iroschottische Kirche
In Britannien führte der Zusammenbruch der Römerherrschaft und die Landnahme der Angelsachsen dazu, dass mit der einheimischen britischen Bevölkerung auch das Christentum in die westlichen Randgebiete der Insel abgedrängt wurde. Die verbleibenden britisch-keltischen Teilreiche machten kaum Versuche, die heidnischen Angelsachsen zum Christentum zu bekehren; zu tief war allem Anschein nach der Graben, der Eroberer und Briten trennte. Dennoch entfaltete das römisch-britische Christentum eine bemerkenswerte Missionskraft, die am Ende nicht nur auf Britannien, sondern auch auf den Kontinent ausstrahlte.
Den Grund hierfür legte der hl. Patrick, der das bereits 431 durch Bischof Palladius eingeleitete Werk der Missionierung Irlands erfolgreich zum Abschluss brachte. Da durch die angelsächsische Landnahme die Beziehungen zur Festlandskirche unterbrochen waren, ging die entstehende britisch-irische Kirche in Organisation, Liturgie und Brauchtum eigene Wege. So verzichtete man darauf, eine Bistumsorganisation aufzubauen; Seelsorge und Mission wurden vielmehr von Klöstern getragen, die nun zu den maßgebenden Zentren der aufblühenden christlich-keltischen Kultur wurden. Besondere Bedeutung erlangte dabei das um 565 von dem hl. Columban d. Ä. und seinen Gefährten gegründete, an der schottischen Westküste gelegene Inselkloster Iona. Von hier aus gelang es Columban und seinen Wandermönchen, die Stämme der schottischen Pikten zu missionieren und dort ein Netz von Klöstern zu errichten.
Die sich auf diese Weise formierende iroschottische Kirche erhielt bald auch Gelegenheit, ihre Missionstätigkeit nach Süden hin auf den Bereich der angelsächsischen Herrschaften auszudehnen, als im Jahre 635 König Oswald von Northumbria den aus Iona stammenden Mönch Aidan ins Land rief mit dem Auftrag, sein Königreich zum christlichen Glauben zu bekehren.
Eine zweite Missionsrichtung zielte auf den Kontinent. Bereits um 590 kamen iroschottische Mönche unter der Leitung des jüngeren Columban aus Kloster Bangor (Irland) ins Frankenreich, gründeten dort als Missionsstützpunkt und neues geistiges Zentrum das Kloster Luxeuil in den Vogesen und zogen später weiter in die Gebiete der Alemannen und Langobarden in Oberitalien (Gründung des Klosters Bobbio). Nach dem Tode Columbans d. J. setzten seine Schüler das Missionswerk (Gründung des Klosters St. Gallen) fort, das sich nun auch auf die Gebiete der ostfränkischen Stämme bis zu den Slawen des Alpenraumes und Böhmens erstreckte.
II
iroschottische Kirche,
Bezeichnung für die weitgehend eigenständige Kirche der von den Kelten besiedelten Insel Irland, die um 430 von Britannien aus missioniert wurde. Als erster Missionar gilt Palladius, eigentlich Apostel Irlands ist der heilige Patrick. Die Christianisierung Irlands scheint ohne Zwang vor sich gegangen zu sein. Es gab keine Märtyrer, sondern Massenübertritte, wobei sogar Druidenschüler als Mönche aufgenommen wurden. Dabei kam es zu einer gegenseitigen Durchdringung: Das Christentum wurde in die keltische Religiosität integriert, und umgekehrt nahm das Christentum keltische Traditionen (die Clanordnung als soziale Struktur; keltische Sprache) auf und verarbeitete sie. Es entstand eine von Rom unabhängige (Mönchs-)Kirche, die sich bis zur Synode von Whitby (664) mit ihren eigenständigen Elementen (eigener Ostertermin, Rundprozessionen, Tonsur, Praxis der Privatbeichte) behaupten konnte. Die kirchlichen Zentren bildeten die Klöster, deren Äbte die höchste Autorität in der kirchlichen Organisation darstellten. Bedeutende Klöster waren Armagh, Clonmacnoise und Bangor, denen berühmte Schulen angeschlossen waren. - Die eigenständige Kirchenform schwand vom 7. Jahrhundert an durch die Romanisierung. Keltische Einflüsse, vermittelt durch eine starke mündliche Tradition, blieben jedoch durch die iroschottische Mission weiter in der christlichen Theologie (besonders bei Johannes Scotus Eriugena) wirksam.
Literatur: iroschottische Mission.
Universal-Lexikon. 2012.