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Rad
Fahrrad; Drahtesel (umgangssprachlich); Hirsch (umgangssprachlich); Bike (umgangssprachlich); Radl (bayr.); Velo (schweiz.); Zweirad; Bereifung; Luftreifen; Pneu; Reifen; Komplettreifen; Komplettbereifung; Walze (umgangssprachlich)

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Rad [ra:t], das; -[e]s, Räder ['rɛ:dɐ]:
a) kreisrunder, scheibenförmiger, sich um eine Achse drehender Gegenstand [der sich rollend fortbewegt, mit dem etwas rollend bewegt werden kann]:
die Räder der Maschine drehen sich; die Räder des Autos auswechseln.
Syn.: Kreis, Scheibe.
Zus.: Ersatzrad, Hinterrad, Reserverad.
b) Fahrrad:
ein stabiles, klappriges Rad; sein Rad hat zwölf Gänge; das Rad schieben, an die Mauer lehnen, abschließen; aufs Rad, vom Rad steigen; sich aufs Rad schwingen; Rad fahren (mit dem Fahrrad fahren); mit dem Rad wegfahren, stürzen.
Zus.: Damenrad, Herrenrad, Kinderrad.

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rad
1. 〈Math.; Zeichen für〉 Radiant
2. 〈Zeichen für〉 Rad

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rad: Einheitenzeichen für Rad.

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1Rạd , das; -[s], - [engl. rad, Kurzwort aus: radiation absorbed dosis] (früher):
Gray (Zeichen: rad; rd).
2Rad , das; -es, Räder [mhd. rat, ahd. rad, urspr. = das Rollende; vgl. lat. rota = Rad]:
1. kreisrundes, scheibenförmiges, um eine Achse im Mittelpunkt drehbares Teil eines Fahrzeugs, auf dem sich dieses rollend fortbewegen kann:
ein R. des Wagens ist gebrochen;
bei Glatteis greifen die Räder nicht;
ein R. am Auto auswuchten;
die Achse eines -es;
das Kind kam unter die Räder der Bahn (wurde von der Bahn überfahren);
Ü das R. des Lebens (geh.; das Leben in seiner stetigen Entwicklung);
das fünfte R./fünftes R. am Wagen sein (ugs.; in einer Gruppe o. Ä. überflüssig, nur geduldet sein);
unter die Räder kommen/geraten (ugs.: 1. völlig herunterkommen, moralisch u. wirtschaftlich ruiniert werden. 2. Sportjargon; eine empfindliche Niederlage hinnehmen müssen).
2. Teil einer Maschine, eines Getriebes, eines Gerätes o. Ä. in Form eines 2Rades (1), das in drehender Bewegung verschiedenen Zwecken (wie Übertragung von Kräften o. Ä.) dient:
ein gezahntes R.;
die Räder der Maschine stehen still;
nur/bloß ein R./Rädchen im Getriebe sein (jmd. sein, der ohne Eigenverantwortung od. Entscheidungsgewalt in ein System eingebettet ist);
bei jmdm. ist ein R./Rädchen locker/fehlt ein R./Rädchen (ugs.; jmd. ist nicht ganz normal, nicht ganz bei Verstand);
ein R. abhaben (ugs.; nicht recht bei Verstand sein);
ein großes R. drehen (etwas Schwieriges unternehmen).
3. Kurzf. von Fahrrad:
sein R. hat zwölf Gänge;
sich aufs R. schwingen;
mit dem R. wegfahren, stürzen;
sie kann nicht R. fahren;
R. fahren (ugs. abwertend; sich Vorgesetzten gegenüber um eigener Vorteile willen unterwürfig verhalten, Untergebene jedoch schikanieren).
4. (Geschichte) (im MA.) der Vollstreckung der Todesstrafe dienendes Gerät in Form eines großen 2Rades (1), in dessen Speichen der Körper des Verurteilten gebunden wird, nachdem seine Gliedmaßen zerschmettert worden sind:
dem Mörder drohte das R.;
jmdn. aufs R. binden (ihn rädern).
5. (Turnen) seitwärts ausgeführter, langsamer Überschlag, wobei Hände u. Füße jeweils in größerem Abstand aufsetzen:
ein R. auf dem Schwebebalken ausführen;
schlag mal ein R.!;
R. schlagen (eine Übung ausführen, die aus mehrmaligen langsamen Überschlägen seitwärts besteht).
6. Gebilde von fächerartig aufgestellten u. gespreizten langen Schwanzfedern bei bestimmten männlichen Vögeln, das in seiner Form an ein 2Rad (1) erinnert:
der Truthahn spreizte seine Schwanzfedern zu einem R.;
ein R. schlagen (die Schwanzfedern fächerartig aufstellen u. spreizen: der Pfau schlug ein R.)

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I
Rad
 
[Abkürzung für englisch radiation absorbed dose »absorbierte Strahlungsdosis«] das, -(s)/-, Dosimetrie: Einheitenzeichen rd, nichtgesetzliche Einheit der Energiedosis (Dosis); 1 rd = 0,01 Gray.
II
Rad,
 
Rollkörper, im engeren Sinn Maschinenelement, dessen äußere runde Begrenzung (Radkranz, Felge) über Speichen (Speichenrad) oder eine Scheibe (Scheibenrad) mit der Nabe verbunden ist; durch diese ist das Rad fest oder drehbar an der Achse befestigt. Pkw-Räder sind meistens Scheibenräder, deren schüsselförmige Scheibe aus Stahlblech gepresst und mit der Felge verschweißt wird (früher auch Nietverbindung). Zur Massereduzierung und besseren Bremsenkühlung befinden sich Löcher oder Schlitze in der Scheibe. Für Sportwagen werden auch Leichtmetall-Gussräder verwendet; für schwere Nutzfahrzeuge werden Stahlguss-Speichenräder eingesetzt, deren Speichenarme an die Felge geschraubt werden. Zweiradfahrzeuge werden meistens mit Drahtspeichenrädern mit vielen dünnen Stahldrahtspeichen ausgerüstet. Bei den Rädern von Schienenfahrzeugen wird auf die konische oder gewellte Radscheibe der Radreifen (Laufkreis) mit der Lauffläche und dem Spurkranz aufgeschrumpft und durch einen Sprengring gesichert.
 
Geschichte:
 
Älteste Räder aus zusammengesetzten Holzscheiben für Wagen sind in Mesopotamien und im Schwarzmeergebiet im 4. Jahrtausend v. Chr. belegt, die Darstellung eines Scheibenrads findet sich auf einem Relief aus dem sumerischen Ur (etwa 2600 v. Chr.); ein Tonmodell eines Büffelkarrens ist aus der Harappakultur bekannt. In Europa stammen die ältesten Komposit-Scheibenräder aus einer schnurkeramischen Siedlung (etwa 2000 v. Chr.) in Zürich. Aus Mooren Nord- und Westeuropas sind aus jungsteinzeitlichen Fundzusammenhängen Reste von Scheibenrädern von 50 bis 90 cm Durchmesser erhalten. Wagenräder mit Speichen finden sich um 2000 v. Chr. in Nordmesopotamien und um 1600 v. Chr. bei dem ägyptischen Streitwagen. Im Laufe der Bronzezeit verbreitete sich das aus Bronze gegossene vier- bis achtspeichige Rad in ganz Europa. Seit der späten Hallstattzeit wurde das Rad mit Felge und Speichen aus Holz und eisernen Radreifen hergestellt. In China kannte man bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. Räder mit schräg eingesetzten Speichen; in Europa tauchte diese Bauweise erst im 15./16. Jahrhundert n. Chr. auf. - Im vorkolumbischen Amerika war das Rad als Gebrauchsgerät unbekannt.
 
Religionswissenschaft
 
und Volkskunde: Das Rad ist ein Symbol der Bewegung, des Sonnenweges durch Raum und Zeit, des menschlichen Lebenslaufs und der Welt. Es versinnbildlicht einerseits eine zyklische Weltauffassung, der zufolge alle Dinge periodisch wiederkehren, andererseits das Auf und Ab des Werdens und die Vergänglichkeit. Das Rad taucht als Sonnensymbol wie der Kreis bereits in der Jungsteinzeit auf (Radkreuz, Scheibe); es spielt in zahlreichen Religionen, u. a. im Hinduismus (Wagenfahrt des Sonnengottes Surya), im Buddhismus (»Rad der Lehre«, »Rad des Lebens«, »Rad der Wiedergeburten«) und im Christentum (mittlere Fensterrose in Kathedralen als Symbol des Kosmos, Kreuz im Rad als Hinweis auf Jesus Christus als Kosmokrator oder Weltenherrscher) eine Rolle. In der Antike galt das Rad als Glückszeichen (Attribut der griechischen Göttin Tyche und der römischen Fortuna), im Mittelalter als Allegorie der Unbeständigkeit des Glücks. Im Volksbrauch spielt das Rad seit dem Mittelalter bei den Feuerbräuchen am Funkensonntag (Scheibenschlagen) und zu Ostern besonders in mittel- und westdeutschen Gebieten eine Rolle. Beim »Radrollen« werden mit Stroh umflochtene Wagenräder angezündet und vom Berg herabgerollt (noch heute beim Osterfeuer in Lügde und im südbadischen Raum).
 
Literatur:
 
Achse, R. u. Wagen. Fünftausend Jahre Kultur- u. Technikgesch., hg. v. W. Treue (Neuausg. 1986).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
Rad: Seine Erfindung veränderte die Welt
 
III
Rad,
 
Gerhard von, evangelischer Theologe, * Nürnberg 21. 10. 1901, ✝ Heidelberg 31. 10. 1971; seit 1934 Professor für Altes Testament in Jena, 1945 in Göttingen, 1950 in Heidelberg. Ausgehend von der formgeschichtlichen Methode versuchte er, im Alten Testament bezeugte Traditionen und Texte auf kultische Handlungen (Feste, Gottesdienst) zurückzuführen und gewann so überlieferungs- und traditionsgeschichtliche Einsichten (z. B. über das Wachstum des Pentateuchstoffes). Theologisch akzentuierte Rad die Einheit von Glaube, Vernunft und Erfahrung im alten Israel.
 
Werke: Das erste Buch Mose, Genesis, 3 Bände (1949-53); Theologie des Alten Testaments, 2 Bände (1957-60); Gesammelte Studien zum Alten Testament, 2 Bände (1958-73).
 
Literatur:
 
Probleme bibl. Theologie. G. v. R. zum 70. Geburtstag, hg. v. H. W. Wolff (1971);
 J. L. Crenshaw: G. v. R. Grundlinien seines theolog. Werks (a. d. Amerikan., 1979);
 R. Smend: Dt. Alttestamentler in drei Jahrhunderten (1989).

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1Rạd, das; -[s], - [engl. rad, Kurzwort aus: radiation absorbed dosis] (früher): Gray (Zeichen: rad, rd).
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2Rad, das; -es, Räder [mhd. rat, ahd. rad, urspr. = das Rollende; vgl. lat. rota = Rad]: 1. kreisrunder, scheibenförmiger, um eine Achse im Mittelpunkt drehbarer Teil eines Fahrzeugs, auf dem sich dieses rollend fortbewegen kann: große, kleine Räder; die vorderen, hinteren Räder eines Fahrzeugs; die Räder schleifen, quietschen; ein R. des Wagens ist gebrochen, abgegangen; die Räder des Autos rollten, gingen über die Verletzte hinweg, mahlten im Sand; bei Glatteis greifen die Räder nicht; Speiche um Speiche sich drehende Räder (Plievier, Stalingrad 78); Auf dem Parkplatz ... schob sie das schwere Gefährt, dessen Räder sich immer wieder quer stellten (Handke, Frau 60); ein R. am Auto austauschen, wechseln, montieren, auswuchten; die Speichen, Felgen, die Achse eines -es; der Wagen hat drei Räder, läuft auf drei Rädern; die alte Frau wurde von den Rädern des Wagens erfasst und mitgeschleift; das Kind kam unter die Räder der Bahn (wurde von der Bahn überfahren); Ü das R. des Lebens (geh.; das Leben in seiner stetigen Entwicklung); das R. der Geschichte, der Zeit (geh.; die Geschichte, die Zeit in ihrem stetigen Fortschreiten) lässt sich nicht anhalten, nicht zurückdrehen; *das fünfte R./fünftes R. am Wagen sein (ugs.; in einer Gruppe o. Ä. überflüssig, nur geduldet sein): Der Chef hat seine Möbelfabrik, und ob ich Aufträge reinbringe..., ist ihm eigentlich ganz gleich ... Man ist das fünfte R. am Wagen (Döblin, Alexanderplatz 56); das R. neu erfinden (etw., was bereits perfekt, optimal ist, noch einmal erarbeiten, durchgehen, verbessern; meist verneint): du brauchst bei deiner Konzeption nicht das R. neu zu erfinden; unter die Räder kommen/geraten (ugs.; 1. völlig herunterkommen, moralisch u. wirtschaftlich ruiniert werden: Miet- und Arbeitsverhältnis sind Grundlagen des Lebens der Familie, und da muss man sehen, dass man nicht unter die Räder kommt [Mieterzeitung 11, 1969, 8]. 2. Sport Jargon; eine empfindliche Niederlage hinnehmen müssen; nach dem Bild des Überfahrenwerdens). 2. Teil einer Maschine, eines Getriebes, eines Gerätes o. Ä. in Form eines Rades (1), das in drehender Bewegung verschiedenen Zwecken (wie Übertragung von Kräften o. Ä.) dient: ein gezahntes, metallenes R.; die Räder der Maschine surren, sausen, laufen auf Hochtouren, stehen still; sie geriet mit den Kleidern in die Räder der Maschine; eine Mühle, die noch von einem R. (Mühlrad) angetrieben wird; R alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will (nach G. Herwegh, Bundeslied für den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein 1863); *nur/bloß ein R./Rädchen im Getriebe sein (jmd. sein, der ohne Eigenverantwortung od. Entscheidungsgewalt in ein System eingebettet ist); bei jmdm. ist ein R./Rädchen locker/fehlt ein R./Rädchen (ugs.; jmd. ist nicht ganz normal, nicht ganz bei Verstand); ein R. abhaben (ugs.; nicht recht bei Verstand sein): Kommentar aus dem Bundesumweltministerium zur Molkeoffensive Brüderles: „Der hat doch ein R. ab“ (Spiegel 20, 1989, 256). 3. kurz für ↑Fahrrad: ein stabiles, klappriges R.; sein R. hat zwölf Gänge; das R. schieben, an die Mauer [an]lehnen, besteigen, abschließen; sich aufs R. schwingen; aufs R., vom R. steigen; mit dem R. wegfahren, stürzen; Sie hätten Sabine und Helmut gern bis Nußdorf mitgenommen, aber sie seien mit den Rädern da (M. Walser, Pferd 34); sie lernt R. fahren, fährt in ihrer Freizeit gern R.; *R. fahren (ugs. abwertend; sich Vorgesetzten gegenüber um eigener Vorteile willen unterwürfig verhalten, Untergebene jedoch schikanieren). 4. (hist.) (im MA.) der Vollstreckung der Todesstrafe dienendes Gerät in Form eines großen Rades (1), in dessen Speichen der Körper des Verurteilten gebunden wird, nachdem seine Gliedmaßen zerschmettert worden sind: dem Mörder drohte das R., die Strafe des -es, die Hinrichtung durch das R.; jmdn. aufs R. binden, flechten, spannen (ihn rädern). 5. (Turnen) seitwärts ausgeführter, langsamer Überschlag, wobei Hände u. Füße jeweils in größerem Abstand aufsetzen: ein R. am Boden, auf dem Schwebebalken ausführen; *ein R. schlagen (einen langsamen Überschlag seitwärts ausführen); R. schlagen (mehrmals hintereinander einen langsamen Überschlag seitwärts ausführen). 6. Gebilde von fächerartig aufgestellten u. gespreizten langen Schwanzfedern bei bestimmten männlichen Vögeln, das in seiner Form an ein Rad (1) erinnert: das mächtige R. eines Pfaus; der Uhu, der Truthahn spreizte seine Schwanzfedern zu einem R.; *ein R. schlagen (die Schwanzfedern fächerartig aufstellen u. spreizen): der Pfau schlug ein R. 7. (landsch.) 1Scheibe (2) Wurst: In der Nachbarschaft ließen sich die Töchter ... gelegentlich ein Rädchen Wurst zustecken (Weltwoche 17. 9. 87, o. S.).

Universal-Lexikon. 2012.