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Tiermedizin
Tier|me|di|zin 〈f. 20; unz.〉 Lehre von den Tierkrankheiten u. ihre Behandlung; Sy Tierheilkunde, Veterinärmedizin; Ggs Humanmedizin

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Tier|me|di|zin, die <o. Pl.>:
Wissenschaft vom gesunden u. kranken Organismus der Tiere, von Krankheiten der Tiere, ihrer Verhütung u. Heilung; Tierheilkunde, Veterinärmedizin.

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Tiermedizin,
 
Veterinärmedizin, Tierheilkunde, Wissenschaft vom gesunden und kranken Funktionszustand des tierischen Organismus sowie von den Ursachen, den Erscheinungsformen, der Vorbeugung und Heilung von Krankheiten der Haus- und Nutztiere, der Versuchs-, Laboratoriums- und Zootiere, der mannigfaltigen Gruppe der als »Heimtiere« gehaltenen Kleintiere (z. B. Meerschweinchen, Hamster, Reptilien, Zierfische und Stubenvögel) sowie der in freier Wildbahn lebenden Tiere. Fast alle Gebiete der Medizin, soweit sie nicht speziell den Menschen betreffen, sind auch maßgebend für die Tiermedizin. Erschwerend für die Diagnostik ist, dass das Tier keine Aussage machen kann. Spezielle Untersuchungsmethoden wie Labor-, Röntgen- oder Ultraschalldiagnostik können dies ausgleichen, soweit der Tierhalter bereit ist, die Kosten für diese Untersuchungen zu tragen. Eine wichtige Aufgabe der Tiermedizin ist die Bekämpfung und die Verhinderung der Ausbreitung von Tierseuchen.
 
Zwischen den Erkrankungen des Menschen und denen der Tiere besteht kein grundsätzlicher Unterschied. Abweichungen sind durch die Verschiedenheit der Anatomie und Physiologie bedingt. Einige Infektions- und Invasionskrankheiten von lebenden oder toten Tieren sowie von tierischen Produkten können meist auf den Menschen übertragen werden. Ziel der Tiermedizin ist daher v. a. die Erhaltung wirtschaftlicher Werte und der Schutz des Menschen vor Zoonosen. Bei der Erfüllung der sich daraus ergebenden Aufgaben, v. a. im Hinblick auf die Gesundheit der Bevölkerung, besitzt das öffentliche Veterinärwesen eine große Verantwortung.
 
Geschichte:
 
Die Anfänge der Tiermedizin reichen bis ins Altertum zurück. Aus Ägypten ist ein Veterinärpapyrus von Kahun überliefert. Eine Sammlung griechischer Veterinärliteratur enthält das von E. Oder und C. Hoppe herausgegebene »Corpus Hippiatricorum Graecorum« (2 Bände, 1924-27). Die »Mulomedicina Chironis« (1885 in der Münchner Staatsbibliothek gefunden) ist die vulgärlateinische Übersetzung eines griechischen Textes. Publius Vegetius Renatus schrieb um 380 »Artis veterinariae libri quatuor«. Das erste mittelalterliche Werk über Aufzucht, Haltung und Krankheiten des Pferdes (»De medicina equorum«) schrieb um 1250 Jordanus Ruffus, ein Oberstallmeister am Hof Kaiser Friedrichs II. - Die wissenschaftliche Tiermedizin beginnt 1598 mit der Herausgabe von »Dell'anatomia, e dell'infermità del cavallo« durch Carlo Ruini (* um 1530, ✝ 1598), einen Senator in Bologna. Mit der Gründung von Lehranstalten für Tiermedizin nahm die systematische Entwicklung der tierärztlichen Wissenschaft ihren eigentlichen Anfang. Die tierärztlichen Hochschulen in Europa (1762 Lyon, 1776 Wien, 1778 Hannover, 1780 Dresden, 1790 Berlin und München, 1821 Stuttgart, 1829 Gießen) sind aus den Tierarzneischulen hervorgegangen, die nach 1750 errichtet worden waren, um die Bekämpfung der Tierseuchen, insbesondere der Rinderpest, anzubahnen. Einen entscheidenden Aufschwung nahm die deutsche Tiermedizin nach Erlass des »Reichsgesetzes vom 23. Juni 1880 zur Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen. ..«. Die Grundlagen der modernen Tiermedizin lieferten der Ausbau der Narkose und der Analgesie, die Einführung der Antisepsis und Asepsis sowie die Entdeckung der Röntgenstrahlen und der Chemotherapeutika. Im 20. Jahrhundert machte die Tiermedizin weitere Fortschritte durch serologische Untersuchungsmethoden und die Weiterentwicklung der Diagnostik. So finden Methoden wie Endoskopie, Computertomographie oder Ultraschalldiagnostik und auch der operative Einsatz künstlicher Hüftgelenke zunehmend Eingang in die Tiermedizin.
 
Literatur:
 
H. Lukas u. H. Schmeiser: Treffpunkt Tierarzt (Graz 1989);
 
Lb. der allg. Pathologie für Tierärzte u. Studierende der T., begr. v. T. Kitt, hg. v. Leo C. Schulz (101990);
 
Wb. der Veterinärmedizin, hg. v. E. Wiesner u. R. Ribbeck, 2 Bde. (31991);
 K. Bickhardt: Kompendium der allg. inneren Medizin u. Pathophysiologie für Tierärzte (1992);
 U. Spielberger u. R. Schaette: Biolog. Stallapotheke (41996);
 U. R. Knickel u. a.: Praxis-Leitf. T. (31998).
 

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Tier|me|di|zin, die <o. Pl.>: Wissenschaft vom gesunden u. kranken Organismus der Tiere, von Krankheiten der Tiere, ihrer Verhütung u. Heilung; Tierheilkunde, Veterinärmedizin.

Universal-Lexikon. 2012.