Weserrenaissance
[-rənɛsãːs], Bezeichnung für die aufgrund einer besonderen wirtschaftlichen Blüte entstandene Baukunst im Wesergebiet (etwa 1520-1630) mit repräsentativen, meist aus Sandstein errichteten städtischen Bauten und Schlössern. In Anlehnung an den einheimischen Fachwerkbau und unter italienischem, v. a. aber niederländischem und französischem Einfluss entstanden meist mehrflügelige Schlossbauten mit regelmäßigem Grundriss. Sie besitzen häufig einen Wendeltreppenturm und sind mit reicher Ornamentik ausgestattet, in der zu Beginn noch spätgotische Elemente weiterleben. Die Entwicklung führt von den Bauten der Frühzeit in Stadthagen (J. Unkair) über Bauten in Schwöbber, Hämelschenburg, Varenholz (Gemeinde Kalletal) bis zu dem Schlossbau in Bevern. Typisch für Schlösser, Rat- und Bürgerhäuser sind reich geschmückte Fassaden, zum Teil mit Erkervorbauten (Auslucht). Besonders eindrucksvoll ist die variationsreiche Gestaltung ganzer Straßenzüge in Lemgo, Hameln und Minden. Bedeutende Beispiele u. a. in Paderborn, Detmold, Bielefeld, Herford, Bad Salzuflen, Petershagen, Nienburg, Bremen, Celle und Hann. Münden. 1989 wurde in Schloss Brake in Lemgo ein Weserrenaissance-Museum eröffnet.
W. Siebert: Der Weg zum Manierismus im Mittelweserraum (1985);
Beitrr. zur Renaissance zw. 1520 u. 1570, bearb. v. P. Krutisch (1991);
Der Weserraum zw. 1500 u. 1650 (1993);
Baudekoration als Bildungsanspruch, Beitrr. v. B. Uppenkamp u. a. (1993).
Universal-Lexikon. 2012.