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Czartoryski
Czartoryski
 
[tʃartɔ'rɪski], litauisch-polnisches Adelsgeschlecht, das wohl von dem litauischen Großfürsten Gedimin abstammt und seit dem 15. Jahrhundert nachgewiesen ist. Es nannte sich nach dem Ort Czartorysk am Styr (Wolhynien) und führte den Fürsten-, seit 1623 den Reichsfürstentitel. Besonders im 18. Jahrhundert erlangten die Czartoryski große politische Bedeutung; sie traten für Reformen und Zusammenarbeit mit Russland ein. Bedeutend:
 
 1) Adam Jerzy (Georg) Fürst, * Warschau 14. 1. 1770, ✝ Montfermeil (bei Paris) 15. 7. 1861, Sohn von 2); lebte nach der 3. Polnischen Teilung (1795) als Garant der Loyalität der Familie Czartoryski am Hof in Sankt Petersburg, wo er die Freundschaft des späteren Kaisers Alexander I. gewann. Czartoryski organisierte als Kurator des Schulbezirkes Wilna (1803-23) das höhere Schulwesen im russischen Teil Polens im nationalen Sinn. 1804 zum russischen Außenminister ernannt, versuchte er vergeblich, seinen Plan einer Wiederherstellung Polens in Personalunion mit Russland gegen Preußen und Österreich zu verwirklichen. Auch nach seiner Abberufung (1806) blieb Czartoryski Berater des Kaisers, den er auf den Wiener Kongress (1814-15) begleitete. Er entwarf die Verfassung von 1815 des Königreiches Polen (Kongresspolen), wurde aber nicht dessen Statthalter. Obwohl Gegner des polnischen Aufstandes von 1830/31, stand er von Januar bis August 1831 an der Spitze der polnischen Nationalregierung. Von der russischen Regierung zum Tode verurteilt und seiner Besitzungen im russischen Teilgebiet Polens beraubt, lebte er danach in Paris, wo sein Haus (»Hôtel Lambert«) zum Zentrum des konservativ-aristokratischen »weißen« Flügels der polnischen Emigration wurde.
 
Ausgabe: Mémoires du prince A. Czartoryski. .., herausgegeben von C. de Mazade, 2 Bände (Paris 1887).
 
 2) Adam Kazimierz (Kasimir) Fürst, * Danzig 1. 12. 1734, ✝ Sieniawa (Galizien) 19. 3. 1823, Vater von 1); nach dem Tod König Augusts III. (1763) wie sein Vetter Stanisław A. Poniatowski polnischer Thronfolgekandidat. Czartoryski beteiligte sich an der Reform des polnischen Unterrichtswesens und war 1788-91 Abgeordneter im polnischen Reichstag. Er stellte sich als Reichstagsmarschall 1812 auf die Seite Napoleons I. gegen Russland. Seinen Hauptsitz Puławy an der Weichsel baute er zu einem kulturellen Zentrum aus.
 

Universal-Lexikon. 2012.