Dysenterie (fachsprachlich)
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Ruhr [ru:ɐ̯], die; -:Infektionskrankheit mit Entzündung des Darms:
in den Tropen treten häufig Fälle von Ruhr auf.
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Ruhr 〈f.; -; unz.〉 infektiöse Darmerkrankung, die durch mehrere Typen von Bakterien od. einzellige Lebewesen übertragen wird, in den Tropen herrscht die Amöbenruhr vor; Sy Dysenterie [<ahd. (h)ruore, urspr. „heftige, eilige Bewegung, Unruhe“ (noch in Aufruhr), dann „Bauchfluss, Ruhr als Krankheit“; → rühren]
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1Ruhr, die; -, -en <Pl. selten> [mhd. ruor(e), ahd. (h)ruora, urspr. = (heftige) Bewegung; Unruhe (im Unterleib), zu ↑ rühren]:
fiebrige Infektionskrankheit mit Entzündung des [Dick]darms u. dadurch bedingtem starkem, schleimig-blutigem Durchfall:
die R. haben.
2Ruhr, die; -:
rechter Nebenfluss des Rheins.
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I Ruhr
1) Humanmedizin: mit heftigen Durchfällen verbundene infektiöse Darmerkrankung (v. a. Dickdarmentzündung). Die Bakterienruhr ist eine meldepflichtige, teils epidemisch auftretende, durch Enterobakterien der Gattung Shigella hervorgerufene Infektionskrankheit. In Mitteleuropa ist am häufigsten die Gruppe Shigella sonnei vertreten, daneben (weltweit verbreitet) Shigella flexneri, die beide überwiegend zu leichten Erkrankungen führen, in den Tropen und Subtropen die Gruppe Shigella dysenteriae, die die schwersten Verlaufsformen verursacht (in bis zu 10 % der Fälle tödlich).
Die Übertragung vollzieht sich durch Kontakt- und Schmierinfektion, infizierte Nahrungsmittel (einschließlich Trinkwasser), wobei neben mangelnder Hygiene die Verbreitung der mit dem Kot von Erkrankten ausgeschiedenen Erreger durch Fliegen eine wesentliche Rolle spielt.
Symptome:
Nach einer Inkubationszeit von zwei bis sieben Tagen kommt es bei leichten Verlaufsformen (Sommerruhr) nach raschem Fieberanstieg, Übelkeit, Erbrechen zu krampfartigen Bauchschmerzen mit anhaltendem Stuhldrang und wässrigen Durchfällen, die aufgrund der geschwürigen Dickdarmentzündung blutig-schleimige Beimengungen enthalten und mit erheblichen Schmerzen im Afterbereich (Tenesmen) verbunden sind; auch eine Ausweitung auf den Dünndarm ist möglich (Enteritis infectiosa). Bei schweren Verlaufsformen (toxische Bakterienruhr) sind die Symptome aufgrund der von Shigella dysenteriae neben den Endotoxinen gebildeten zell- und nervenschädigenden Ektotoxine besonders heftig und können durch Wasser und Mineralverlust zu Exsikkose, Schock und zentralnervösen Störungen führen. Als Begleiterkrankung treten zum Teil (v. a. bei Patienten mit HLA-B27-Antigen) Arthritis, Reiter-Krankheit u. a. allergische Reaktionen auf.
Die Behandlung erfordert neben Bettruhe und Wärmeanwendung v. a. eine Flüssigkeits- und Elektrolytzufuhr, diätetische Maßnahmen, in schweren Fällen die Anwendung von Antibiotika (Cotrimoxazol, Ampicillin). Zur Verhinderung einer weiteren Ausbreitung ist strenge Hygiene und Desinfektion der Ausscheidungen erforderlich.
In tropischen und subtropischen Regionen treten auch durch Einzeller hervorgerufene Formen der Ruhr auf; zu ihnen gehören die Amöbenruhr (Amöbiasis) und die Balantidienruhr (Balantidiose).
2) Tiermedizin: verschiedene mit (zum Teil blutigem) Durchfall verbundene Darmerkrankungen; z. B. rote Kükenruhr, weiße Kükenruhr (Geflügelkrankheiten). In erster Linie auf Haltungs- und Fütterungsfehler (z. B. mangelnde Wärme, minderwertige, vitaminarme Muttermilch) geht die Ferkelruhr, eine Koliinfektion, zurück. Die Erkrankung tritt in den ersten fünf bis zehn Lebenstagen auf und kann infolge des hohen Wasserverlustes sehr schnell zum Tod führen. - Die (nichtinfektiöse) Bienenruhr tritt v. a. während des Winters auf, verursacht u. a. durch ungeeignetes Winterfutter, Wassermangel, ungünstige Unterbringung.
II
Ruhr
die, rechter Nebenfluss des Rheins in Nordrhein-Westfalen, 214 km lang, mit einem Einzugsgebiet von 4 489 km2, entspringt 674 m über dem Meeresspiegel im Sauerland nordöstlich von Winterberg am Ruhrkopf, mündet in Duisburg (Ruhrort). Mit fünf Ruhrstauseen (z. B. Hengstey-, Harkort-, Baldeneysee) und vielen Talsperren in ihrem Einzugsbereich ist die Ruhr das wichtigste Wasserreservoir für das Ruhrgebiet. Durch Ausbau ist der Unterlauf ab Mülheim an der Ruhr für Schiffe bis 3 000 t befahrbar; zwischen Mülheim und Kettwig Personenschifffahrt. Wichtigste Nebenflüsse: von rechts Möhne, von links Hönne und Lenne.
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1Ruhr, die; -, -en <Pl. selten> [mhd. ruor(e), ahd. (h)ruora, urspr. = (heftige) Bewegung; Unruhe (im Unterleib), zu ↑rühren]: fiebrige Infektionskrankheit mit Entzündung des [Dick]darms u. dadurch bedingtem starkem, schleimig-blutigem Durchfall: die R. haben; die weiße/rote (volkst.; mit schleimigen/mit blutigen Ausscheidungen verbundene) R.; solche, die an der weißen und der roten R. ... gestorben waren (Plievier, Stalingrad 349).
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2Ruhr, die; -: rechter Nebenfluss des Rheins.
Universal-Lexikon. 2012.