Kommunịstische Partei Chinas
[-ç-], Abkürzung KPCh, im Juli 1921 in Schanghai unter maßgeblicher Mitwirkung der Komintern gegründete politische Partei; größte KP der Erde (1997 rd. 57 Mio. Mitglieder).
Eine erste kommunistische Zelle entstand im Mai 1920 in Schanghai unter der Leitung Chen Duxius, weitere folgten in Peking, Changsha, Hankou, Guangzhou und Jinan, einige bildeten sich auch im Ausland (so in Paris, Tokio). Nach Konstituierung der Partei arbeitete diese auf Initiative der sowjetischen Führung zunächst eng mit der Kuo-min-tang (Abkürzung KMT) zusammen, die im südlichen China unter der Führung Sun Yat-sens ein revolutionäres Regierungssystem aufgebaut hatte. Im Januar 1924 schlossen sich KPCh und KMT zu einer Einheitsfront zusammen und verabschiedeten ein gemeinsames politisches Manifest. Die Mitglieder der KPCh wurden individuell zugleich Mitglieder der KMT und bildeten in dieser einen »inneren Block«.
Nach ihrer gewaltsamen Ausschaltung (1927) durch Chiang Kai-shek, den Oberbefehlshaber der KMT-Streitkräfte, bauten die Kommunisten unter maßgeblicher Beteiligung von Zhu De eigene Streitkräfte auf und errichteten unter Führung Mao Zedongs in der Provinz Jiangxi ein Rätesystem nach sowjetischem Muster. Von den Truppen der KMT-Regierung bedrängt, zogen die Kommunisten auf dem Langen Marsch (1934/35) von Süd- nach Nordchina und schufen sich in der Provinz Shaanxi (im Bereich von Yan'an) ein neues Herrschaftsgebiet. Das 1936 erneut mit der KMT geschlossene Bündnis zerbrach nach dem Ende des Krieges gegen Japan (1937-45). Im Bürgerkrieg (1946/47-49) siegreich, rief die von Mao Zedong geführte KPCh am 1. 10. 1949 die Volksrepublik China aus; unter ihrer Herrschaft setzte bald eine radikale Umgestaltung der Gesellschaft ein. Zunächst im Bündnis mit der UdSSR (»Vertrag über Freundschaft, Bündnis und gegenseitigen Beistand«, 1950; umfassende sowjetische Wirtschafts- und Entwicklungshilfe), entwickelte sich nach 1955/56 ein folgenreicher chinesisch-sowjetischer Konflikt (offener Bruch zwischen KPCh und KPdSU seit der ersten Hälfte der 60er-Jahre bis Ende der 80er-Jahre). Dieser machtpolitisch-ideologische Gegensatz resultierte v. a. aus der chinesischen Ablehnung der Führungsrolle der KPdSU in der kommunistischen Weltbewegung sowie der abweichenden Auslegung des Marxismus-Leninismus (Maoismus) durch Mao Zedong.
Die Innenpolitik der KPCh in den 50er- und 60er-Jahren nahm oft den Charakter von Kampagnen an (Hundert-Blumen-Bewegung, im Rahmen der »Drei Roten Banner« der Große Sprung nach vorn und die Volkskommunen), die zum Teil verheerende Folgen hatten und immer wieder gesellschaftspolitische Kurskorrekturen erzwangen. Die Große Proletarische Kulturrevolution (1965/66-69) erschütterte die Struktur der Partei, in der sich aber - vollends nach dem Tod Mao Zedongs (1976) und der anschließenden Ausschaltung der ultralinken Viererbande - wieder ein pragmatischen Kurs durchsetzte. Maßgeblich bestimmt von Deng Xiaoping leitete die KPCh 1978 eine Politik grundlegender wirtschaftlicher Reformen und der (v. a. ökonomischen) Öffnung nach außen ein, die jedoch nur von einer kurzen Zeit innenpolitischer Lockerung (1978/79) begleitet war. Die anvisierte Modernisierung Chinas (»Sozialismus chinesischer Prägung«) orientierte sich an den parteidoktrinären Auffassungen von der führenden Rolle der KPCh, der Diktatur des Proletariats und dem Primat des Marxismus-Leninismus in Verbindung mit den Mao-Zedong-Ideen. Nachdem es bereits 1986/87 in verschiedenen chinesischen Städten zu Studentenunruhen gekommen war (Rücktritt Hu Yaobangs als Generalsekretär des ZK der KPCh), ließ die KPCh die Demokratie- und Reformbewegung 1989 von der Armee blutig unterdrücken (Bürgerbewegung, China). Nach einer Phase innenpolitischer Restauration leitete Deng Xiaoping, der 1990 sein letztes Führungsamt aufgegeben hatte, 1992 eine Kampagne zur Weiterführung der Wirtschaftsreform ein (1992/93 »sozialistische Marktwirtschaft« zum offiziellen Staatsziel erhoben). Weiterhin strikt an der Einparteienherrschaft festhaltend, führte die KPCh in den 90er-Jahren immer wieder Kampagnen gegen die bedrohliche Ausmaße annehmende Korruption im Partei- und Staatsapparat durch. Nach dem Sturz Zhao Ziyangs als Generalsekretär des ZK (1989) übernahm Jiang Zemin die offizielle Führung der Partei (seit 1993 zugleich Staatspräsident). (China, Geschichte)
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
China: Vom Massenprotest der 20er-Jahre zur japanischen Invasion
China: Der chinesische Bürgerkrieg
Universal-Lexikon. 2012.