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Vogesen
Wasgenwald (veraltet); Wasgauen (veraltet); Wasigenwald (veraltet)

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Vo|ge|sen <Pl.> [vo…]:
südwestliches Randgebirge der Oberrheinischen Tiefebene.

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Vogesen
 
[v-], französisch Vosges [voːʒ], früher deutsch Wạsgenwald, Mittelgebirge in Ostfrankreich; erstreckt sich über 125 km am Westrand des Oberrheinischen Tieflandes. Die Übergänge im Norden zum Pfälzer Wald und im Westen, wo das Grundgebirge unter die Schichten des lothringischen Schichtstufenlandes abtaucht, gestalten sich fließend. Die Begrenzung gegen den Pfälzer Wald bildet die Zaberner Senke. Markant ist der zum Oberrheingraben abfallende, durch kurze Abdachungstäler gegliederte Ostrand der Vogesen, an dessen Fuß es zur Ausbildung einer Vorbergzone kam; sie weist in tieferen Lagen vielfach Lössbedeckung auf und zeichnet sich im Lee der Vogesen als klimabegünstigter Raum aus (Hauptweinbaugebiet des Elsass). Von ähnlicher Beschaffenheit ist der Südabfall der Vogesen zur Burgundischen Pforte. Im Süden liegen die Hauptmassive der Vogesen mit Großem Belchen (1 423 m über dem Meeresspiegel), Hohneck (1 362 m über dem Meeresspiegel) und Elsässer Belchen (1 247 m über dem Meeresspiegel). Die hoch gelegenen Teile der Vogesen stellen ein Kammgebirge dar. Nahe dem Hauptkamm, der vom Donon (1 009 m über dem Meeresspiegel) in den nördlichen Vogesen über den Hohneck zum Elsässer Belchen verläuft, entspringen viele Flüsse, die fast alle (auch die zunächst westwärts gerichteten wie Meurthe und Mosel) dem Rhein zufließen, nur im äußersten Süden dem Mittelmeer. Weithin besitzen die Vogesen jedoch flächenhaften Charakter. Spuren von mehreren eiszeitlichen Vergletscherungen (späte Riß-, frühe Würm-Eiszeit) finden sich in den Südvogesen.
 
Da die Vogesen im Bereich überwiegend westlicher Luftströmungen liegen, zeigt sich zwischen Westen und Osten deutlich ein klimatischer Gegensatz. Durch Stau verursacht, steigen die Niederschläge bis zum Hauptkamm von etwa 1 000 mm auf 1 960 mm pro Jahr an, wogegen die unter Föhnwirkung stehende Leeseite des Gebirges um 500 mm Jahresniederschlag empfängt.
 
Die natürliche Vegetation besteht oberhalb einer Fußstufe mit Buchen ab 400/600 m über dem Meeresspiegel aus Tannen-Buchen-Wald, der bei 1 000 m über dem Meeresspiegel in einen Buchen-Fichten-Bergahorn-Mischwald übergeht. Die Gipfellagen sind, soweit sie nicht kümmerwüchsige Buchenbestände tragen, aufgrund der Weidewirtschaft waldfrei oder werden von sumpfigen und vertorften Arealen eingenommen.
 
Die Besiedlung ging von den am Rande gelegenen Klöstern aus. In den elsässischen Vogesentälern herrschen die als Formen des Altsiedellandes übernommenen Großweiler und Haufendörfer vor; geschlossene Siedlungen kennzeichnen auch die tieferen Lagen in den Tälern von Meurthe, Mosel und der Saônezuflüsse, dagegen hat sich im übrigen, lothringisch besiedelten Teil der Vogesen die Einzelhofstreusiedlung durchgesetzt. Die Dauersiedlungen reichen maximal bis in 1 000 m über dem Meeresspiegel, darüber liegen jedoch zahlreiche im Rahmen der Almwirtschaft temporär bewohnte Siedlungen. Die heutigen agrarischen Bewirtschaftungsformen tendieren zur Dauergrünlandnutzung in Verbindung mit Milchviehhaltung (große Käsereien).
 
Die Nutzung der Wälder hat zur Entstehung von Holz- und Papierindustrie geführt. Seit Mitte des 18. Jahrhunderts hat sich dann, ausgehend von Mülhausen, die Textilindustrie entwickelt (wichtige Standorte heute: Remiremont und Saint-Dié). Von ihrer Blütezeit im 19. und zu Anfang des 20. Jahrhunderts zeugt ein Netz von kleinen und mittleren Textilverarbeitungsbetrieben. Diese Einseitigkeit der gewerblichen Struktur hat in Verbindung mit einer anhaltenden Krise in der Textilindustrie zu massiver Bevölkerungs-Abwanderung geführt. Heute soll v. a. der Fremdenverkehr, dessen Zentrum der Luftkurort Gérardmer ist, einen wirtschaftlichen Ausgleich schaffen. Neben den Heilbädern Vittel, Contrexéville, Plombières-les-Bains, Bains-les-Bains, Bussang und Luxeuil-les-Bains spielen v. a. die Wintersportgebiete am Großen Belchen, von Hohneck und am Champ du Feu eine wichtige Rolle. Verkehrsmäßig sind die Vogesen, trotz ihrer geringen Durchgängigkeit - es gibt nur wenige niedrige Pässe -, durch Straßen gut erschlossen. Seit 1976 verkürzt der 6,9 km lange Vogesentunnel, der parallel zum Eisenbahntunnel verläuft, die Straßenverbindung Schlettstadt-Saint-Dié.
 
Literatur:
 
H. Eggers: Schwarzwald u. V. (1964);
 H. Preusser: Die Hochweidewirtschaft in den V. (1978).
 

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Vo|ge|sen [vo...] <Pl.>: südwestliches Randgebirge der Oberrheinischen Tiefebene.

Universal-Lexikon. 2012.