigen Stimmen.
Nach dem Reichstagsbrand (27. 2. 1933 löste die nationalsozialistische Reichsregierung die KPD auf und verhaftete ihre Funktionäre. Die Partei formierte sich illegal; durch Verhaftungen (u. a. auch Thälmanns, 1933) stark dezimiert und isoliert, kämpften viele Kommunisten im Untergrund gegen das nationalsozialistische Regime. Auf der »Brüsseler Konferenz« (bei Moskau, 3.-15. 10. 1935; XIII. Parteitag) wurde W. Pieck mit der Wahrnehmung der Funktion des Vorsitzenden der KPD beauftragt; die dort zur Generallinie erklärte Zusammenarbeit aller »Antifaschisten« erfuhr auf der »Berner Konferenz« (bei Paris, 30. 1.-1. 2. 1939; XIV. Parteitag) eine gewisse taktische Weiterentwicklung. Im Moskauer Exil gewann W. Ulbricht immer stärkeren Einfluss im Politbüro. Die überwiegende Mehrheit der KPD-Emigranten in Moskau (Hotel »Lux«) war 1935-39, zum Teil mit Beteiligung der Exilführung, von den blutigen Säuberungen Stalins betroffen (Große Tschistka: u. a. 83 Hinrichtungen, 143 starben in Arbeitslagern, 104 bekannte Auslieferungen an das nationalsozialistische Deutschland). Seit Sommer 1944 bereitete sich die Moskauer Führung der KPD (15 Mitglieder) auf die Übernahme der Macht in Nachkriegsdeutschland vor.
Nach dem staatlichen Zusammenbruch Deutschlands (April/Mai 1945) wurde die KPD in allen vier Besatzungszonen zugelassen; ihre »Initiativgruppen« (u. a. Gruppe Ulbricht) stellten die politischen Weichen für die spätere Entwicklung in der SBZ. Gestützt auf die sowjetische Besatzungsmacht, betrieb die KPD in der SBZ unter Zwang und starker Nötigung, zum Teil (unter irrigen Hoffnungen) von der Basis getragen, im Frühjahr 1946 die Vereinigung mit der dortigen SPD zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). - Im Januar 1990 kam es in der DDR zur Wiedergründung der KPD als Splitterpartei.
In den westlichen Besatzungszonen Deutschlands zunächst in mehreren Landesregierungen vertreten, verlor die KPD (Erster Sekretär seit 1949: M. Reimann) nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland (1949) an Bedeutung. Am 17. 8. 1956 wurde sie vom Bundesverfassungsgericht für verfassungswidrig erklärt und aufgelöst; 1968 konstituierte sich eine Deutsche Kommunistische Partei (DKP) neu.
H. Weber: Die Wandlungen des dt. Kommunismus. Die Stalinisierung der KPD in der Weimarer Republik, 2 Bde. (1969);
H. Duhnke: Die KPD von 1933 bis 1945 (1972);
Der dt. Kommunismus: Dokumente 1915-1945, hg. v. H. Weber (31973);
H. Weber: »Weiße Flecken« in der Gesch. Die KPD-Opfer der Stalinschen Säuberungen u. ihre Rehabilitierung (21990);
In den Fängen des NKWD. Dt. Opfer des stalinist. Terrors in der UdSSR, hg. v. Institut für Gesch. der Arbeiterbewegung (1991);
Kommunisten verfolgen Kommunisten. Stalinist. Terror u. Säuberungen..., hg. v. H. Weber u. D. Staritz (1993);
Die Gründung der KPD, hg. v. H. Weber (1993);
»Nach Hitler kommen wir«. Dokumente zur Programmatik der Moskauer KPD-Führung 1944/45 für Nachkriegs-Dtl., hg. v. P. Erler u. a. (1994).
Universal-Lexikon. 2012.