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Shelley
Shelley
 
['ʃeli],
 
 1) Mary Wollstonecraft, englische Schriftstellerin, * London 30. 8. 1797, ✝ ebenda 1. 2. 1851, Tochter von William und Mary Godwin, ab 1816 Ȋ mit P. B. Shelley, dessen Werke sie nach seinem Tod herausgab. Sie selbst verfasste Romane, Biographien und Erzählungen, oft in kontinentaler Szenerie mit historischem Hintergrund, mit Anklängen an Sciencefiction und mit den Mitteln des Schauerromans. Ihr bekanntestes Werk ist der Schauerroman »Frankenstein, or The modern Prometheus« (3 Bände, 1818; deutsch »Frankenstein, oder der moderne Prometheus«). »The last man« (1806; deutsch »Verney, der letzte Mensch«) ist eine bis ins Jahr 2100 reichende Antiutopie.
 
Weitere Werke: Romane: Valperga, 3 Bände (1823); Lodore (1835).
 
Reisebuch: Rambles in Germany and Italy in 1840, 1842 and 1843 (1844).
 
Ausgaben: Collected tales and stories, herausgegeben von C. E. Robinson (1976); The journals 1814-1844, herausgegeben von P. R. Feldman und D. Scott-Kilvert, 2 Bände (1987); The novels and selectel works, herausgegeben von N. Crook und P. Clemit, 8 Bände (1996).
 
Literatur:
 
A. K. Mellor: M. S. Her life, her fiction, her monsters (New York 1989);
 E. Sunstein: M. S. Romance and reality (Neuausg. Baltimore, Md.,1991).
 
 2) Percy Bysshe, englischer Dichter, * Field Place (bei Horsham, County West Sussex) 4. 8. 1792, ✝ (bei einem Segelunfall) bei Viareggio 8. 7. 1822; entstammte einer begüterten Adelsfamilie, schrieb bereits während der Schulzeit in Eton (1804-10) u. a. Gedichte und einen Schauerroman. Die zusammen mit Thomas Jefferson Hogg (* 1792, ✝ 1862) verfasste Streitschrift »The necessity of atheism« (1811) führte zur Relegation von der Universität Oxford. Kurz darauf brannte Shelley mit der Gastwirtstochter Harriet Westbrook durch und heiratete sie in Schottland, was zum endgültigen Bruch mit seiner Familie führte. Von Jugend an erfüllt von Abneigung gegen jede Art der Einengung des Individuums und auf der Suche nach einer besseren Welt der Freiheit und des spirituellen Einsseins mit der Natur, wurde Shelley zunächst beeinflusst von der anarchistisch-atheistischen Philosophie W. Godwins, die in sein politisch-philosophisches Lehrgedicht »Queen Mab« (1813; deutsch »Königin Mab«, auch unter dem Titel »Feenkönigin«), seine politischen Agitationsschriften (»An address to the Irish people«, 1812), die Dichtung »Alastor« (1816; deutsch) sowie in das Epos »Laon and Cythna« (1817, erweiterte Fassung 1818 unter dem Titel »The revolt of Islam«; deutsch »Die Empörung des Islam«) Eingang fand, das für geistige Schönheit und ein von Liebe gelenktes Gemeinwesen eintritt. Später fand Shelley, ausgehend von Platons Ideenlehre, zu einem eigenen pantheistischen Weltbild. - Nachdem Shelley seine Frau wegen Mary, der Tochter Godwins, verlassen hatte (bereits 1814 reisten sie u. a. in die Schweiz, wo sie mit G. G. Lord Byron zusammentrafen; Heirat 1816), übersiedelte er 1818 endgültig mit seiner Familie nach Italien. Dort entstand sein Hauptwerk, das lyrisch-philosophische Drama »Prometheus unbound« (1820; deutsch »Der entfesselte Prometheus«), dessen Handlungsverlauf die Fabel des Aischylos unter dem utopischen Thema der Befreiung der Menschheit durch Selbstvollendung mittels Hoffnung und Liebe umkehrt; in Italien schrieb er ferner politische Protestgesänge (»The mask of anarchy«, 1819, gedruckt 1832; Nachdichtung von B. Brecht 1938 unter dem Titel »Maskenzug der Anarchie«), die gewaltloses Aufbegehren gegen politische Unterdrückung fordern; dort verfasste er auch die pantheistischen Naturgedichte »Ode to the west wind« und »To a skylark« (beide 1820), die melodramatische Renaissancetragödie »The Cenci« (1819; deutsch »Die Cenci«) und die an P. Sidney anknüpfende dichtungstheoretische Abhandlung »The defense of poetry« (herausgegeben 1840) über die schöpferische und erlösende Macht der dichterischen Imagination. Die pastorale Elegie »Adonais« (1821; deutsch) auf den Tod von J. Keats verleiht Shelleys Glauben an die unsterblich in die kosmische Ganzheit eingehende menschliche Seele Ausdruck; »Epipsychidion« (1821) ist ein autobiographisches Gedicht über die Suche nach der idealen Schönheit in Gestalt des Weiblichen. - Sein poetisch-philosophisches Werk gehört zu den bedeutendsten Leistungen der englischen Romantik.
 
Ausgaben: Essays, letters from abroad, translations and fragments, herausgegeben von M. Shelley (1840); The complete works, herausgegeben von R. Ingpen u. a., 10 Bände (1926-30, Nachdruck 1965); The letters, herausgegeben von F. L. Jones, 2 Bände (1964); Posthumous poems, herausgegeben von I. Massey (Neuausgabe 1969); Poetry and prose, herausgegeben von D. H. Reiman u. a. (1977); Poetical works, herausgegeben von T. Hutchinson (Neuausgabe 1988); The prose works, herausgegeben von E. B. Murray, auf mehrere Bände berechnet (1993 folgende).
 
Dichtungen, herausgegeben von A. Wolfenstein (1922); Ausgewählte Werke, herausgegeben von H. Höhne (1985).
 
Literatur:
 
N. I. White: S., 2 Bde. (New York 1940, Nachdr. ebd. 1972);
 C. H. Baker: S.'s major poetry (London 1948, Nachdr. New York 1961);
 E. Blunden: S. (a. d. Engl., 1948);
 A. Maurois: Ariel oder das Leben S.s (a. d. Frz., Neuausg. Leipzig 1954);
 E. R. Wassermann: S. A critical reading (Baltimore, Md., 1971);
 J. Chernaik: The lyrics of S. (Cleveland, Oh., 1972);
 P. M. S. Dawson: The unacknowledged legislator. S. and politics (Oxford 1980);
 M. H. Scrivener: Radical S. The philosophical anarchism and utopian thought of P. B. S. (Princeton, N. J., 1982);
 R. Tetreault: The poetry of life. S. and literary form (Toronto 1987);
 M. O'Neill: P. B. S. (London 1989);
 D. H. Reiman: P. B. S. (Neuausg. Boston, Mass., 1990);
 J. Wallace: S. and Greece (Basingstoke 1997).
 

Universal-Lexikon. 2012.