Poniatọwski,
polnische, besonders im 17. und 18. Jahrhundert einflussreiche Magnatenfamilie; sie existiert noch in einer fürstlichen Nebenlinie in Frankreich. - Bedeutende Vertreter:
1) Józef Fürst, polnischer General und napoleonischer Marschall, * Wien 7. 5. 1763, ✝ bei Leipzig 19. 10. 1813, Enkel von 3); zunächst österreichischer Offizier. 1789 zum polnischen Generalmajor ernannt, begann er den organisatorischen Aufbau der polnischen Armee und war 1791/92 vorübergehend ihr Oberbefehlshaber. 1794 nahm er als Divisionskommandeur am Aufstand T. Kościuszkos teil, nach dessen Niederschlagung und der 3. Polnischen Teilung er sich ins Privatleben zurückzog. Nach dem Einmarsch der Franzosen in Warschau (1806) Oberbefehlshaber und seit 1807 Kriegsminister im Herzogtum Warschau, führte er 1809 den Feldzug gegen Österreich in Galizien. Im Russischen Feldzug von 1812 kommandierte er das V. Armeekorps. Nach der Rückkehr nach Warschau lehnte er den Übertritt auf die russische Seite ab, unterstützte Napoleon I. bei Lützen und deckte dessen Rückzug bei Leipzig (auf dem Schlachtfeld zum Marschall von Frankreich ernannt); schwer verwundet, ertrank er in der Elster.
2) Michel Casimir Fürst, französischer Politiker, * Paris 16. 5. 1922, ✝ Opio (Département Alpes-Maritimes) 15. 1. 2002; Jurist, ab 1955 in verschiedenen Regierungen der Vierten Republik tätig, seit 1959 enger Mitarbeiter des späteren Staatspräsidenten V. Giscard d'Estaing (in dessen Amtszeit 1974-77 Innenminister, 1977-81 Persönlicher Botschafter); 1967-73 Abgeordneter der Unabhängigen Republikaner in der Nationalversammlung; 1967-73 Generalsekretär, 1975 Präsident dieser Partei, die er neu organisierte. 1979-89 Mitglied des Europäischen Parlaments, seit 1989 Senator. Poniatowski schrieb u. a. mehrere Werke über C. M. de Talleyrand (u. a. »Talleyrand 1789-1799«, 1989).
3) Stanisław Graf, polnischer Offizier und Politiker, * 15. 9. 1676, ✝ Ryki (bei Dęblin) 3. 8. 1762, Großvater von 1); war österreichischer Offizier, dann Adjutant des schwedischen Königs Karl XII., dem er bei Poltawa (1709) das Leben rettete und den er ins Exil begleitete. Als Gesandter in Konstantinopel erreichte er 1710 die Kriegserklärung der Türkei an Russland. Durch seine Heirat (1720) mit Konstanze Czartoryska war er mit der »Familie« Czartoryski verbunden. Im Polnischen Thronfolgekrieg unterstützte er Stanislaus I. Leszczyński, war aber nach 1738 Parteigänger Augusts III. In seiner Broschüre »List ziemianina do pewnego przyjaciela. ..« (1744; deutsch »Briefe eines Landmannes an seinen Freund«) entwickelte Poniatowski ein Reformprogramm.
4) Stanisław August, König von Polen, Stanislaus (Herrscher, Polen).
Universal-Lexikon. 2012.