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Queen
Königin; Monarchin

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Queen 〈[ kwi:n] f. 10
1. die englische Königin
2. 〈fig.; umg.〉
2.1 (im Mittelpunkt stehende) attraktive Frau od. attraktives junges Mädchen
2.2 attraktiver, bes. femininer Homosexueller
[engl., „Königin“]

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Queen [kwi:n], die; -, -s [engl. queen = Königin]:
1. <o. Pl.> britische Königin:
die Q. kommt zu einem Staatsbesuch nach Berlin.
2. (ugs.) weibliche Person, die in einer Gruppe, in ihrer Umgebung aufgrund bestimmter Vorzüge im Mittelpunkt steht:
sie war die Q. [des Abends].
3. (Jargon) sich feminin gebender Homosexueller.

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I
Queen
 
[kwiːn], britische Rockgruppe, gegründet 1970 u. a. von dem Sänger und Bandleader Freddie Mercury (* 1946, ✝ 1991); ihr vielfältiges Repertoire reichte von Hardrock bis zu Pop und sanften Balladen, mit aufwendigen Bühnenshows (»Bohemian rhapsody«, 1975). 1995 erschien mit »Made In Heaven« das letzte Album.
II
Queen
 
Die Champions des Stadionrock
 
Soweit es den kommerziellen Erfolg betrifft, können sich unter den Bands nur die Beatles und die Rolling Stones mit Queen messen. In Bezug auf ihre musikalische Substanz spaltet diese Band die Rockwelt in bedingungslose Anhänger und entschiedene Feinde. Obwohl sie die Fachpresse geschlossen gegen sich hatte, setzte sie mit pompösen bis monströsen Selbstinszenierungen optisch und musikalisch neue Maßstäbe und wurde zum Inbegriff des Stadionrock (englisch »Stadium Rock«), der ganze Fußballstadien mit riesigen Videoleinwänden als Bühne benötigt. Wie keine andere Band verstand es Queen, eigentlich unvereinbare Elemente wie Rock 'n' Roll und Oper oder Shakespeare und Slapstick zu einem einzigartigen Gesamtkunstwerk zusammenzuführen. In Freddie Mercury hatte die Gruppe einen genialen Selbstdarsteller für die Hauptrolle.
 
 Der lange, harte Weg zum Erfolg
 
Queen entstand aus der Londoner Band »Smile«, zu der bereits der Schlagzeuger Roger Taylor (* 26. 7. 1949 in Norfolk) und der Gitarrist Brian May (* 19. 7. 1947 in Hampton) gehörten. Nachdem ihre einzige Single »Earth« 1969 nur in Amerika veröffentlicht wurde, wo sie sang- und klanglos unterging, stieg der Bassist und Sänger Tim Staffell aus und wurde ersetzt durch den als Farroukh Bulsara am 5. 12. 1946 auf Sansibar geborenen Perser Freddie Mercury als Sänger und John Deacon (* 19. 8. 1952 in Leicester) am Bass. Wie der Rest der Band war Mercury ein großer Verehrer von Jimi Hendrix, vertrat aber schon früh die These, dass für den Erfolg die Optik so entscheidend sei wie die Musik, um sich von der starken britischen Konkurrenz abzuheben. 1970 setzte er gegen anfänglichen Widerstand der anderen den verfänglichen Namen »Queen« durch. Obwohl sich die Band mit extravaganter Kostümierung und ausgeklügelter Lightshow schnell den Ruf eines erstklassigen Liveacts erspielte, wurde die Industrie spät auf sie aufmerksam, und ihr schlicht »Queen« benanntes Debütalbum erschien erst Mitte 1973 bei EMI. Es wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass keine Synthesizer benutzt wurden. All die futuristischen Klänge stammten von der mittlerweile berühmten »Red Special«, einer Gitarre, die Brian May zusammen mit seinem Vater in Heimarbeit entwickelt und gebaut hatte und die ihn durch seine gesamte Karriere begleitete. Die von der Presse als weitere Glamrock-Eintagsfliege abgetane LP verkaufte sich nur mittelmäßig, und in den Charts tauchte Queen erst 1974 mit der aus »Queen II« ausgekoppelten Single »Seven seas of rhye« auf. Den großen Durchbruch brachte in diesem Jahr das Album »Sheer heart attack« und die daraus stammende Single »Killer queen«, die Platz 2 erreichte. Hier standen der bombastische Sound und die hymnischen Mitsingchoräle, die zum Markenzeichen von Queen werden sollten, schon in voller Blüte.
 
 Triumphzüge
 
Es folgten ausverkaufte Tourneen durch Europa, Japan und Amerika, bei denen Mercury auch die letzten Hemmungen bezüglich aberwitziger Ausstaffierung fahren ließ, und als 1975 »A night at the opera« erschien, waren die Queen-Musiker weltweit Superstars. »Bohemian rhapsody« wurde ihr erster Charttopper und hielt sich in Großbritannien neun Wochen auf Platz 1, obwohl die Band mit dieser siebenminütigen Minioper als Single auf größte Bedenken seitens der Plattenfirma stieß, die davon ausging, dass ein solch gewaltiges Werk nicht in die Playlists der Radiostationen aufgenommen werden würde. Da das Opus auf der Bühne nicht aufführbar war, drehte die Gruppe dazu ein für damalige Verhältnisse revolutionäres und bis heute richtungsweisendes Video, bei dem sie alle Register der Filmkunst zog. Das folgende Album, wieder nach einem Film der Marx Brothers »A day at the races« (1976) benannt, setzte das Erfolgsrezept fort, bombastisch überfrachtete Arrangements mit modernster Studiotechnik zu verwirklichen, und erreichte wie der Vorgänger Platz 1 der LP-Charts. Als 1977 der Punk den etablierten Rockgiganten den Kampf angesagt hatte, erkannten auch die Queen-Mitglieder, dass diese Formel nicht ins Endlose steigerbar war. Als sie sich auf einer Tour durch die USA mit ihrer Vorgruppe »Thin Lizzy« heiße Schlachten um die Publikumsgunst liefern mussten, fanden sie wieder Spaß an unkomplizierteren Klängen und Kompositionen, die ohne Qualitätsverlust live gespielt werden konnten. »Wir sind der Cecil B. de Mille des Rock. Wir wollen immer alles noch größer und besser machen«, verkündete Freddie Mercury in Anspielung an den amerikanischen Filmproduzenten und -regisseur Cecil B. de Mille, der für monumentale Ausstattungsfilme bekannt gewesen war. Dass er nicht übertrieb, bewies er mit beiden Seiten der von »News of the world« (1977) stammenden nächsten Single. Sowohl »We will rock you« als auch »We are the champions« wurden zu Klassikern und sind inzwischen bei gegebenem Anlass aus keinem Fußballstadion der Welt mehr wegzudenkende Hymnen. Die Single und das Album, das handwerklich soliden Hardrock bot, sprengten alle Rekorde, und die mittlerweile zu Managern ihres eigenen Imperiums avancierten Queen-Mitglieder waren mit 690 000 Pfund pro Nase die höchstdotierten leitenden Angestellten der britischen Industrie im Geschäftsjahr 1978/79.
 
 Stagnation auf höchstem Niveau
 
In die Nesseln setzte sich die Band mit dem unverschämterweise »Jazz« getauften Album von 1978, das sich zwar gut verkaufte, mit der Muezzinimitation von »Mustapha« aber islamische Fundamentalisten auf den Plan rief und mit dem Video zu »Fat bottomed girls«, das 50 splitternackte Damen mit mehr oder weniger ausgeprägter Gesäßmuskulatur beim Radrennen zeigte, Frauenrechtsorganisationen speziell in den USA zu wütenden Attacken animierte. Die Aufnahmen der Europatournee von 1979 wurden als »Live killers« zu einem der bestverkauften Doppelalben aller Zeiten, und selbst der unausgegorene Soundtrack, den Queen zu Dino de Laurentiis' Remake von »Flash Gordon« einspielte, war ein kommerzieller Erfolg. Queen stagnierte inzwischen auf höchstem Niveau, und als 1980 in München »The game« produziert wurde, traten interne Konflikte in der einst eingeschworenen Gemeinschaft offen zutage. »Was uns damals zusammengehalten hat«, sagt Brian May, »war die Gewissheit, dass die Band weit größer war als die Summe ihrer Einzelteile.« Überraschend schaffte Queen in dieser kritischen Phase mit der völlig untypischen Single »Crazy little thing called love«, die jedem Elvis-Imitator zur Ehre gereicht hätte, ihre erste Nummer 1 in den USA. Die Hitlieferanten Mercury und May teilten sich diese Aufgabe mittlerweile mit ihren Kollegen, und der von John Deacon verfasste, auch heute noch gern von Hip-Hoppern gesampelte Funkklassiker »Another one bites the dust« wurde auf beiden Seiten des Atlantiks Nummer 1. »The game«, von dem beide Hits stammen, verkaufte sich ebenfalls prächtig, und Ende 1980 hatte Queen weltweit mehr als 25 Millionen LPs verkauft. Nicht zuletzt wegen der immer deutlicher zur Schau gestellten Bisexualität Mercurys konnte die Band im prüden Nordamerika diesen gewaltigen Erfolg nie wiederholen und gab ihr letztes Konzert dort 1982.
 
Als 1981, abgesehen von der sehr erfolgreichen, in Zusammenarbeit mit David Bowie entstandenen Single »Under pressure«, im Studio Flaute herrschte, hielt sich EMI mit dem Sampler »Greatest hits« schadlos. Die Band hatte sich inzwischen in Lateinamerika einen neuen Markt erschlossen, wo sie nun noch größere Stadien füllte als zuvor in den Vereinigten Staaten. Der kreative Tiefpunkt kam 1982 mit dem Album »Hot space«, das außer gepflegten Nichtigkeiten im Discosound wenig Zählbares bot. Eine schöpferische Pause wurde für diverse Soloprojekte wie das Freddie-Mercury-Album »Mr. bad guy« genutzt. 1984 erschien »The works«, das nahtlos an »The game« anschloss und mit »Radio gaga« von Roger Taylor und »I want to break free« von John Deacon wieder massive Hits brachte. Queen bewies damit als einzige Band der Welt, dass jeder ihrer Musiker in der Lage war, einen Nummer-1-Hit zu schreiben. Für erneute Empörung sorgte die unter Ignorierung der öffentlichen Meinung getroffene Entscheidung, zwölf Auftritte im für Weiße reservierten Vergnügungspark von Sun City zu absolvieren. Dieser Ausflug in den südafrikanischen Apartheidsstaat brachte ihnen nicht nur den Unmut vieler Fans ein, sondern auch eine empfindliche Geldstrafe durch die britische Künstlergewerkschaft und die Aufnahme in die schwarze Liste der Vereinten Nationen.
 
 »The show must go on« - Abschied von Freddie Mercury
 
1985 bot die Band den perfektesten aller Auftritte bei Bob Geldofs Live-Aid-Benefizkonzert, das durch globale TV-Ausstrahlung zum größten Rockspektakel aller Zeiten wurde. Hier hatte Mercury endlich die Bühne, die ihm vorschwebte: die ganze Welt. 1986 erschien mit »A kind of magic« ein weiteres gelungenes Album, das zu großen Teilen als Soundtrack für den Film »Highlander« verwendet wurde und den Hit »Who wants to live forever« enthielt. 1987 und 1988 standen im Zeichen diverser Soloprojekte. Am bekanntesten wurde Mercurys Song »Barcelona«, der im Duett mit der Operndiva Montserrat Caballé entstand (als er bei der Eröffnung der Olympischen Spiele in Barcelona 1992 gesungen wurde, lebte der Queen-Sänger nicht mehr). Neues von Queen ließ bis 1989 auf sich warten, und mit »The miracle« lieferten sie bestenfalls gehobenen Durchschnitt ab. Das Album kam mühelos auf Platz 1, aber unter den fünf ausgekoppelten Singles fehlte der sonst übliche »Übersong«, der »Klassiker«. 1990 schränkte die Band ihre Aktivitäten merklich ein.
 
Die Mitglieder wussten seit 1987, dass der immer schmaler werdende Mercury sich mit Aids infiziert hatte, bewahrten jedoch absolutes Stillschweigen. 1991 erschien »Innuendo«, ein Album, dessen Titelstück ein großer Hit wurde, an das man sich jedoch vornehmlich wegen »The show must go on« erinnert. Viele Fans erkannten darin die melancholische Abschiedsbotschaft von Freddie Mercury, dessen fortgeschrittener körperlicher Verfall immer offensichtlicher wurde. Am 23. November 1991 informierte er die Öffentlichkeit über seine schwere Krankheit, am nächsten Morgen war er tot. Da ein Ersatz für ihn undenkbar war, war dies auch das eigentliche Ende von Queen.
 
Posthum wurden Singles wie »Barcelona« und »Bohemian rhapsody« mit der aufgedruckten Botschaft »Aids betrifft uns alle« noch einmal aufgelegt und stürmten wieder die Charts. 1992 fand im Wembley-Stadion das »Freddie Mercury Tribute Concert« statt, bei dem die Restgruppe mit Gästen wie David Bowie, Elton John und Liza Minnelli noch einmal die alten Hits anstimmte. Das letzte Album mit neuem Material erschien zum allgemeinen Erstaunen 1995 unter dem Titel »Made in heaven«. Mercury hatte, teilweise schon im Rollstuhl, bis zu seinem Tod Songs geschrieben und Gesangsspuren aufgenommen. Die verbliebenen Musiker erarbeiteten im Studio daraus komplette Stücke, die so bezeichnende Titel trugen wie »Heaven for everyone«, »Let me live« oder »Too much love will kill me«. Wieder gingen sieben Millionen Exemplare über den Ladentisch, ein knappes Viertel davon allein in Deutschland. Deacon, Taylor und May sind mit ihren Soloprojekten nicht mehr annähernd so erfolgreich wie zuvor mit Mercury und leben als Multimillionäre in einer Art Vorruhestand. Zurückgelassen mit der Botschaft »The show must go on«, sagte Brian May 1998: »Manchmal glaube ich, dass Freddie den besten Zeitpunkt zum Sterben erwischt hat.«

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Queen [kwi:n], die; -, -s [engl. queen = Königin]: 1. <o. Pl.> (jeweils gerade regierende) britische Königin: Der Premierminister ließ durch die Q. mitteilen, dass er ... die parlamentarische Monarchie Großbritanniens radikal reformieren will (HB 25. 11. 98, 12). 2. (ugs.) weibliche Person, die in einer Gruppe, in ihrer Umgebung aufgrund bestimmter Vorzüge im Mittelpunkt steht: auf der Party wurde sie zur absoluten Q. des Abends; sie ging dann doch wieder auf die Kurfürstenstraße. Sie war da ja die Q. mit ihrem Engelsgesicht (Christiane, Zoo 227). 3. (Jargon) femininer Homosexueller: Es waren altmodische Schwulenrestaurants, die einzigen Lokale im ganzen Village, wo die -s noch rumhängen konnten (Praunheim, Armee 87).

Universal-Lexikon. 2012.