Drogen
[französisch, wohl zu niederdeutsch droge-fate »trockene Fässer«, »Fässer mit Trockenware« (dann wahrscheinlich irrtümliche Bezeichnung für den Inhalt der Fässer)], Singular Droge die, -, im engeren und eigentlichen Sinn Sammelbezeichnung für Präparate pflanzlichen, tierischen und mineralischen Ursprungs, die getrocknet oder anderweitig konserviert in den Handel kommen und als Heilmittel (Phytopharmaka), Stimulanzien oder Gewürze Verwendung finden (z. B. Kräuter, Blüten, Samen, Wurzeln, Pilze, Rinden, Harze, Balsame). Außerdem wird der Begriff Drogen heute auch häufig im Sinne von englisch drug (Arzneimittel) oder aber im Sinne von Rauschdrogen, Suchtdrogen (Rauschgifte) verwendet.
Kulturgeschichtliches:
Die Heilwirkung (wie auch die halluzinogene Wirkung) bestimmter Pflanzen war schon in vorgeschichtlicher Zeit bekannt. Heilpflanzen wurden gesammelt und getrocknet aufbewahrt. Auch die giftige Wirkung einiger Drogen wurde früh erkannt und z. B. als Pfeilgift ausgenutzt. Drogen bildeten in vorgeschichtlicher Zeit und bei Naturvölkern einen wichtigen Tauschartikel, ebenso waren sie für die frühen Hochkulturen ein besonderes Handelsgut (z. B. Myrrhe, Zimt). Älteste Nachrichten über Drogen und Drogenhandel stammen aus Babylonien und Ägypten. Fremdländische Drogen wurden schon im Altertum und Mittelalter oft mit Gold aufgewogen. Byzantinische, arabische und jüdische Kaufleute und Ärzte vermittelten dem Abendland im frühen Mittelalter orientalische Drogen. Germanen, Kelten und Slawen bereiteten aus einheimischen Pflanzen wirksame Heilmittel. Das »Capitulare de villis« Karls des Großen empfahl auch den Anbau zahlreicher Drogenpflanzen. Albertus Magnus beschrieb etwa 250, Konrad von Megenberg etwa 90 Arzneipflanzen und Drogen. Die Arzneimittellehre Ibn al-Baitars weist etwa 1 400 Pflanzen und Drogen auf, darunter fast alle, die auch bei Dioskurides und Plinius des Älteren erwähnt wurden. Marco Polo berichtete von einigen Drogen und Arzneipflanzen des Vorderen Orients und Ostasiens: Aloe, Haschisch, Kampfer, Rhabarber, Zucker. Für die pflanzlichen Drogen sind außerdem der Mainzer »Hortus sanitatis« (1485) sowie die Kräuterbücher des 16. Jahrhunderts von Bedeutung. Nach der Entdeckung Amerikas wurden in Europa Chinin, Brechwurzel, Guajak und Faulbaum bekannt. Die umfassendste Drogenkunde seiner Zeit bot C. Clusius. Wie schon aus der Diadochenzeit sind aus dem 16. Jahrhundert zahlreiche Versuche mit giftigen Drogen (z. B. Aconitum) und Gegengiften an Verbrechern und Tieren belegt.
F. Berger: Hb. der D.-Kunde, 7 Bde. (Wien 1949-67);
H. A. Hoppe: D.-Kunde, 3 Bde. (81975-87);
D. Frohne: Anatomisch-mikrochem. D.-Analyse (31985);
H. Morck: D.-Kunde für pharmazeutisch-techn. Assistenten (31988);
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Drogen und Gifte
Universal-Lexikon. 2012.